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Madden NFL 11 (Sport) – Madden NFL 11

Seit über 20 Jahren wird der virtuelle American Football von der Madden-Serie dominiert – zumindest im Ausland. Denn im nunmehr zweiten Jahr ist der Sport für die deutsche Niederlassung von Electronic Arts kein Thema mehr. Das ist insofern bedauerlich, da nach dem ernüchternden Vorgänger einige viel versprechende Neuerungen eingebaut wurden.

© EA Tiburon / Electronic Arts

Das Kreuz mit der Dominanz

Spricht man in der Videospielewelt von American Football, redet man gemeinhin von der Madden-Serie, die seit über 20 Jahren ganz vorne im Sportspielmarkt mitmischt. Die allgemeine Qualität, die den virtuellen Football bei EA auszeichnet, hat natürlich großen Anteil daran. Aber es liegt auch an mangelnder Konkurrenz. Egal ob Accolades Joe Montana Football, die 2K-Footballs oder Midway mit seinen Blitz-Titeln: Alle Newcomer hatten oder haben es schwer, sich neben dem mittlerweile alleinigen Inhaber der Lizenz rund um Americas National Football League zu platzieren.

Die Touchdown-Jagd zeigt sich dieses Jahr vor allem hinsichtlich der Benutzerführung verbessert.

Dabei hat die teils hochklassige Konkurrenz, allen voran natürlich die 2K Sports-Titel von Visual Concepts und mit Einschränkungen auch die Blitz-Serie auch immer dafür gesorgt, dass EA sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen konnte. Das Football-Wettrüsten, das sich dadurch ergab, hatte letztlich nur Vorteile für die Spieler, die sich sicher sein konnten, dass die Teams auch wirklich das Letzte geben, um den Gegner auszustechen. Ein Phänomen, das in den letzten Jahren nur noch beim anderen großen Sport-Duell FIFA gegen PES für Freude und die Einführung neuer Spielmechaniken sorgen konnte.

EAs Tiburon-Studio hingegen schien sich vor allem letztes Jahr eher auszuruhen, nachdem man in der Ausgabe zuvor endlich auch visuell auf HD-Konsolen angekommen war. Wer sollte auch den Platz an der Sonne gefährden? Doch dann kam die Ankündigung des mehr oder weniger unabhängig entwickelten Backbreaker. Das konnte in seiner finalen Version zwar hinsichtlich Umfang und einigen mechanischen Elementen nicht ganz die Erwartungen und Hoffnungen erfüllen, in einem Punkt jedoch beinahe spielend einfach an Madden vorbeiziehen: die Physik der Tacklings. Akkurat und glaubwürdig berechnet, konnte selbst die wuchtige Inszenierung des Maddenschen Körper-Aufeinandertreffens nicht mehr mithalten.

Einfach… Eine gute Idee…

Daran wird sich auch mit Madden NFL 11 (M11) nichts ändern. Die Tackles usw. wurden zwar verbessert und aufgewertet, können aber immer noch nicht mit der Euphoria-Physik mithalten, die Backbreaker so außergewöhnlich gut umsetzt. Doch abseits dessen bietet das neue Football-Spektakel von EA ein durchdachtes, rundes und für alle Spielertypen zugängliches Erlebnis, das sich auf die Fahne geschrieben hat, die Bedienung zu erleichtern, ohne die taktische Tiefe und die inhaltlichen Möglichkeiten aufzugeben, die die Serie seit jeher auszeichnen.

Das beginnt bereits bei den „Coaching Tips“, die sich Anfänger auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad anzeigen lassen können und die bei entscheidenden Momenten das Spiel pausieren und zumeist sinnvolle Erläuterungen geben. Das geht weiter bei den deutlich leichter zu erreichenden so genannten Audibles, den kurzfristigen Änderungen der Spielzüge durch

den Quarterback, erstreckt sich über optionale Hilfen in der Defensive und findet seinen vorläufigen Höhepunkt im neuen 

Man kann die vom Coach angesagten Spielzüge im „Gameflow“ auswählen und priorisieren.

„Strategy Pad“, das auf dem Digikreuz liegt und das es einfacher als je zuvor macht, seine Abwehr- oder Angriffsreihen zu verschieben oder bevorzugte Routen auszuwählen.

Die ideale Taktik

Doch die größte Vereinfachung trägt den geheimnisvollen Namen „GameFlow“. Was steckt dahinter? Ganz einfach: Die Zeiten, in denen man sich durch die in die Hunderte gehenden Spielzüge klicken musste, gehören der Vergangenheit an. Denn in der gelungenen Abwandlung des bereits bekannten „Ask Madden“ trifft der Coach die Entscheidung und gibt sie einem als Quarterback durch.
Das ist einfach. Das ist beinahe genial. Zwar riecht das Ganze auch ein wenig nach „Wir biedern uns an die Gelegenheitsspieler an und verringern die Einstiegshürde“, doch auch Profis, die bislang wochenlang an Playbooks und der Spielzugauswahl gefeilt haben, bleiben bei Gameflow nicht außen vor.

Denn einerseits kann man natürlich weiterhin auf die konventionelle Auswahl zugreifen. Und andererseits kann man die Zeit nun damit verbringen, die Vorauswahl zu treffen, aus der der Coach situationsbedingt die Spielvariante „zieht“ und an einen weitergibt. Mit über 20 offensiven sowie defensiven  Situationen, die mit jeweils zwischen einem und 15 priorisierbaren Spielzügen bestückt werden können, ist man beschäftigt, wenn man das Spiel komplett auf seine Quarterback-Bedürfnisse zuschneiden möchte.