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Just Cause 3 (Action-Adventure) – Explosives Actionfest aus Schweden

Die Open-World-Spezialisten von Avalanche, nicht zu verwechseln mit den Machern von Disney Infinity, sind dieses Jahr umtriebig. Die Schweden haben nicht nur mit Mad Max überraschen können, sie bringen auch pünktlich zum Weihnachtsgeschäft mit Just Cause 3 ein weiteres explosives Abenteuer rund um Rico Rodriguez, den lebendig gewordenen Albtraum aller Diktatoren. Wie er sich schlägt, klären wir im Test.

© Avalanche Studios / Square Enix

Dünn wie Klarsichtfolie

Apropos Abwechslung: Die braucht man von der plakativen und vor Klischees strotzenden Geschichte nicht erwarten. Die Charaktere, die man mitunter länger begleitet, sind größtenteils interessant wie z.B. die schrullige Wissenschaftlerin Dimah (quasi das Just-Cause’sche Gegenstück zu Bonds Q), die eine sehr spezielle Vergangenheit mit Di Ravello hat. Auch das Schmugglerpärchen hat einige markante Wesenszüge. Und selbst der grenzwertig nervende Mario Frigo, ein Jugendfreund Ricos, hat Charaktereigenschaften, die es zu erforschen lohnt. Doch erzählerisch werden die Ansätze nicht genutzt. Alles verläuft sich in platten Dialogen und einem größtenteils vorhersehbaren Plot, gegen den das Drehbuch der Expendables geradezu oscarreif ist. Immerhin ist die deutsche Lokalisierung weitgehend gelungen. Die Sprecher geben sich redlich Mühe, die schwachen Dialoge mit Leben zu füllen – und schaffen das auch, so dass sie ihren englischen Kollegen in nichts nachstehen. Allerdings habe ich bis zum Schluss mit der Wahl von Moritz Bleibtreu als deutsche Stimme des Protagonisten gehadert. Schon in Battlefield 4 war seine kurze Rolle nicht gerade das Highlight. Und auch wenn er hier einen deutlich besseren Job abliefert und ihm das Bemühen nicht abzusprechen ist, werde ich mit ihm in dieser Rolle nicht warm – obwohl ich ihn für einen der besten deutschsprachigen Schauspieler dieser Generation halte. Immerhin kann er sich damit trösten, dass hier weder Rico noch Dimah die Stars sind, sondern die Umgebung und vor allem die Action das Kernelement von Just Cause darstellen. Und in diesen Bereichen wird man nicht enttäuscht.

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Nicht zuletzt Dank des Wingsuit bekommen die Fortbewegungsmöglichkeiten eine neue Dynamik. © 4P/Screenshot

Denn auch wenn man beim Befreien von Städten und Anlagen nicht nur mit dem Militär, sondern der Redundanz kämpft, wird man zumindest kurzzeitig immer wieder entschädigt. Man kann vieles entdecken, darunter auch über 70 Tonaufzeichnungen, die den Aufstieg Di Ravellos zur Macht dokumentieren und mitunter interessanter sind als die Hauptgeschichte. Wichtiger für den Spielverlauf sind allerdings die Herausforderungen, die in vielen befreiten Arealen zu finden sind: Rennen mit Schiffen, Autos und Flugzeugen gehören hier ebenso zum guten Ton wie Zielflüge mit dem Wingsuit, Zerstörungsorgien, bei denen die Waffe vorgegeben ist oder Training am Schießstand. Ebenfalls zu gefallen wissen die offensichtlich von Jan DeBonts „Speed“ inspirierten Bombenfahrten. Hier ist man mit einem mobilen Sprengsatz unterwegs und muss so viel Geschwindigkeit aufbauen wie möglich, bevor man kurz vor dem angepeilten Ziel das Fahrzeug verlässt und sich an einer weiteren mächtigen Explosion erfreuen kann. Dabei haben diese Nebenmissionen nicht nur unterhaltsamen Zeitvertreib als Ziel. Für die hier freigeschalteten Zahnräder kann man sich insgesamt fast 60 Upgrades in acht Kategorien freischalten bzw. nach Freischaltung selbst entscheiden, ob man z.B. doppelte Munition für Sekundärwaffen oder spezielle Granatenverbesserungen in Anspruch nimmt oder nicht. So

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Hier nochmal einer der heimlichen Hauptdarsteller… © 4P/Screenshot

bekommen die redundanten Befreiungsmissionen noch nachträglich eine Sinnhaftigkeit zugeteilt. In einem anderen Bereich erschließt sich mir der Sinn allerdings nicht. Zwar ist der asynchrone Vergleich wie z.B. die Punktzahlen bei den Herausforderungen einer punktuellen Motivations-Steigerung zuträglich. Doch die umfangreichen Leistungsvergleiche wie höchste Reichweite mit dem Wingsuit ohne Landung, höchstes Klettern mit dem Fallschirm oder weitester Kopfschuss, die dauernd eingeblendet werden, hätte man sich sparen können – vor allem, wenn dies bedeutet, dass man quasi ständig online sein muss. Man hat weder die Option dies auszublenden noch kann man sich bei der Anzeige auf seine Freunde konzentrieren. Und schlimmer: Man kann es nicht einmal komplett deaktivieren. Es hilft bei Konsolen nur, sie komplett vom Netz zu trennen. Bei Steam kann wenigstens einen Offline-Modus einstellen.