Her Story wurde von Sam Barlow entwickelt. Er hat u.a. bei den Climax Studios an Silent Hill: Shattered Memories gearbeitet, das 2010 auf Wii sowie später auf PlayStation-Systemen für spannenden Horror sorgte und 86% im Test einheimsen konnte. Das Spieldesign konzentrierte sich nicht nur auf Action und Erkundung, sondern auf psychologisch interessante Situationen: Man musste in Gesprächen und Therapiesitzungen einige scheinbar harmlose Fragen beantworten, was sich wiederum auf den Charakter, den Verlauf sowie die möglichen Auflösungen des Abenteuers auswirkte. Ihr kennt es nicht? Holt es nach!
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Man schaut auf den Desktop eines alten Polizei-Computers und beginnt die Recherche in einem Mordfall. © 4P/Screenshot
Ein Archiv mit sieben Siegeln
Das Besondere ist: Man interviewt niemanden direkt und hat auch keine Zeugen zur Auswahl, sondern wühlt viele Jahre später in einem Computerarchiv der
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Über Suchbegriffe kann man sich zig Videoclips ansehen, in denen die Frau des Mordopfers aussagt. Das Ganze wird im Stil der 90er Jahre inszeniert, als die Polizei die VHS-Aufnahmen machte. © 4P/Screenshot
Man sitzt allerdings nicht vor einem modernen PC mit Googlefunktionen und Breitbild, sondern vor einem alten Polizeirechner mit Grünstich und gefühlten 15 Zoll. Wenn das Spiel startet, schaut man auf einen gewölbten Bildschirm mit schlechter Auflösung und leichten Spiegelungen – wer will, kann das Ganze schärfer stellen, aber dann geht der Röhren-Charme verloren. Man arbeitet auf einem Desktop mit zwei einleitenden Textdokumenten, einem Minispiel sowie dem geöffneten Polizei-Programm samt Suchleiste. Dort steht ein erster Begriff: „Murder“. Bestätigt man die Eingabe, erscheinen fünf Videos in einer Reihe – und dort schauspielt Viva Seifert die Frau des Ermordeten großartig.
Überzeugendes Schauspiel
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Viva Seifert ist eine britische Schauspielerin und Musikerin, die in der Band „Joe Gideo and the Shark“ singt. © 4P/Screenshot
Die Neugier ist natürlich groß: Man weiß ja weder wer man selber ist, also warum man überhaupt ein Interesse an diesem Mord hat, noch was genau geschehen ist – das ist quasi ein Verhör mit sieben Siegeln. Man kann in alle Richtungen ermitteln und theoretisch jedes Wort eingeben, aber es werden immer nur fünf Videos angezeigt, obwohl vielleicht siebzig relevant sind – dann hilft nur, den Begriff zu wechseln oder ihn weiter einzugrenzen: Statt „simon“ hilft dann vielleicht „simons parents“ weiter. Und kaum schaut man sich die Videos an,
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Zu Beginn der Ermittlungen ist der Begriff „MURDER“ bereits eingegeben. Jetzt kann man „Search“ antippen, um die Videoclips dazu zu sehen. © 4P/Screenshot
Trotzdem ist die Suche nach der Wahrheit aus zwei weiteren Gründen gar nicht so leicht: Erstens gibt es keine modernen Sortierfunktionen, die mich z.B. nur chronologisch vorgehen oder gar archivieren lassen. Bei der Recherche hilft lediglich, dass man die Videos beschriften und ein wenig ordnen kann. So lassen sich z.B. Uhrzeiten oder Begriffe direkt unter einem Clip notieren; alles Geschriebene wird dann automatisch in einer Suchliste gespeichert. Zweitens muss man die komplexe Persönlichkeit der Frau erstmal einordnen. Denn kaum glaubt man, dass man sie durchschaut hat, sorgt der nächste Videoclip vielleicht für einen Widerspruch oder gar einen Bruch in der bisherigen Analyse. Man wird also auch psychologisch überrascht und muss all die Mosaike mehrmals neu ordnen, um sich ein Bild zu machen. Es gibt dabei keinerlei Rätsel oder andere klassische Spielmechaniken.
Fenster in ein privates Milieu
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Man kann die vielen Videoclips beschriften, um sich wichtige Namen, Orte etc. zu merken und später über eine Suchliste weiter recherchieren zu können. © 4P/Screenshot
Finanziert wurde Her Story übrigens vom Indie Fund. Das ist eine Organisation, die von erfolgreichen unabhängigen Entwicklern gegründet wurde, um kommende Projekte zu unterstützen – und zwar auf andere Art als im klassischen Modell über einen Publisher. Mehr dazu auf der offiziellen Webseite.