Fazit
Die Zeiten, mit einem Team durch Halo-Welten zu ziehen, sind erstmal vorbei. Glücklicherweise. Die Solo-Rückkehr des Master Chiefs ist als Shooter für mich eines der stimmungsvollsten Erlebnisse des Jahres. Die bewährte Mechanik wurde sinnvoll verfeinert, die Handhabe der futuristischen Schießprügel ist überzeugend. Die vor allem in größeren Gruppen passable KI sorgt dafür, dass man ständig seine Vorgehensweise anpassen, die Rüstungs-Gimmicks inkl. des polarisierenden Greifhakens verwenden und alle Vorteile ausnutzen muss, die einem das clevere Leveldesign sowohl in den üppigen Außenarealen als auch den Innenräumen anbietet. Bei den nett inszenierten Bosskämpfen hat 343 jedoch nur selten das richtige Gespür dafür, wann „genug“ ist – sie gehen fast immer einen Tick zu lang. Und abseits der überzeugenden Action? Die Entscheidung, die linearen Kampagnen-Missionen nicht nur wie bisher durch Semi-Schläuche, sondern durch eine weitgehend frei begehbare offene Welt zu verbinden, begrüße ich ausdrücklich. Dies ist einer der möglichen richtigen Wege, um den Master Chief in eine spielmechanisch relevante Zukunft zu führen. Doch 343 Industries war beim Missionsdesign der Nebenaktivitäten nicht so erfolgreich wie bei der Shooter-Mechanik. Viel mehr als an die Ringwelt angepasste Standard-Missionen wie „Töte dies“, „Finde das“ oder „Zerstöre jenes“ ist den Entwicklern nicht eingefallen und kann nur der erste Schritt sein. Da die Kampagnen-Geschichte jedoch nach dem viel versprechenden Anfang kontinuierlich an Reiz verliert, wird der Fokus des Spielers zu sehr auf diese oberflächlichen Allerwelts-Aktivitäten gerichtet, die man auf Zeta Halo vorgesetzt bekommt. Machen sie Spaß? Durchaus! Kann man ohne sie auskommen? Ja! Dementsprechend wirken sie eher wie unterhaltsame Lückenfüller denn als sinnvolle Ergänzung der Kampagne-Aufgaben. Auch bei der Technik gibt es viel Licht und einiges an Schatten. 343 hat unter dem Strich die Grafik-Kurve bekommen, die ihnen manche nach den ersten „richtigen“ Gameplay-Demos nicht zugetraut hätten. Man ist zwar trotz alle Verbesserungen ein gutes Stück davon entfernt, „der Vorzeigetitel“ für die Xbox Series X zu sein. Dennoch ist das mindestens gute, punktuell sogar sehr gute Gesamtbild nicht nur stimmig und ansehnlich (auch wenn Zeta Halo abwechslungsreichere Landstriche vertragen könnte), sondern wird flüssig dargestellt. Der Shooter als Kernkompetenz von Halo ist so stark wie schon lange nicht mehr. Leider können weder das Story-Umfeld noch die erste Instanz einer offenen Ringwelt an diese Stärke heranreichen, so dass der Award verwehrt bleibt.Wertung
Als Shooter ist Infinite so stark wie kaum ein anderer Teil der Serie, wurde mechanisch sinnvoll verfeinert und sieht durchweg mindestens gut aus. Story und Inhalte der offenen Welt können mit der Action nicht mithalten.
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