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Gun (Action-Adventure) – Gun

Mitte letzten Jahres schien es, als ob Western-Action wieder groß im Kommen wäre: Spiele wie Dead Men’s Hand oder Red Dead Revolver haben gezeigt, dass das Amerika der Gunslinger für mehr zu gebrauchen war als für Point&Click-Abenteuer. Doch dann setzte wieder eine Western-Flaute ein. Die will Activision mit dem von Neversoft entwickelten Gun beenden. Ölt eure Revolver und sattelt die Pferde!

© Neversoft / Activision

Aber geneigte Anhänger dieses Film-Genres möchten sich bitte Folgendes vorstellen: Bei einem Film des Kalibers The Wild Bunch, Pat Garrett jagt Billy the Kid

Selbst auf leichte Blutfontänen wie hier müsst ihr verzichten: Gun ist stark geschnitten und beraubt sich damit wichtiger Emotionen.

(beide von Altmeister Sam Peckinpah) oder bei einem Streifen der Marke Django wird nachträglich durch Computer-Bearbeitung sämtliche rote Körperflüssigkeit entfernt und Zeitlupen-Sequenzen gleich gestrichen. Das Ergebnis: ein Film, der vielleicht die FSK-Freigabe „ab 12“ bekommt. Aber gleichzeitig auch ein Film, der wichtige Identifikationspunkte vermissen lässt.

Versteht mich nicht falsch: Ich bin kein Spieler, der auf Teufel komm raus visuelle Gewalt in einem Spiel braucht.
Aber wenn eine Geschichte so stark auf wilde Instinkte und Emotionen wie Gier und Rache aufbaut wie Gun und dazu noch ein ungeschöntes Bild des Wilden Westens darstellen will (Packungszitat: „Erlebe, wie WILD der WESTEN wirklich war“), ist es frevelhaft, das Spiel so zu schneiden, damit es ja noch den blauen 16er-Sticker kassiert.

Ja: Die Action ist fulminant, explosiv und weitestgehend gut und intensiv in Szene gesetzt. Aber wie soll ich großartig Rachegefühle entwickeln oder versuchen, die Gegner möglichst effektiv in die ewigen Jagdgründe zu schicken, wenn der relativ unspektakuläre Abgang der Bezugspersonen kaum eine Regung hervor ruft?
Gun möchte zwar einerseits Gewalt zelebrieren, setzt sie aber andererseits hervorragend als Stilmittel ein, um Emotionen aufzubauen. Und genau diese Möglichkeit wird Spielern hierzulande genommen.

Die abwechslungsreichen Story-Missionen führen euch auch an die Seite der Indianer.
Die Unterschiede

Rein optisch ruhen die Hoffnungen auf der bald erscheinenden Xbox 360-Version, denn sowohl PS2 als auch Xbox und vor allem die PC-Fassung lassen gemessen an den Möglichkeiten, die die jeweilige Hardware bietet, zu wünschen übrig.
Auf dem PC sind zwar die höchsten Auflösungen möglich, die auch nicht unbedingt ein Highend-System fordern, doch gemessen an Highlights wie Chronicles of Riddick und selbst Grand Theft Auto San Andreas wird der Rechenknecht nicht einmal ansatzweise gefordert.
Insofern liefert die PS2-Version den insgesamt besten Job ab, wenn es darum geht, die Hardware zumindest einigermaßen auszunutzen. Da Gun auf der PlayStation 2 zudem über die besten Kontrollmöglichkeiten verfügt, liegt sie hier ebenfalls vorn, gefolgt von der Xbox-Variante und der PC-Version, die sich mit Pad fast schon besser spielen lässt als mit der Maus-/Tastatur-Kombo. Inhaltlich sind alle Versionen identisch.