Die KI (künstliche Intelligenz) der Gegner verdient ein besonderes Lob, denn jedes Spezies verhält sich anders: Listige Monster umzingeln Euch, andere drohen erst, manche lassen Euch laufen und andere verfolgen Euch gnadenlos bis zum nächsten Wachposten. Sobald Ihr genügend Erfahrung gesammelt habt (Kämpfe, Quests) steigt Ihr eine Stufe auf und bekommt Lernpunkte, die Ihr dann bei einem entsprechenden Trainer in Fähigkeiten umwandeln könnt. Etwa 500 verschiedene Monster bzw. Gegenertypen warten auf Euch, darunter mickrige Fleischwanzen, hungrige Warane, gefährliche Wölfe, flinke Goblins, furchterregende Orks oder Untote.

Atmosphäre

Wer Gothic spielt wird sofort an diverse Gefängnis- und Gang-Filme erinnert. Keine feinen Elfen, keine Hochglanzburgen mit Fanfarengesang und kein episches Geschwätz vom Kampf „Gut gegen Böse“. Im Gegensatz zur klassischen Fantasy-Thematik bietet Gothic eine erfrischend neue und glaubhafte Welt mit bedrohlicher Lager-Atmosphäre. Hinzu kommt die Malocher-Mentalität der etwa 250 NSCs, die mit ihren derben und witzigen Sprüchen dem ganzen Szenario so richtig Leben einhauchen und irgendwie an den Ruhrpott erinnern.
Nach der Arbeit entspannen sich Gardisten und Buddler, trinken ihr Bier am Lagerfeuer, rauchen die ein oder anderen Sumpfgras-Tüte und wenn die Blase drückt, geht man sich eben in einer dunkle Ecke erleichtern – akustisch äußerst realistisch umgesetzt.

Die überaus detaillierte Sozialstruktur der drei Lager ist weltweit einzigartig und dürfte neue Maßstäbe im Rollenspielbereich setzen. Jedes Lager kann nicht nur mit charakteristischer Kleidung, Bewaffnung und Handelswaren begeistern, sondern auch durch eigene Hierarchien und Machtverhältnisse, die die Welt von Gothic erst so richtig lebendig machen.
Die einzelnen Lager unterscheiden sich nicht nur optisch, sondern auch hinsichtlich der Ziele, der internen Machtverhältnisse, der Magie und der NSCs. Gerade diese Vielfalt macht einen besonderen Reiz von Gothic aus, denn schließlich muss man sich irgendwann einem Lager anschließen. Die Entwickler lassen Euch lobenswerter Weise so viel Spielraum, dass Ihr mittels kleinerer Quests jedes Lager kennen lernen könnt, ohne Euch dadurch endgültig für eine Seite zu entscheiden. Die Qual der Wahl zwingt Euch, immer tiefer in die Machenschaften der einzelnen Gruppierungen vorzudringen.