Schön gibt’s schon!
Die Entwickler bei Societé Pollene pfeifen auf all den pompösen Prunk. Feinsinnige Dialoge gibt’s in Gobliiins 4 ebenso wenig wie eine packende Geschichte oder aufwändige Grafik. Schon das Hauptmenü erinnert eher an ein Hobby-Projekt als an eine Edel-Grafik im Stil von The Book of Unwritten Tales: Ein kleines Männchen fuchtelt vor einem undefinierbaren Holzgebilde wild mit den Armen in der Luft herum. Als Nächstes morphen auch noch die Pupillen der daneben stehenden Figur zu einem an Reptilien erinnernden Schlitz. Das Erbegnis erinnert irgendwie an den ähnlich gruseligen Ganon aus den Zelda-Spielen für das Philipps CDi.Welch Schmach, welch Schande: Des Königs Erdferkel ist verschwunden! Damit der todtraurige Patriarch nähere Infos ausspuckt, muss er zunächst einmal aufgeheitert werden.
Nach ein paar Minuten fällt die spartanische Grafik allerdings kaum noch auf. Die gerenderten Hintergründe wirken kahl und die Figuren sind einfach animiert – doch irgendwie passt der Stil zum Spielablauf in der seltsam anmutenden Welt. Schon die Vorgänger aus den frühen Neunzigern waren schließlich für ihre trashig-skurrilen Zeichnungen bekannt.
Bandsalat
Ohne langes Geschwafel oder ein Intro werde ich ins kalte Wasser geschmissen: Ich finde mich im trauten Heim des Goblins Tchoup wieder. Ein Vogel fliegt durch das Fenster und singt eine Melodie, die klingt wie ein leiernder Kassettenrekorder, der das Band gefressen hat. Im Anschluss an seine Darbietung überbringt er mir die beunruhigende Nachricht, dass der König in Sorge sei. Bevor ich meine zwei anderen Goblin-Kollegen zusammentrommeln und zu meinem geliebten Herrscher eilen kann, muss ich – wer hätte es gedacht – mein Zimmer verlassen. Das funktioniert aber nur, wenn ich zunächst einmal meine zum Vegetarier umerzogene fleischfressende Pflanze mit einer angemessenen Menge an sauren Gurken gefüttert und andere ähnlich weltbewegende Kleinigkeiten erledigt habe.
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Die platten Slapstick-Gags sorgen nicht gerade für Lachkrämpfe – die albernen Grimassen und Soundeffekte sind aber durchaus unterhaltsam. |
Sind eine Hand voll Rätsel gelöst und der Abschnitt gemeistert, darf ich wie in alten Amiga-Zeiten ein Passwort auf einen Zettel kritzeln. Ohne den zehnstelligen Code lässt sich der dazugehörige Spielstand nämlich nicht mehr starten. Eine Minute Ladezeit später finde ich mich im nächsten Level wieder. Jeder der nur 15 Orte ist lediglich einen Renderbildschirm groß. Sobald ich meine beiden Kollegen gefunden habe, machen sich die drei Freunde auf die Mission, das verschwundene Erdferkel des todtraurigen Monarchen zu finden.
Rätsel, Rätsel und noch mehr Rätsel
Der Ablauf ist stets derselbe: Meine drei kleinen Helden werden auf einen neuen Bildschirm befördert und müssen dort mit Hilfe meiner Kombinationsgabe skurrile Rätsel lösen. Ein geschicktes Ausnutzen der individuellen Wichtel-Fähigkeiten ist die Grundvoraussetzung für das Gelingen einer Mission. Tchoup ist die einzige Figur mit einem Inventar. Er trägt z.B. eine mobile, ausfahrbare Leiter mit sich herum und kann sie vor einen Türmchen platzieren. Magier Perluis zaubert sodann eine Biene aus dem Stock, welche einen Riesenfrosch auf die andere Seite des Burggrabens lockt. Dadurch gelangt auch der auf seinem Rücken des „Froschians“ reitenden Stucco dorthin. Er ist der Goblin für’s Grobe und versetzt dem Hebel der Leiter einen Hieb, damit sie auf die komplette Länge ausfährt. Nun kann Tchoup endlich dem Burgwächter den Brief des Königs vor die verschlafenen Augen halten, damit er den drei Goblins endlich Einlass gewährt. Teamarbeit: Nur mit geschicktem Ausnutzen der individuellen Fähigkeiten gelangen die drei Helden ans Ziel.
Der Wächter identifiziert sich derart stark mit seinem Beruf, dass er das komplette Spitzdach des Burgtürmchen zu seinem Hut umfunktioniert hat. Auch der Rest der Spielwelt vermittelt einen äußerst surrealen Eindruck: Riesenschildkröte Ursula trägt z.B. ein mobiles Haus auf dem Panzer und erfüllt die Umgebung mit seltsam verzerrten Jaul-Geräuschen, während ihr Besitzer Bertus sogar rückwärts spricht. Auf satanische Botschaften haben wir die Dialoge allerdings noch nicht untersucht. Wenn sie nicht beschäftigt werden, vertreiben sich die drei Helden die Zeit mit diversen Slapstick-Gags und dem Aufsetzen dämlicher Gesichtsausdrücke. Ab und zu ertönt auch die eine oder andere Melodie – die kurzen Musikstücke halten sich aber dezent im Hintergrund. Die Augen werden nur dann ein wenig stärker strapaziert, wenn man auf Pixeljagd geht – z.B. nach den winzigen Goldzähnen, von denen in jedem Szenario ein Exemplar versteckt wurde. Hilfefunktionen wie die Markierung von wichtigen Gegenständen fehlen nämlich.