Okay, bleibt noch eine Sekunde hier: Schließlich liest sich auch ein Verriss gut – und wenn das hier Richtung Simulation geht, dann hat der Prozentehenker ohnehin eine scharfe Sense! Also, ran an die exklusive App, die sich „Game Dev Story“ schimpft und wie eine japanische Soap für Vorschulkinder aussieht. Oh Gott, diese Pokémongrafik! Damit die Vorfreude weiter steigt, installier‘ ich den 3-Euro-Kram auf dem iPad, so dass alles schön gestreckt wird und die Pixel so richtig schwimmen. So, jetzt kann es losgehen.
Wie soll die Firma denn heißen? Ach komm, ich nehm‘ die vorgefertigten „Sunny Studios“, das klingt schön blöd und flach. Das Ziel: Mit den 500.000 Dollar Startkapital über zwanzig Jahre eine erfolgreiche Spielefirma aufbauen – am Ende vielleicht sogar eine Konsole entwickeln. Hört sich ja interessant an, aber wahrscheinlich werde ich schon nach einem Jahr so viel Tiefe finden wie in einer australischen Pfütze. Am besten geht ihr schon mal ins Archiv und wühlt nach der niedrigsten Wertung von 2011 – irgendwas für Wii, DSi oder den Alltag. Es könnte sein, dass da gerade ein Wettbewerb auf unterstem Niveau entsteht.
Eine halbe Stunde später…
Wieder da? Es war Jagen 2011 von Valuesoft und hatte nur 20%? Seltsam: So schlecht ist das Spiel hier gar nicht. Es sieht immer noch seltsam aus, es trötet fröhlich vor sich hin und irgendwie ist es sogar ganz… ähm… passabel, manchmal sogar witzig. Vor allem die Begrüßung der ersten Mitarbeiter hat mir gefallen – ein klares angelsächsisches „Work!“ Meine Sunny Studios, also ein Coder und ein Writer, arbeiten jedenfalls gerade an einem PC-Spiel. Die erste Konsolenlizenz kostet unverschämte 200.000 Dollar! Klar würde dafür mein Anteil an den Spieleverkäufen von 38% auf 68% steigen, aber ich muss die Jahresgehälter meines Teams auf einen Schlag zahlen, Werbung schalten und neue Mitarbeiter einstellen – also immer schön langsam, man will ja nicht sofort in die Insolvenz.
Aber was entwickelt man zuerst? Wie wär’s mit einem Diablo oder Zelda für die Kasse? Verflixt, geht alles noch nicht! Zu Beginn kann ich nur zwischen fünf langweiligen Genres von „Table“ bis „Adventure“ wählen und mich für ein Szenario von „Ninja“ über „Robot“ bis „Historical“ entscheiden. Ich wähle die Kombination „Puzzle“ und „Animal“ – erstmal was Kleines für die Kids entwickeln, um sich in die Kinderzimmer zu schleichen! Hatte id Software nicht auch so angefangen? Oder war es Playmobil? Jedenfalls setze ich meine zwei eifrigen Experten ran.
Dabei darf ich den Designprozess über die allgemeine Entwicklungstaktik (Normal, Speed, Quality, Research, Budget) sowie „Direction Points“ in acht Kategorien beeinflussen. Ich wähle die Qualität, schließlich soll das Spiel rocken. Was passt wohl am besten zu einem Puzzler mit Tieren? Okay, die Niedlichkeit wird ganz hoch angesetzt, der Realismus braucht gar keine Punkte, die Einfachheit und Zugänglichkeit wiederum sehr viele, die Innovation werde ich vernachlässigen, die Spielwelt ist auch nicht so wichtig, aber der Feinschliff muss am Ende sitzen! Na, dann mal los.
Game Dev Story (Taktik & Strategie) – Game Dev Story
Diese kleinen Spiele können nix, alles nur Billigramsch! Fastfood für die anspruchslose Handygeneration. Die wollen doch nur mal für fünf Minuten ihre nicht vorhandenen Skills suchen, damit sie wieder ein paar Stunden selig Wimmelbilder klicken oder dummes Zeug simsen können. Damals haben wir in Sim City noch ganze Städte am Amiga konstruiert! Oder im Softwaremanager unser eigenes EA aufgebaut! Was? Jetzt soll man auch am iPhone eine Spielefirma gründen können? Mit Kulleraugen und Piepstönen? Haut doch ab!

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