Veröffentlicht inTests

Fußballgott: Lords of Football (Simulation) – Fußballgott: Lords of Football

Wieso das vorerst nur per Download verfügbare Lords of Football bei mir landete, kann ich mir denken. Meine Vorliebe für Spiele wie Die Sims oder The Movies ist ebenso bekannt wie die für Fußball Management in jeglicher Form. Und ich gebe zu: Die Vermischung dieser beiden Elemente klingt reizvoll. Ist sie aber nicht…

© Geniaware / Headup Games

Was zählt, ist auf’m Platz

Fassen wir bis hierhin kurz zusammen: Die Trainingsgestaltung ist prinzipiell interessant und wird über besondere Leistungen innerhalb der Spielwelt kontinuierlich mit neuen Optionen versehen. Allerdings sind die Zusammenhänge sehr rudimentär und oberflächlich.

Wer einen über den Durst trinkt...
Wer einen über den Durst trinkt… © 4P/Screenshot

Das führt bereits mittelfristig zu Redundanz, weswegen ich mich lieber wieder den „richtigen“ Managern von EA oder Sega zuwende, wo ich mehr gefordert werde. Die Sozialkomponente, die sich für mich aber nur in Ansätzen gelungen anfühlt und letztlich nicht das Potenzial ausspielt, schafft es ebenfalls nicht, mich langfristig zu binden. Doch was ist mit dem eigentlichen Fußball und den taktischen Einstellungen? Was ist mit der Matchdarstellung, der Spielintelligenz und der Ergebnisfindung auf dem Platz?

Das befindet sich größtenteils auf Par mit den üblichen Management-Spielen – von vor etwa vier oder fünf Jahren. Nachdem man seine Mannschaft zusammengestellt und hinsichtlich Passverhalten oder Pressing mit den wenigen Optionen eingestellt hat, stehen einem zwei Ergebnisberechnungen zur Verfügung. Die Sofortberechnung spuckt nach wenigen Sekunden das Resultat aus – effektiv, zeitsparend und langweilig. Interessanter ist der 3D-Modus.

... muss entweder in Therapie oder darf sich mit Strafmaßnahmen vergnügen.
… muss entweder in Therapie oder darf sich mit Strafmaßnahmen vergnügen. © 4P/Screenshot

Der punktet zwar nicht mit ausgefeilten Animationen oder überzeugender Ballphysik, sondern zeigt eher rudimentäre sowie sich sehr schnell wiederholende Bewegungsphasen, vermittelt aber dennoch ein dynamisches Gesamtbild. Zumindest hatte ich nicht das Bedürfnis, mich vom Bildschirm abzuwenden oder die Zeit vorzuspulen – nicht, dass diese Funktion angeboten würde. Zusätzlichen Reiz gewinnt das Match durch einen kleinen Geniestreich, den zukünftige Manager durchaus aufnehmen dürfen. Wo andere Trainer über Tastendruck ein Kommando auf den Platz schicken, das von Spielern mal mehr, mal weniger akkurat befolgt wird, ist man hier aktiver unterwegs: Pausiert man, kann man wie bei Pro Evolution Soccer auf Wii mit der Maus einem Spieler einen Laufweg vorgeben und dem Ballführenden anzeigen, in welchen Bereich er das Spielgerät passen soll. Die „Energie“, die von diesen Aktionen (auch in der Abwehr möglich) benötigt wird, sich aber immer wieder auflädt, sorgt dafür, dass man nicht ständig eingreifen kann und die Kicker auch selbstständig versuchen, den Ball im gegnerischen Tor unterzubringen – und das meist anständig.

Lizenzfreie Kulisse

Die taktischen Optionen sind oberflächlich.
Die taktischen Optionen sind oberflächlich. © 4P/Screenshot

Sorgt dieses Feature noch für Freude, sorgt das Lizenz-Umfeld für Ernüchterung: Die fünf Länder mit je zwei Ligen fallen durch Fantasynamen der Mannschaften sowie rudimentär an die Original-Embleme erinnernden Wappen aus. Man fühlt sich hier ebenfalls an Konamis PES-Serie erinnert, in der fehlende Lizenzen durch einen ähnlichen Kniff wett gemacht wurden. In England z.B. kämpft Manchester Reds gegen Manchester Eagles oder London Blues tritt gegen die London Gunners an. In Deutschland trifft man auf die Dortmund Bees, die Hamburg Snakes, die Bremen Greens oder die München Saints. In Italien, Spanien und Frankreich sieht es ähnlich aus. Dementsprechend sucht man natürlich auch Original-Spielernamen vergeblich. Wobei man sich hier nicht einmal annähernd an den echten Kickern orientiert, sondern mehr oder minder zufällig generierte Namen in die Waagschale wirft und man im schlimmsten/besten Fall mit Spitznamen wie The Duke, Lionheart etc. abgespeist wird. Zwar kann man für die eigene Mannschaft Namen editieren, doch trotzdem mag es nie wirklich passen. Dementsprechend fehlt natürlich eine Identifikations-Komponente.

Dafür werden die eingestellten Trainingsmaßnahmen visualisiert.
Man sieht nicht nur die Ergebnisse des Trainings in Form von Zahlenwerten, sondern kann aktiv zuschauen © 4P/Screenshot

Da zudem Statistiken  mager ausfallen und man abseits der Trainings- und Abendgestaltung kaum Optionen hat, auf den Club einzuwirken, hält sich die Motivation in Grenzen. Daran kann auch die prinzipiell saubere, wenngleich spartanische Kulisse nichts ändern. Das Vereinsgelände mit sämtlichen Trainingsstrukturen sowie das umliegende Stadtviertel, in dem sich die Kicker abends herumtreiben, sieht nett aus, lässt sich auch aus der Nähe betrachtet und erinnert in seinen besten Momenten mit seinem Wuselfaktor tatsächlich an die Sims oder The Movies – allerdings gibt es von diesen Momenten eindeutig zu wenige, als dass sich diese positiv auf die Lust auswirken könnten, weiterzuspielen. Im besten Sinne ist dies ein Manager für zwischendurch. Das mag mobil vielleicht funktionieren, doch am PC ist genau dieses Genre eigentlich eines, das sich nicht „mal so für zwischendurch“ eignet.