[GUI_PLAYER(ID=105450,width=300,text=Betrunkene Stürmer, geltungssüchtige Verteidiger und der Linksaußen hat sowieso nicht alle Tassen im Schrank: Willkommen bei Lords of Football,align=right)]Der handelsübliche Fußball-Manager, sei es nun der englische von Sports Interactive oder der deutsche aus dem Hause Bright Future, setzt in erster Linie auf Zahlen und Kopfkino, wenn es darum geht, die virtuellen Kicker mit Leben und Persönlichkeit zu füllen. Ganz anders Lords of Football (LF), das vom italienischen Independent Team Geniaware entwickelt wurde. Hier haben die Sportler (beinahe wie bei klassischen Vertretern à la Anstoß) Laster und Bedürfnisse, die einerseits zwar ihre Zufriedenheit steigern, aber auch zu Süchten und damit negativen Auswirkungen wie Formschwäche führen können, wenn man nicht regulierend eingreift. Klingt interessant?
Das ist jedoch nicht das einzige Merkmal, mit dem man sich von den eingesessenen Größen abheben möchte. Hier hat man z.B. keinen Zugriff auf die Finanzen und kann sich dementsprechend keine Spieler auf dem Transfermarkt anschauen oder aussuchen. Stattdessen gibt man dem Präsidium eine Position und drei bevorzugte Eigenschaften, die der Spieler mitbringen muss und irgendwann kriegt man das Ergebnis präsentiert. Man muss sich nicht um den Ausbau des Vereinsgeländes kümmern. Man kümmert sich nur um sein Team. Morgens, Abends und überhaupt. Und damit kommt der Sims-Aspekt ins Spiel, wobei die Mechanik hier weniger an die Lebenssimulation, sondern eher an Lionheads The Movies erinnert.

Dort musste man sich auch um die Stars kümmern, konnte sie aber nur passiv beeinflussen.
Fußball-Gott
Was heißt das in der Praxis? Wie in einschlägig bekannten „Götterspielen“ à la Black and White, Populous & Co kann man hier Figuren direkt aufnehmen (quasi wie an einer Hand an seinen Cursor hängen) und dort fallen lassen, wo man sie hinhaben will. Das beginnt beim Trainingsplatz, auf dem man verschiedene Areale für unterschiedliche Trainingseinheiten wie z.B. Passen, Standards oder hohe Bälle einrichten kann. Das kann aber auch der Physiotherapeut, der Raum für die Taktikschulung, die Laufbahn um den Trainingsplatz (Kondition) oder der Fitnessraum sein. Je nachdem, wo man die Herrschaften ablädt, nehmen sie ihre Arbeit auf und verbessern so nach und nach ihre Fitnesswerte – und das zumeist nachvollziehbar. Doch schon mittelfristig wird diese eigentlich gute Idee torpediert, da letztlich vernünftiges Training ohne überzogenes Mikromanagement kaum einstellbar ist. Zwar kann man in den überschaubaren Statistiken einsehen, wo die Spieler Verbesserungsbedarf haben. Doch die Filteroptionen, um die Spieler entsprechend in kleinen oder größeren Gruppen zusammenzufassen und gemeinsam zu sammeln oder abzuladen, könnten differenzierter sein. Immerhin gibt es ein paar sinnvolle Sortieroptionen, so dass man nicht komplett auf händisches Verwalten angewiesen ist. Aber z.B. alle Verteidiger aufzunehmen, ist nur über einen Umweg möglich.

Bis hierhin ist das Vorgehen ungewöhnlich, aber interessant. Ab hier wird es jedoch „anders“. Denn ein normaler „Tag“ setzt sich aus dem Training zusammen sowie dem sozialen Miteinander, bei dem sich die Kicker abends über die Etablissements der Stadt wie Bar, Restaurant, Disco oder Radiosender verteilen und dort ihren Bedürfnissen außerhalb des Fußballfelds nachkommen. Die einen essen gerne, die anderen trinken – auch mal einen über den Durst. Und ein Egomane fühlt sich wohl, wenn er bei einem Fanclub-Treffen oder im Senderstudio interviewt wird. Doch das kann zu Süchten führen, die wiederum therapiert werden müssen. Es sei denn, man findet es gut, wenn der Starstürmer halbalkoholisiert die Fans anmacht, die dem öffentlichen Training beiwohnen. Schade ist allerdings, dass die meisten dieser Vorfälle nur textuell erkennbar gemacht werden, anstatt z.B. tatsächlich einen mit dem Spieler diskutierenden Fan zu sehen. Wie dem auch sei, mit dieser Sozialkomponente kommt in der Tat eine interessante Variation in den Manager-Alltag. Nur: Sie wird vollkommen oberflächlich behandelt. Und letztlich läuft es trotz anderer Benutzerführung auch hier nur auf Statistiken bzw. das Verbessern bestimmter Werte (in diesem Fall Zufriedenheit) hinaus. Da können auch die Tanzbewegungen des Spielers auf dem Wege zum Training, die eine Partysucht kennzeichnen, nicht mehr viel reißen. Es passt einfach nicht.