Doch der Coach ist natürlich nicht nur für die körperliche Fitness oder die Weiterentwicklung der ihm anvertrauten Spieler verantwortlich, sondern sollte tunlichst Siege einfahren. Denn nur Erfolg (im Rahmen der von Verein zu Verein unterschiedlichen Rahmenbedingungen) gewährleistet eine kontinuierliche Weiterbeschäftigung sowie hoffentlich die Freigabe des Vorstands bzw. Aufsichtsrates für Verstärkungen und

Kaderergänzungen in den jeweiligen Transferperioden. Denn wie gehabt lässt der britische FM die Finger vom wirtschaftlichen Aspekt des Vereins. Hier geht es nur um das Sportliche. Dementsprechend muss jeder der hart verhandelten Transfers genehmigt werden, damit das Budget nicht gesprengt wird. Keiner hat behauptet, dass das Trainerdasein angenehm ist.
Fußball ist Emotion
Hat man, möglicherweise nach dem Studium der zuverlässigen Scout-Berichte über den Gegner, seine favorisierte Aufstellung mit dem bestmöglichen Kader gefunden (Spielsysteme werden umso erfolgreicher umgesetzt, je besser die Mannschaft sie durch Praxis verinnerlicht hat), geht es auf den Platz. Natürlich nicht ohne die Möglichkeit, Sonderanweisungen zu verteilen, um z.B. Manndeckungen vorzunehmen, den Spielmacher sowie weitere spielrelevante Details festzulegen oder dem Team vor Spielbeginn noch ein paar motivierende Worte mit auf den Weg zu geben.
Und sobald der Anpfiff erfolgt, bin ich mit Leib und Seele dabei, um das Geschehen zu verfolgen. Ich fluche vor dem Monitor, ich freue mich, wenn meine Mannschaft ein Tor erzählt und schimpfe wie ein Rohrspatz, wenn ich eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters vermute. Denn hier kann es in der Tat passieren, dass Abseitstore gegeben oder reguläre Tore wegen vermeintlicher Abseitsstellung aberkannt werden. Es kann zu ungerechtfertigten Elfmetern und ebenso unberechtigten roten Karten kommen. Und so sehr ich es im Rahmen des Fairplay-Gedankens nachvollziehen kann, dass man dem Schiedsrichter abseits der Pressekonferenzen nach dem Spiel seine Meinung nicht kundtun kann, so sehr vermisse ich diese Möglichkeit während des „Live-Spiels“. Da man sowieso

eine differenzierte Auswahl kommunikativer Möglichkeiten in verschiedenen Bereichen zur Verfügung hat, wäre es meiner Meinung nach ein Leichtes, die Option auf gelegentliche Diskussionen mit dem Schiedsrichter oder dem vierten offiziellen an der Seitenlinie einzubauen. Und das gehört für mein Empfinden mittlerweile zu einer modernen Trainer-Simulation. Egal ob man nach England schaut (Alex Ferguson, Arsene Wenger), den Blick in die deutsche Fußballlehrer-Runde schweifen lässt (Jürgen Klopps Schiri-Diskussionen sind unvergessen) oder das Augenmerk auf Spanien richtet (Jose Mourinho): Gelegentliche Dispute mit den Offiziellen findet man immer wieder. Und sollte man sich im Ton vergreifen, wird man halt wie in der Realität auf die Tribüne verbannt oder handelt sich Matchstrafen ein. Alles wäre denkbar und würde dieses ohnehin schon prall gefüllte Gesamtpaket weiter stärken.
Der Fokus liegt auf dem Wesentlichen
Wie die Menüstrukturen wird auch die Matchdarstellung keinen Schönheitspreis gewinnen und sieht selbst neben dem überalterten 3D-Modus des Managers von EA wie das sprichwörtliche hässliche Entlein aus. Aber: Darauf allein kommt es nicht an. Denn die mitunter kruden Animationen, das hässliche Publikum oder die Tatsache, dass Spieler mitunter gleiten, anstatt zu laufen, sind zwar ärgerlich, aber für mich letztlich vernachlässigbar. Gleiches gilt für die seit jeher spröden Texte, die manche Aktion auf dem Spielfeld begleiten. Wieso ich in diesem Fall wenig Wert auf die audiovisuelle Präsentation lege? Weil all das nur mal mehr, häufig weniger schmückendes Beiwerk für die Berechnung der Ball-, Team- und individuellen Spieler-Bewegung ist. Und in diesem Bereich überzeugt Sports Interactive. Die angezeigten Laufwege und Positionen werden authentisch und

meinen Vorgaben entsprechend dargestellt, die Ballbewegung (unabhängig von der am Spieler angezeigten Passanimation) ist glaubhaft. Die Spielzüge wirken realistisch – und nur darauf kommt es mir an.
Dazu kommt, dass die im Hintergrund laufenden Berechnungen für jede Darstellungsform identisch sind. Egal ob man sich für die „alte“ 2D-Draufsicht entscheidet, die 3D-Option wählt, nur Highlights oder das gesamte Spiel ansehen und für Änderungen des Trainingsplanes etc. studieren möchte: Hier gibt es nicht mehrerlei Maß, sondern nur eine Methode der Ergebnisermittlung. Zwar sind die Eingriffsmöglichkeiten eines Trainers während des Matches beschränkt, doch mit Hilfe zuschaltbarer, inhaltlich teilweise konfigurierbarer Infoboxen (dank derer der Bildschirm durchaus wie die Kommandozentrale eines F1-Rennstalls aussieht), kann man sich haufenweise Informationen einholen. Diese betreffen nicht nur die Ergebnisse auf anderen Plätzen, sondern z.B. auch Analysen der individuellen Leistung der Mannschaft oder Körpersprache, Vorschläge bzw. Anmerkungen des Co-Trainers und vieles mehr.