Veröffentlicht inTests

Football Manager 2012 (Sport) – Football Manager 2012

Der englische Football Manager von Sports Interactive ist hierzulande kein Unbekannter – obwohl lizenzrechtliche Probleme dafür sorgen, dass die Trainersimulation nur als Import erhältlich ist. Doch wie der deutsche Kollege kämpft er nicht nur mit der Konkurrenz, sondern auch mit seinen Vorgängern. Kann die Ausgabe dieses Jahres den bereits sehr guten Vorläufer übertrumpfen?

© Sports Interactive / Sega

Man kann (und sollte) immer wieder Gespräche mit der Mannschaft führen, wobei zwar (wie auch bei den Ansprachen vor, während und nach den Spielen) emotionale Nuancen in Form von Grundtönen (z.B. aggressiv, euphorisch, beruhigend, vorsichtig) die Aussage und Reaktion der Mannschaft bzw. des Spielers beeinflussen. Doch leider bleiben die

Die Team- und Spielergespräche bieten erweiterte Möglichkeiten, führen aber nach wie vor mitunter zu unerwünschten Nebenwirkungen.

Die Team- und Spielergespräche bieten erweiterte Möglichkeiten, führen aber nach wie vor mitunter zu unerwünschten Nebenwirkungen.

Gespräche immer noch zu sehr an der Oberfläche oder gleiten durch eine unachtsame Äußerung in Bereiche, in denen man schnell Aussagen tätigt, die man nicht so schnell zurücknehmen kann. So ist es mir dieses Jahr (wie auch schon in der letzten Ausgabe) immer wieder passiert, dass ich mich mit einem Führungsspieler überworfen habe, weil ich die Verbindung von Emotion und Aussage unterschätzt habe, aber noch viel mehr, weil mir nicht genügend Optionen zur erfolgreichen Gesprächsführung zur Verfügung gestellt werden. Das ist insofern schade, da Gespräche hier einen deutlich höheren Stellenwert haben wie im deutschen Gegenstück.

Die vier „T“

Doch natürlich stehen neben den Gesprächen bei einem Trainer die vier T’s im Mittelpunkt: Training, Taktik, Team, Transfers. Und hier spielen die Briten bekannten Stärken aus. Unter Zuhilfenahme von Assistenten sowie Scout-Berichten kann man sowohl kurz- als auch mittel- und langfristig seine Taktik einstellen, wobei man sogar drei Systeme einstudieren und sie zum schnellen Wechsel nutzen kann. Dabei ist es sogar möglich Multipositions-Spieler entsprechend der Systemeinstellung zu verschieben und abzuspeichern. Dadurch wird der Aufwand beim Umschalten von z.B. 4-1-4-1 auf 4-4-2 oder 4-3-3 minimiert und man kann sich weiter auf das Wesentliche konzentrieren.

Über Schieberegler lassen sich sowohl für die Mannschaft als auch für einzelne Spieler detaillierte Einstellungen treffen. So z.B., wie weit vorgezogen die Abwehrkette agieren soll, welche Spieler sich in welcher Form (lange, kurze, schnelle, schleppende Pässe) am Offensivspiel beteiligen soll usw. Und das Schöne: Die Auswirkungen werden in der Matchdarstellung adäquat und glaubwürdig auf den Platz gebracht.

Ähnliche Möglichkeiten hat man beim Training: Intensität, Inhalte und individuelle Anweisungen lassen sich einfach einstellen und von Zeit zu Zeit geben einem die Assistenten auch Feedback, wenn etwa ein Spieler besondere Fortschritte gemacht hat. Und selbstverständlich kann man auch versuchen, einen Spieler an eine neue Position zu gewöhnen, muss sich aber nicht wundern, wenn er dort anfangs vollkommen versagt und im schlimmsten Fall sogar ein persönliches Gespräch einfordert, dessen Ausgang zu willkürlich scheint.

Im Vergleich zum Vorgänger deutlich reduziert, aber immer noch leicht negativ spürbar ist ein Hang zur Verletzungsanfälligkeit – vor allem bei den Spielern der eigenen Mannschaft. Es kann natürlich auch an meinen Trainingsmethoden liegen oder einfach an „normalem“ Pech (ich habe die Seuchensaison des HSV noch gut in Erinnerung, als die Hinrunde fast jede Woche ein neuer Verletzter zu beklagen war). Doch da dieses Problem auch letztes Jahr schon Bestand hatte, weigere ich mich, mir die Schuld dafür in die Schuhe zu schieben…

Das neue „T“

Als Anhänger von Manager-Spielen stolperte man bislang über mehrere Hürden. Das beginnt bei dem Import, geht weiter bei der Sprachbarriere (nativ unterstützt der FM keine deutschen Texte, die können nur über Modifizierungen integriert werden) und hört erst bei den umfangreichen und mitunter gut versteckten Möglichkeiten auf, die hier angeboten werden.

Um zumindest den letzten Punkt aus dem Weg zu räumen, hat sich Sports Interactive endlich zu einem Tutorial hinreißen lassen. Das ist zwar ebenso trocken und spröde wie die allgemeine Menüdarstellung, aber mit den interaktiven Elementen werden nahezu alle Optionen beleuchtet, die einem als Manager/Trainer zur Verfügung stehen und die selbst Veteranen noch zu einem „Ach, das geht auch?“ hinreißen können.

Herrlich: Statistiken, wohin man schaut...

Herrlich: Statistiken, wohin man schaut…

Aber wer sich in die zugegeben nicht ganz so zugängige Materie einarbeitet, wird mit einem enormen Tiefgang belohnt. Und einem Wust an offiziellen (und inoffiziellen Lizenzen). Denn auch wenn im Gegensatz zur englischen Premiere League kein offizielles Logo der Bundesliga auf dem Intro-Bildschirm prangt, muss man nicht auf die deutschen Mannschaften verzichten.

Alle Vereine sind komplett mit Trainern und Funktionären bis hin zu den Präsidenten und Vorstandsvorsitzenden integriert, womit man hier gegenüber der deutschen Konkurrenz einen weiteren Vorteil ausspielt. Denn dort ist zwar alles voll lizenziert und größtenteils mit Fotos und Original-Wappen versehen, doch Funktionäre und gegnerische Coaches haben Fantasienamen. Aber es macht einen großen Atmosphäre-Unterschied, wenn man gegen das Team von Jürgen Klopp oder Jupp Heynckes antritt, anstatt gegen einen von Hein Mück oder Michael Michaelsen trainierten Bundesligaverein. Zumal man auch wie gehabt die lokale Presse nutzen kann um im Vorfeld einer Partie gegen den  Gegner, einzelne Spieler oder deren Trainer zu sticheln.