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Football Manager 2012 (Sport) – Football Manager 2012

Der englische Football Manager von Sports Interactive ist hierzulande kein Unbekannter – obwohl lizenzrechtliche Probleme dafür sorgen, dass die Trainersimulation nur als Import erhältlich ist. Doch wie der deutsche Kollege kämpft er nicht nur mit der Konkurrenz, sondern auch mit seinen Vorgängern. Kann die Ausgabe dieses Jahres den bereits sehr guten Vorläufer übertrumpfen?

© Sports Interactive / Sega

Fußball ist Emotion

Man sollte sich nicht täuschen lassen: Hinter den ausufernden Statistiken stecken haufenweise Fußball-Emotionen...

Man sollte sich nicht täuschen lassen: Hinter den ausufernden Statistiken stecken haufenweise Fußball-Emotionen…

Fußball lebt von Duellen, von Emotionen- und nicht zuletzt auch von einer gehörigen Portion Schadenfreude. Nicht umsonst schaut halb Fußball-Deutschland bei DFB-Pokal-Duellen von so genannten „Kleinen“ gegen arrivierte Vereine gespannt zu. Vielleicht gelingt es dem Underdog ja, den Millionären ein Bein zu stellen?

Auch der virtuelle Fußball wird von packenden Duellen geprägt. Im aktiven Bereich kämpfen die FIFA- bzw. Pro Evolution Soccer-Serien seit Jahren um die Vorherrschaft, wobei EA in den letzten Jahren die Nase vorn hatte. Bei den Manager-Spielen rund um der Deutschen liebsten Freizeitbeschäftigung  sieht das anders aus.

Fußball ist Kopfsache

Dass man bei Fußball Managern oft eine lebendige Fantasie benötigt, um hinter all den Zahlen, Tabellen und Statistiken die Sportler bzw. die Mannschaft zu sehen, ist kein Geheimnis. Um so mehr beim Football Manager (FM) von Sports Interactive. Denn wo die deutsche Konkurrenz mit bunten Menüs usw. punktet, hängt man in Großbritannien immer noch an den Tabellen und Strukturen, die man seit annodazumal mit diesem Genre assoziiert – typisch britisch mit kühlem Understatement.

Doch dies ist nicht der einzige Unterschied. Auch inhaltlich setzt der Manager von Sega andere Schwerpunkte. Hier geht es nur um das Führen einer Mannschaft, das Training sowie die Fähigkeiten als Taktiker bzw. einfühlsamer Coach. Finanzen sind nur eingeschränkt von Bedeutung und liegen nicht im Einzugsbereich, da der Aufsichtsrat ggf. bei vorgesehenen Transfers dazwischen grätscht und ein Veto einlegt. Diesen Fokus setzt die Serie seit Jahren erfolgreich als Kontrapunkt zu dem Allround-Management, das den FM aus deutschen Landen kenn- und auszeichnet.

Alles wie gehabt?

Doch auch wenn die Grundkonzepte letztlich auseinandergehen, haben die beiden Manager seit den letzten Ausgaben einiges gemeinsam: Veränderungen finden meist nur im Detail oder in den tieferen Ebenen statt. Und für die aktuelle Ausgabe setzen beide auf eine verbesserte Matchdarstellung. Wobei der britische Vertreter hier seit Jahren die Nase vorn hat – wenngleich erst auf den zweiten Blick.
Denn auch wenn man dieses Jahr im Stadionumfeld (Zuschauer), bei den Animationen auf dem Platz sowie hinsichtlich des Detailgrades zugelegt hat, wirken die in zahlreichen Ansichten (bis hin zur klassischen 2D-Vogelperspektive) abrufbaren Matches im Vergleich zur Konkurrenz sehr spröde.

Im Vergleich zum deutschen FM sieht die Kulisse nicht so schick aus, wirkt aber hinsichtlich der Matchlogik authentisch.

Im Vergleich zum deutschen FM sieht die Kulisse nicht so schick aus, wirkt aber hinsichtlich der Matchlogik authentisch.

Aber: Die Dramatik und Spannung auf dem Platz sind ungleich höher. Wie kann das sein? Manche Bewegung mag vielleicht nicht so filigran sein, doch das Gefühl, einem realistisch berechneten Spiel beizuwohnen, bei dem ich durch meine Taktik und meine Anweisungen eingreifen kann, ist unerreicht. Immer wieder ertappe ich mich dabei, wie ich mit den virtuellen Männchen mitfiebere, mich ärgere, wenn ein Ball nur an das Aluminium geht oder meine Mannschaft durch eine falsche Schiedsrichter-Entscheidung wie ein gegebenes Abseits-Tor ins Hintertreffen gerät.
Zumal man hier auch nur eine einzige Matchberechnung für alle Darstellungsformen vorfindet. Sprich: Ergebnisse sind zwar von Tagesform und Zufall beeinflusst, doch man hat hier keine Chance, über eine andere Spieldarstellung ein anderes, besseres Ergebnis zu erzielen. Die Berechnung ist für alle und alles gleich.

Der tägliche Gesprächs-Trott

Der Tagesablauf eines virtuellen Trainers ist abwechslungsreich: Man kann Mails checken, deren Filter man selbstständig verändern kann, wenn man z.B. Informationen zu Scoutberichten nicht mehr lesen oder keine Infos zur U23-Mannschaft bekommen möchte.