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Floodland (Taktik & Strategie) – Apokalypse Klimawandel

Survival-Strategie ist in den letzten Jahren zu einer beliebten Variante klassischer Aufbauspiele geworden. Wo es bei Anno oder Die Siedler vor allem um die schönste oder effizienteste Siedlung geht, dreht sich bei Frostpunk, Surviving The Aftermath oder Endzone – A World Apart alles ums nackte Überleben nach einer globalen Katastrophe. In Floodland hat der Klimawandel die Welt verwüstet, in der grundverschiedene Clans ums Überleben kämpfen. Wie schlägt sich der neue Anwärter vom polnischen Studio Vile Monarch im Survival-Dschungel?

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Die Mutter aller Abwärtsspiralen

Das ist richtig cool, aber vor allem im frühen Spiel auch unheimlich anstrengend. Denn soziale Spannungen führen schnell zu genereller Unruhe, die in einer gestiegenen Kriminalitätsrate mündet. Und hier geht es in Floodland richtig schnell abwärts: Eine hohe Kriminialität führt dazu, dass ständig Ressourcen aus dem Lager gestohlen werden. Das bedeutet, dass vor allem die Nahrung schnell nicht mehr ausreicht, was zu noch mehr Unruhe und noch mehr Kriminalität führt. Diese Abwärtsspirale ist dermaßen brutal, dass ich meinen ersten Siedlungsversuch aufgeben musste, weil meine wütende Bevölkerung anfing, dem Hunger zum Opfer zu fallen. Das ist konsequent aber ganz schön hart.  

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Regeln, Regeln, Regeln: Gesetze bestimmen, in welche Richtung sich das Zusammenleben entwickelt. © 4P/Screenshot

Hier helfen die Gesetze, die ähnlich funktionieren wie im dystopischen Frostpunk, allerdings nicht ganz so gnadenlos ausfallen. Ich muss mich im verzweigen Gesetzes-Baum meist zwischen einer eher autoritären und einer freiheitlichen Variante entscheiden, die oft ihr Gegenstück ausschließt. Um Gesetze zu verabschieden, brauche ich Einfluss, den ich einerseits über das Recht selbst und andererseits über Zufalls-Forderungen und Ereignisse gewinne, die mir immer mal wieder begegnen. Meist geht es dabei um die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Gesetzes-Richtung, es gibt aber auch Begegnungen mit anderen Figuren und Gruppen, zu denen die Anführer meiner Clans natürlich auch immer eine Meinung haben. Auch wird Einfluss über die Freizeitgebäude generiert, die damit eine wichtige Doppelfunktion in meiner Siedlung erfüllen.
 

Story-Kampagne mit Fusionsreaktor


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Schlauer wird man immer: Der Forschungsbaum hat vier Unterbereiche. Die Werkstoffe in der Mitte müssen einzeln erforscht werden. © 4P/Screenshot

Was jetzt vielleicht nach Endlosspiel klingt, ist in Wahrheit eine Story-Kampagne, denn einen reinen Sandbox-Modus gibt es in Floodland noch nicht. Stattdessen folge ich rund 20 bis 25 Stunden lang einer Geschichte rund um ein altes Fusionskraftwerk, dessen Funktion ich nach und nach wiederherstelle. Dafür zwingt mich das Spiel oft, aggressiv zu expandieren, neue Gebiete mittels Expeditionen zu erkunden und zu erschließen, um etwa Schlüssel-Items zu bergen oder das Kraftwerk selbst in Besitz zu nehmen. Gleichzeitig muss ich die Forschung vorantreiben und dafür Arbeitskräfte für das Forschungszentrum abstellen, um in der Kampagne voranzukommen.
 
Das bedeutet, ich muss meine zunächst sehr raren Arbeiter immer wieder neu aufteilen, um meine Ziele zu erreichen. Dazu kommt: Die meisten Ressourcen sind zwar erneuerbar, aber endlich: So regenerieren sich Fische, Pilze, Bäume und Co. zwar nach und nach, ich muss aber meine Arbeiter immer zwischen den unterschiedlichen Quellen manuell rotieren, um stets genug Essbares im Lager zu haben. Das funktioniert richtig gut, ist aber kontinuierlich notwendiges Mikromanagement. Einfach laufen lassen geht nicht! Selbst, wenn ich viele Dauer-Anbaustätten wie die Muschelplantagen besitze, reicht ein fieses Muschel-Krankheits-Event, um mir meine Nahrungsproduktion dermaßen zu zerschießen, dass die Abwärtsspirale einsetzt.
 

Mehr Leute? Mehr Probleme!


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Nachts wird nicht gearbeitet: Es gibt einen Tag-Nacht-Rhythmus, der auch spielerisch eine Rolle spielt. © 4P/Screenshot

Ich muss also immer ein Auge auf die Grundversorgung haben – erst recht, wenn sich neue Menschen anschließen und sich Nahrungsvorräte und Wassertanks dramatisch schnell leeren. Das ist anstrengend, aber eben auch realistisch: Die Grundlage einer Zivilisation muss dauerhaft mitgedacht werden, auch wenn an anderer Stelle ein Fusionsreaktor neu gestartet wird. Und das heißt, ich muss das ganze Spiel über abwägen, wie ich meine knappen Ressourcen wirklich einsetzen möchte – erst recht, wenn es später um Trümmer oder Metall-Reste geht, die nicht ohne weiteres in unendlicher Menge auf der zufallsgenerierten Karte vorhanden sind. 

Natürlich können meine Bewohner dabei auch fiesen Krankheiten anheimfallen, die entweder durch neue Gemeinschaftsmitglieder oder die Erkundung gefährlicher Gebiete eingeschleppt werden können. Dann helfen Sanitätszelte und Kliniken – und Gesetze, die per Maskenpflicht oder Lockdown die Verbreitung der Krankheit begrenzen. Nicht ganz ohne Grund ist das allgemeine Seuchen-Symbol bei Floodland wohl einem Coronavirus nachempfunden, denn die grummeligen Reaktionen der Clans könnten direkt aus den Kommentarspalten der sozialen Medien stammen, wenn eine flächendeckende Maskenpflicht zum Selbstschutz angeordnet wird. 

Kommentare

13 Kommentare

  1. Von dem Spiel weiß ich bereits Bescheid. Es gibt da einen englischsprachigen Youtuber

    Spoiler
    Show
    Splattercat
    der haufenweise Indie-Spiele zockt, quasi vorführt, 20-40 Minuten lang pro Spiel, ohne eine Wertung abzugeben, sondern nur was er persönlich noch gerne im Spiel sehen würde. Damit konnte ich mir schon oft besser als in jeder Rezension und Steam-Spielbeschreibung oder Kurzvideo, selbst ein Bild machen und viele davon sind dank dem Youtuber auf meiner Einkaufsliste gelandet. Auch das Spiel hier.

  2. Vor dem Artikel hatte ich ehrlich gesagt noch nichts groß von dem Spiel gehört, meine anderen Seiten scheinen den Titel wohl zu ignorieren. Klingt aber gut und wirklich interessant, danke für den Test.

  3. Ja, kann man. Man kann Krankheitsschwere, Stimmung, Verbrauchsrate von Gütern und Ressourcen in 4 Stufen einstellen. Ich hab aber schon auf "normal", also der zweitniedrigsten gespielt. Ein Park-Spaziergang war Floodland aber dennoch nicht. :D

  4. Kann man den Schwierigkeitsgrad anpassen?
    Was Floodland für mich im Gegensatz zu Endzone interessant macht, ist das Vorhandensein einer Kampagne. Endzone hat ja nur Szenarios.
    Aber ich bin absolut kein Fan von "Pass einmal nicht auf/Mach einen Fehler und deine Siedlung geht unrettbar vor die Hunde"-Niederlagen, so wie es in Endzone vorkommt.

  5. Enthusiasten haben 3070Ti Aufwärts. Das sind Menschen, die setzen sich dann damit in der Regel auch auseinander mit Technik wenn man 700€ + ausgibt und sind garantiert eher geneigt nen Review oder nen Rant zu schreiben als der 0815 IntelHD Laptop Tastendrücker. Es gibt einige Spiele die mit ner 3080 nicht wirklich hei eff peh essig laufen. Ganz vorne dran Elden Ring.
    Aber so nen armes Ding hier unter 60 fps, ich war kurz am überlegen zu koppen, so aber natürlich nicht.

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