Auch To the Moon kämpfte mit diesen spielerischen Defiziten, jedoch reichte die rührende Geschichte als Motivation zum Weiterspielen aus. Man wollte immer tiefer in die Vergangenheit des Protagonisten dringen, um seine tragischen und freudigen Höhepunkte zu erleben und ihm endlich seinen Lebenstraum zu erfüllen.
Doch auch in dieser Beziehung enttäuscht Finding Paradise. Anfangs war es toll wieder in einer pixelig verträumten Spielwelt zu sein und dabei zuzusehen wie Colin sich als Kind mit der geheimnisvollen Nachbarin anfreundet, oder als Erwachsener seinen neugeborenen Sohn in den Armen hält. Gute Ansätze gab es genügend, doch dümpelte die in meinem Spieldurchgang
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über sechs Stunden lange Geschichte aus dem Leben eines einsamen Tagträumers zu oft einfach nur vor sich hin, ohne wirklich zu fesseln – ein Genickbruch bei einem Spiel ohne Erkundung und Rätsel!
Ein Ende ohne Tränen
So erhielt ich zwar viele Einblicke in Colins Leben, doch durfte ich kaum eine Situation wirklich nacherleben. Es wird beispielsweise erwähnt, dass er in der Schule ausgeschlossen wird. Bis auf eine Situation wo er allein auf dem Schulhof sitzt, war ich als Spieler aber nie dabei. Auch seine Faszination am Fliegen wird nicht wirklich thematisiert. So geht er eines Tages zum Flughafen und wird eben irgendwann Pilot. Zu viele Momente werden so oberflächlich präsentiert, dass sie mich gar nicht berühren konnten. Auch die Schauplätze reichen diesmal nur von einem nicht sehr liebevoll gestalteten Haus inklusive Balkon, über Flughafen-Hallen bis zu einem Wäldchen. Dabei hätte man doch gerade einen einsamen Tagträumer so viele schöne Orte besuchen lassen können!
Die große Auflösung am Ende versucht der Geschichte die nötige Tiefe zu geben und zu erklären wieso nur bestimmte Momente aus Colins Leben ausgewählt wurden. Doch selbst mit dieser Prämisse muss es möglich sein, die gezeigten Momente intensiv und fesselnd darzustellen. Auch die wichtige Frage, wie sehr man das Leben eines Menschen beeinflussen sollte, wird nicht ausreichend tief beleuchtet, um wirklich zum Nachdenken anzuregen. Hier hätte man die Sigmund Corp. zum Beispiel kritisch unter die Lupe nehmen können. Meine Augen blieben jedenfalls erstmalig bei einem Spiel von Freebird Games trocken.