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FIFA 19 (Sport) – Fußball in der Endlosschleife

Die Wahl zum Weltfußballer hat Cristiano Ronaldo zwar geschwänzt, weil Luka Modric gekürt wurde, aber dafür ziert er das Cover von FIFA 19 – natürlich im Trikot seines neuen Clubs Juventus Turin. Dass Electronic Arts vom alternden Star profitiert, dürfte zu bezweifeln sein, denn das Fußballspiel würde sich auch ohne irgendeinen Profi auf der Box wie geschnitten Brot verkaufen: Satte 24 Millionen mal ging FIFA 18 über die Theke, wobei die Umsätze von Ultimate Team noch hinzu kommen. Es gibt kein erfolgreicheres Sportspiel auf dem Markt. Uns interessiert, ob man zum Vollpreis endlich mehr als Stagnation mit Detailverbesserungen erlebt. Mehr dazu im Test für PC, PS4 und Xbox One.

© EA Vancouver/EA Romania / Electronic Arts

Das Finale mit Alex Hunter in „The Journey“

Die Geschichte des britischen Fußball-Talents Alex Hunter wird mit längeren Rollenwechseln zuende geführt. Nachdem man bereits in FIFA 18 in ein paar Situationen sowohl mit seinem besten Freund Danny Williams sowie seiner Schwester Kim erleben durfte, bekommt man jetzt mehr Zeit mit den beiden. Dabei darf man nach dem überraschend langen Einstieg, der mit dem erwähnten Match von Alex Großvater beginnt und schließlich zu jeder der drei Geschichten überleitet, jederzeit zwischen den Figuren wechseln und ihrem jeweiligen Weg folgen, der sich gelegentlich überschneidet. Um die Dramatik und das passable Drehbuch in vollem Umfang erleben zu können, rät EA allerdings zu einer „kurierten“ Wahl, sprich: Man bekommt immer Hinweise, wann man die Figur wechseln sollte. Obwohl man vermehrt durchaus gravierende Entscheidungen treffen darf und die Ergebnisse bzw. Konsequenzen der letzten Ausgaben auch hier Wirkung zeigen, tritt man mechanisch allerdings weitgehend auf der Stelle.

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Gute Idee mit dem Retro-Spiel, aber der Ball läuft wie an der Schnur gezogen über den Matschplatz… © 4P/Screenshot

Es gibt immer noch den Wechsel zwischen Trainings- und Spielsituationen. Man bekommt unter Wettbewerbsbedingungen nach wie vor immer wieder vom Cheftrainer Vorgaben, die man erfüllen sollte, um den kompletten Bonus und damit ggf. auch neue Freischaltung neuer zumeist kosmetischer Gegenstände einzuheimsen. Und es gibt z.B. bei Kims Versuchen, in der amerikanischen Frauen-Nationalmannschaft Fuß zu fassen auch das Rivalen-/Kumpelsystem, das letztes Jahr für Alex eingeführt wurde. Im Gegensatz zur inhaltlichen Stagnation wird wenigstens dramaturgisch mehr geboten: Alex muss sich bei seinem Lieblingsclub durchsetzen (mit dem Spielstand der letzten Jahre Real Madrid), während Danny in dem Verein, bei dem Alex‘ Karriere begann (in diesem Fall FC Liverpool) eine letzte Chance bekommt, sich in die erste Mannschaft zu spielen und einen längerfristigen Vertrag auszuhandeln. Verbunden wird alles durch die Themen Freundschaft und Familie, die EA vielleicht nicht unbedingt realistisch, aber zumindest filmreif inszeniert, so dass man ein paar unterhaltsame Stunden erlebt.

Ultimate Pay-to-win

 Zwar muss man EA zugute halten, dass sie Ultimate Team wirklich vom Rest der Spielmodi trennen und nicht wie 2K Games in die Karriere einfließen lassen. Aber mich langweilt dieser Sammelkarten-Modus seit Jahren, weil die Teamchemie wie ein

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EA bittet zur Kasse in FUT, wenn man schneller erfolgreich sein will. © 4P/Screenshot

künstliches Korsett die Spiele beeinflusst. Das ist wie eine unsichtbare Regie, die die eigenen Skills konterkariert. Hinzu kommen die Echtgeldtransaktionen und der Pay-to-win-Fokus, der hier noch stärker ist als jener von myClub in PES 2019. Auch wenn Konamis Angriff auf EA letztlich ein heuchlerisches Eigentor war, weil sie natürlich selbst mit diesem Modus auf Umsätze schielen, lag Lingaard im Kern richtig.

In Ultimate Team dauert es einfach deutlich länger, ohne zusätzliche Investitionen sein Traumteam aufzubauen. Und wer hinsichtlich eSports irgendwelche Ambitionen hat, kommt um das eigene Portemonnaie nicht herum. Ich kann nicht nachvollziehen, warum Leute freiwillig für ein Vollpreisspiel bezahlen – und dann noch oben drauf. Um mit Spielern zu kicken, die man auch umsonst in den vorhandenen Clubs bewegen kann. Es gibt doch schon Real Madrid, FC Barcelona, Manchester City, Liverpool, Paris, Juventus Turin – sind das nicht alles „Ultimate Teams“?

Karriere ohne Regie

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Liverpool gewinnt die Champions League… © 4P/Screenshot

Zur Karriere als Spieler oder Trainer könnte ich nur eine nahezu identische Analyse vorlegen, denn beides stagniert im Schatten von „The Journey“ komplett. Zwar inszeniert EA das Leben eines selbst erstellten jungen Profis deutlich besser als Konami, aber die qualitatitven Unterschiede zur Karriere des Alex unter sind so groß, dass sich eigentlich nur eine Laufbahn als Manager lohnt. Dort kann man entweder einen Spitzenclub oder auch einen Drittligisten übernehmen, wobei sich die kurz-, mittel- und langfristigen Ziele natürlich stark unterscheiden – da alle Abläufe, Vor- und Nachteile bis auf kleine Anpassungen bei den Transfers dem Vorjahr gleichen, verweise ich auf den Test zu FIFA 18. Unsere langjährigen Manager in der Redaktion waren jedenfalls sehr ernüchtert, weil sich da einfach nichts tut.