Veröffentlicht inTests

FIFA 19 (Sport) – Fußball in der Endlosschleife

Die Wahl zum Weltfußballer hat Cristiano Ronaldo zwar geschwänzt, weil Luka Modric gekürt wurde, aber dafür ziert er das Cover von FIFA 19 – natürlich im Trikot seines neuen Clubs Juventus Turin. Dass Electronic Arts vom alternden Star profitiert, dürfte zu bezweifeln sein, denn das Fußballspiel würde sich auch ohne irgendeinen Profi auf der Box wie geschnitten Brot verkaufen: Satte 24 Millionen mal ging FIFA 18 über die Theke, wobei die Umsätze von Ultimate Team noch hinzu kommen. Es gibt kein erfolgreicheres Sportspiel auf dem Markt. Uns interessiert, ob man zum Vollpreis endlich mehr als Stagnation mit Detailverbesserungen erlebt. Mehr dazu im Test für PC, PS4 und Xbox One.

© EA Vancouver/EA Romania / Electronic Arts

Neue Taktiken und Ballakrobatik

FIFA-Spielern kann das Vorbild egal sein, denn jetzt können sie viel komfortabler als bisher nicht nur in fünf Stufen von Defensive auf Offensive umschalten, sondern diesen Stufen auch andere Formationen sowie Spielverhalten und über Schieberegler exakte Abstände zischen Ketten zuweisen. Damit gewinnt FIFA 19 spieltaktische Finessen und Flexibilität. Sprich: Sorgte man bisher beim Umschalten auf die Offensive nur für weiter vorne agierende Spieler, kann man jetzt auf Knopfdruck vom 4-2-3-1 mit Ballbesitz und tiefer Vierkette auf ein 4-3-3 mit langen Bällen und Vollpressing schalten. So kann man auch für jeden Gegner einen anderen Matchplan mit fünf Verhaltensweisen erstellen – dazu gehört auch, wie viele Leute sich bei Standards in der Box tummeln. EA hat also nicht nur abgekupfert, sondern auch einiges Neues anzubieten.

[GUI_STATICIMAGE(setid=84623,id=92574494)]
Im freien Training kann man üben, den Ball hochzuhalten und sich mit dem Kopf vorzulegen. © 4P/Screenshot

Wie klingt „Active Touch System“ in den Ohren? So nach manueller Freiheit am Ball. Und in der Theorie ist der Ansatz lobenswert, denn bei Annahmen, Dribblings oder Finten soll sich alles realistischer anfühlen, mehr antizipiert werden können – nur hören wir das seit einem Jahrzehnt. Immerhin kommen tatsächlich neue Funktionen hinzu, die die wichtige physikalische Trennung von Körper und Kugel auch spielbar machen. Im freien Training sieht das z.B. verdammt cool aus, wenn Marco Reus den Ball hoch hält, ihn immer höher fliegen lässt, vom Fuß auf den Oberschenkel, sich dann den Ball aus der Luft mit dem Kopf vorlegt, um ihn einzunetzen. In der Praxis eines Spiels ist das zwar auch möglich, aber sorgt viel zu selten für effiziente Vorteile.

Präziseres Schießen als Option?


Einerseits ist es gut, wenn man „keinen Zirkus“ am Fließband veranstalten kann, andererseits würde man sich diese Trennung von Ball und Körper auch bei einfacheren Aktionen so konsequent umgesetzt wünschen, dass sich dadaurch mal das Spiel beim Passen und Schießen realistischer anfühlt! So ist das mal wieder kosmetischer Schnickschnack, der ja nicht mal in den Skill Trainings einzeln geübt werden kann. Apropos: Warum kann ich mir im freien Training nicht alle Befehle für Finten, Flicks

[GUI_STATICIMAGE(setid=84623,id=92574502)]
Auch bei Distanzschüssen kann man das neue „Timed Finish“ einsetzen, aber wir haben es schnell wieder deaktiviert – zu fummelig, zu wenig effektiv. © 4P/Screenshot

& Co anzeigen lassen, um sie dann zu üben? Oder zumindest alle neuen? Das geht immerhin im Skill-Training mit dem ebenso neuen wie überflüssigen Schießen, dem „Timed Finish“, das für noch präzisere Abschlüsse sorgen soll, wenn man ein zweites mal kurz vor dem Abziehen die Schusstaste drückt.

Dafür hat EA sogar ein neues Icon und eine Timing-Leiste in den Skill-Trainings petto, die den optimalen grünen Punkt anzeigt: Trifft man ihn, landet der Ball im Winkel. Wer den „Trainer“ im Spiel aktiviert, bekommt diese visuellen Hilfen auch im Spiel. Auch das klingt gut, aber es ist komplett überflüssig bis nervig. Ganz einfach, weil es nicht praxistauglich ist, dass ich kurz vor einem Volley im Strafraum, den ich manchmal vielleicht nur ein, zwei Sekunden antizipieren kann, auch noch zweimal im richtigen Rhythmus die Schusstaste antippen soll. Und wenn man mal mehr Zeit, wie z.B. bei Distanzschüssen, ist das Ergebnis einfach nicht befriedigend genug, zumal man im Match lediglich ein kleines Dreieck als Icon aufflackern sieht, wenn man den Punkt trifft. Hinzu kommt, dass man zwar „pefektes Timing“ attestiert bekommt, weil man genau im grünen Bereich ein zweites mal drückt, aber der Ball dann doch nicht im Netz landet. Was soll das dann? Es hat schon seinen Grund, warum man dieses „präzise Schießen“ in den Menüs abschalten kann.