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FIFA 19 (Sport) – Fußball in der Endlosschleife

Die Wahl zum Weltfußballer hat Cristiano Ronaldo zwar geschwänzt, weil Luka Modric gekürt wurde, aber dafür ziert er das Cover von FIFA 19 – natürlich im Trikot seines neuen Clubs Juventus Turin. Dass Electronic Arts vom alternden Star profitiert, dürfte zu bezweifeln sein, denn das Fußballspiel würde sich auch ohne irgendeinen Profi auf der Box wie geschnitten Brot verkaufen: Satte 24 Millionen mal ging FIFA 18 über die Theke, wobei die Umsätze von Ultimate Team noch hinzu kommen. Es gibt kein erfolgreicheres Sportspiel auf dem Markt. Uns interessiert, ob man zum Vollpreis endlich mehr als Stagnation mit Detailverbesserungen erlebt. Mehr dazu im Test für PC, PS4 und Xbox One.

© EA Vancouver/EA Romania / Electronic Arts

Frostbite mit deutschen Defiziten

Auch hinsichtlich der Präsentation bleibt dieses FIFA 19 ein zweischneidiges Schwert. Nahezu alles, was mit der Premier League zu tun hat, wird gut bis sehr inszeniert – von den Profis über die Stadien bis zu den Fans. Hinzu kommen blitzsaubere Menüs sowie eine moderne Regie in der Karriere um den Jungstar Hunter, in der die Protagonisten dank Motion Capturing & Co teilweise filmreif auftreten. Aber auch wenn man EA dafür loben muss, dass sie ähnlich wie 2K Sports im Basketball für dramaturgisches Leben im digitalen Fußball gesorgt haben, enttäuscht man schon im Einstieg der Journey auf dem Platz: Da spielt man in den 50er oder 60er Jahren mit einem Farbfilter und einer Lederpille in England, weil man kurz in die Rolle des Großvaters schlüpft – ein klasse Idee! -, aber dann wird der Ball trotz total vermatschtem Rasen wie an der Schnur gezogen gepasst, als würden das Roboter spielen, ohne dass er mal hoppelt oder wegspringt. Hier offenbart FIFA, wie oberflächlich es designt und wie weit man von realistischer Physik entfernt ist.

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Das da rechts soll Roman Bürki sein… © 4P/Screenshot
Auch beim Blick auf die Bundesliga muss man viele Abstriche machen. Die ach so potente Frostbite-Engine sorgt in deutschen Stadien nicht für die Fortschritte oder gar visuelle Begeisterung, die ich von einem Vollpreisspiel erwarte. Gerade bei Borussia Dortmund, das als Lizenzpartner überraschend von PES 2019 zu FIFA 19 wechselte, werden die grafischen Defizite deutlich. Zum einen sieht die Hälfte der Startelf ihren realen Profis nicht ähnlich: Man schaue sich Toprak, Weigl, Delaney, Bürki etc. an. Hallo? Und selbst bei der besser getroffenen Prominenz wie Reus oder Götze wirken vor allem die Augenpartien seltsam künstlich. Auch als Schalker dürfte man Schwierigkeiten haben, seine Startelf zu erkennen. Konami hatte diese Profis wesentlich authentischer integriert. Geht man zu Vereinen wie Leverkusen, Bremen oder dem HSV wird die Liste der nicht erkennbaren Kicker noch länger.

Champions League hui, Derby pfui


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…und das da rechts Maximilian Philipp. Auch Delaney & Co sehen überhaupt nichts aus wie ihre realen Vorbilder. © 4P/Screenshot
Zwar ist der Signal Iduna Park ähnlich wie andere Stadien architektonisch sehr gut zu erkennen, außerdem hört man einige typische Gesänge, aber auch die Südtribüne sowie der vereinzelt in Großaufnahme gezeigte Jubel der dortigen Fans wirkt alles andere als realitätsnah, wenn selbst bei kleinen Grüppchen die Klone klatschen. Hier ist noch so viel Luft nach oben! Zwar wird das Derby mit dem FC Schalke 04 zumindest von den Kommentatoren angesprochen, aber von der Brisanz oder anderer Stimmung im Stadion oder bei den Gesängen ist nichts zu spüren. Hinsichtlich der Präsentation realistischer Fußball-Atmosphäre hat FIFA 19 noch viel Luft nach oben. Und die Unterschiede zu PES, das früher klar in der Präsentation unterlegen war, sind dahin geschmolzen.

Trotzdem gibt es sie noch: Man kann die neu integrierte Champions League in verschieden Stufen erleben, wobei es zwischen Gruppenphase, Halbfinale und Finale andere Kommentare sowie Stimmungen und Inszenierungen gibt. Spielt man z.B. in der Allianz Arena, erscheint bei der Einführung eine übergroße Standfigur von Lothar Matthäus im virtuellen Stadion. Auch in das finale Kapitel der Story-Kampagne The Journey ist der Wettbewerb neben der Europa League eingebettet. Und wie präsentiert sich der Modus im dritten Jahr?