Ich falle…
Aller Anfang ist leicht: Ich schreite durch eine leuchtende Tür und verlasse den vermeintlichen Friedhof. Ein paar Erklärungen sagen mir, wie ich schieße, wie ich ein Schwert schwinge, wie ich springe und wie ich mit geistigen Fähigkeiten meine Umwelt beeinflusse. Ein Ego-Shooter ist es also, das wird deutlich. Einer, bei dem ich mich wie in einem Rollenspiel mit Charakteren unterhalte und den Gesprächsverlauf bestimme – auch das lerne ich schnell. Danach allerdings lässt mich E.Y.E gnadenlos im Stich.
Natürlich könnte ich mehr als 20 Tutorialvideos anschauen, um mich in die erschreckend unhandlichen Menüs hineinzudenken. Doch leider funktionieren die knappen Clips bedeutend besser als Teaser-Trailer denn als Verständnisbrücken. [GUI_PLAYER(ID=75354,width=460,text=Willkommen in der Zukunft – in einer Welt der unbegrenzten spielerischen Möglichkeiten?)] Um es kurz zu machen: Der Einstieg ist eine Katastrophe! Independent-Bonus hin oder her, so eine Einführung darf sich gerade ein komplexes Spiel nicht leisten!
… in die Tiefe
Komplex? Oh, ja! Denn E.Y.E: Divine Cybermancy steht in der Tradition actionhaltiger Rollenspiele wie Deus Ex. Immerhin wurde es vor seiner Veröffentlichung nicht nur aufgrund seiner finsteren Technik-Zukunft mit dem Klassiker in Verbindung gebracht: Auch hier darf man Schalttafeln hacken, Feinde heimlich umgehen oder sie mit roher Gewalt ausschalten. Nicht zuletzt setzt man kybernetische Implantate ein, um körperliche Fertigkeiten zu stärken oder neue zu erlernen. So kann der Protagonist schneller laufen und höher springen, erkennt Personen anhand von Bewegungsgeräuschen oder macht sich unsichtbar. Mithilfe psychischer Fähigkeiten erschafft er zudem Klone, die eine kurze Zeit an seiner Seite kämpfen oder er treibt einen Gegner in den Wahnsinn, so dass er wild im sich schießt. Stärkere Fähigkeiten erlauben sogar das Erschaffen von Portalen oder „Beschwören“ von Monstern.
Klasse: Was das kleine Entwicklerteam aus dem Hut zaubert, lässt nicht nur Adam Jensen, sondern auch manchen Rollenspielhelden neidisch auf die Charakterentwicklung schauen! Es ist ja nicht so, dass der Umfang bei Fähigkeiten und Erweiterungen ein Ende hätte. Denn auch spielerisch protzt Divine Cybermancy mit vielen Möglichkeiten. Ich darf nicht nur wählen, wie ich eine Mission angehe – ob ich den Anführer einer Bande im hitzigen Gefecht ausschalte oder mich heimlich heranschleiche, ob ich durch das Hacken eines Computers Verwirrung stifte oder eine befeindete Gang auf das Ziel hetze – auch im Gespräch wähle ich fast immer zwischen verschiedenen Antworten. Einmal stattgefundene Unterhaltungen darf ich anschließend nicht wiederholen; diese glaubwürdige Konsequenz trauen viel zu wenige Entwickler ihren Abenteurern zu.