Evil Genius 2: World Domination (Taktik & Strategie) – Böse ist gut

Und sie drücken wie vor ein paar Monaten am PC auf die Motivation. Auch der teilweise sprunghaft ansteigende Schwierigkeitsgrad, der einen angesichts der ersten vom Tempo eher gemächlichen Stunden dann auf dem falschen Fuß erwischt, ist immer noch zu beobachten. Gleiches gilt für die schwachen Zwischensequenzen, bei denen nicht mal ansatzweise versucht wird, Lippensynchronität der eigentlich richtig gelungenen Sprachausgabe zu erreichen. Auch die KI-Probleme der Schergen, die mitunter sehr lange brauchen, um bestimmte Areale des Erzschurken-Domizils zu erreichen – was auch daran liegt, dass man ihnen immer noch keine Bereiche oder Räume zum bevorzugten Aufenthalt zuweisen kann, sind der Konsolenversion erhalten geblieben. Wie auch die weiterhin stattfindenden „Unfall“-Tode, bei denen einfallende Agenten aus Versehen (?) nicht gefangen genommen, sondern getötet werden. Das ist doof, wenn dies bei einer Tutorial-Mission passiert, die nur weitergeht, wenn man den einen speziell dafür abgestellten Agenten inhaftiert. Apropos: Die Einführungen sind zwar umfangreich und ordentlich in die Kampagne integriert, weisen einen aber nicht zwangsläufig in alle Eigenheiten der Mechanik ein oder klären über bestimmte Zusammenhänge auf.

Saubere Umsetzung

Visuell ist Evil Genius 2 auf Konsolen gelungen. Sowohl auf PlayStation 5 als auch auf Xbox Series X ist die Bildrate über alle Zweifel erhaben. Gleichgültig, wie viele Schergen, Zivilisten oder gegnerische Agenten durch die Flure und Gewölbe wuseln. Egal wie tief man sein Domizil ausgehoben hat. Der knallbunte Comic-Stil, der sich ebenso wie der klasse Soundtrack natürlich ganz bewusst Filme wie Austin Powers oder Spiele wie No One Lives Forever zum Vorbild nimmt, passt wunderbar und sorgt für viel Stimmung. Angeheizt durch einen omnipräsenten Sarkasmus und immer wieder eingestreute Anspielungen auf einschlägige Agentenfilme, ist das Zuschauen eine Freude. Klar: Nach ein paar

Würde Evil Genius 2 auf den Konsolen keine Unterstützung für Maus/Tastatur anbieten, wäre eine Abwertung fällig. Die Pad-Steuerung ist gerade mal zweckmäßig und nicht intuitiv. © 4P/Screenshot

Stunden bieten die Animationen von Schergen oder Spezialisten nur noch wenig, was man nicht schon gesehen hat. Doch der allgemeine Wuselfaktor, also das, was man gemeinhin bei Spielen dieser Art als Aquarium-Effekt bezeichnet, bleibt angenehm hoch.

Bei der Steuerung gibt man sich ebenfalls keine Blöße. Allerdings würde ich empfehlen, auch an der Konsole mit Maus und Tastatur zu spielen. Denn wo andere Umsetzungen von Aufbau-Strategie entweder bei ihren Konsolenauftritten hinsichtlich der Menüstrukturen oder Benutzerführung angepasst wurden (als Bespiel sei hier Cities Skylines erwähnt) oder auch auf dem PC schon die Tendenz zu sowohl am Rechner als auch auf der Konsole einsetzbaren Hybrid-Menüs haben, ist hier Tristesse und gelegentlicher Steuerungsfrust auf der Couch angesagt – wenn man mit Pad unterwegs ist. Man hat zwar wesentliche Menüpunkte wie die Bau-Optionen auf leicht zu merkende Knopf-Kürzel gelegt. Doch viel zu häufig fühlt sich die Suche nach dem einen oder anderen Punkt oder diesem bzw. jenem Gegenstand zu mühselig und zu langwierig an. Nicht so sehr, dass es einem die Lust am Weiterspielen verleidet. Aber dennoch so weit, dass die Konsolenversionen eine Abwertung verdient hätten, wenn sie nicht die Tastatur-/Maus-Kombo unterstützen würden.