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Etrian Odyssey 5: Beyond The Myth (Rollenspiel) – Partykombomonster

Seit fast zehn Jahren sorgt Etrian Odyssey mit seiner aktiven Kartographie, rundenbasierten Gefechten und dem Party-Management für exklusive Unterhaltung auf Nintendos Handhelds. Was 2008 auf dem DS begann und dort drei mal fortgesetzt wurde, konnte 2013 mit dem vierten Teil auf dem 3DS unser Gold erobern. Und man musste lange auf den fünften Teil warten, denn zunächst wurden Ableger oder Remakes veröffentlicht. Wie schlägt sich Etrian Odyssey 5: Beyond the Myth?

© Atlus / Deep Silver / Atlus

Dungeon-Crawler mit Suchtgefahr

Hat man dieses Zusammenhänge erstmal verinnerlicht und die erste Etage sowie ihre Quests gemeistert, entsteht die für die Serie typische Sogwirkung. Denn auch ohne Partyinteraktion oder Dialoge wachsen einem die Helden natürlich ans Herz, weil sie sich stets entwickeln und weitere Kniffe sowie tolle Kombos drauf haben. Man lernt die Widerstände der Monster zu berücksichtigen und selbst mit Blindheit, Paralyse & Co auszuteilen, um gezielt die Bewegung oder Schläge eines Feindes zumindest für ein paar Runden einzufrieren. Und wenn man den Boss der zweiten Etage besiegt, kommen ja noch die Meisterklassen hinzu – das Tüfteln innerhalb der Heldenkarrieren nimmt also kein Ende. Während der Erkundung kann man auf alle bekannten Komfortfunktionen wie automatische Kämpfe oder Märsche („Auto-Walk“) bei Routinequests sowie noch mehr Symbole und eine etwas elegantere Benutzeroberfläche zum Kartographieren zurückgreifen.

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Es lohnt sich, mit den Fähigkeiten der Klassen zu experimentieren. © 4P/Screenshot

Obwohl es erneut viel Holen und Bringen sowie Suchen und Vernichten als Aufgaben gibt, wird man innerhalb der Labyrinthe immer wieder überrascht. Denn es gibt nicht nur die bekannten Schleichwege oder verschlossene Türen, für die man erstmal Schlüssel finden muss, sondern neue Ereignisse mit Entscheidungen, die an Pen&Paper-Situationen erinnern. Das fängt alles harmlos an: Soll man vor einer sumpfigen Stelle den Ast einsetzen, um den Boden zu überprüfen oder geht man direkt durch? Greift man nach der Kupfermünze, obwohl die Schildkröte sie zu beschützen scheint? Soll man die roten Beeren essen – und wenn ja, welches Gruppenmitglied?

Manchmal hat man bis zu drei Antworten und muss dann mit den Konsequenzen leben. Schön ist, dass alle Helden hier Erfahrung gewinnen und dass die Situationen mit jeder Etage etwas brisanter werden. Das kann den Wegfall von vorgefertigten Charakteren mit Biografien und Konflikten in der Party zwar nicht kompensieren, aber sorgt für zusätzliches Abenteuerflair, das mir als Rollenspieler alter Schule gut gefallen hat.

Gruppenmanöver und Monsterdaten

Zu den taktischen Neuerungen gehören neben zig zusätzlichen Attacken, Zaubern und Beschwörungen auch die multiplen Gruppenaktionen, die nicht nur offensiv ausfallen: Ist die entsprechende Leiste aufgeladen, kann man auch zu zweit, zu dritt

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Neuerdings kann man kollektive Aktionen über „Union“ ausführen: zwei, drei oder vier Helden beteiligen sich daran. © 4P/Screenshot

oder zu viert diverse kollektive Manöver ausführen – vom Doppelschlag auf einen Gegner über die Regeneration von Mana bis hin zu Flucht zum Ausgang. Gerade letzteres Manöver ist unheimlich nützlich, wenn man sich und seine Gruppe mal wieder überschätzt hat, mit drei Toten in den Seilen hängt und auf dem Rückweg von einem Monster überrascht wird. Wer diese Möglichkeiten ausschöpft, wird auch schneller in einen Spielfluss ohne all zu viel Game Over kommen. Trotzdem steigt der Anspruch mit jedem Aufstieg in höhere Ebenen von Yggdrasil.

Sechs Etagen gilt es zu meistern, wobei man auf ein riesiges Kompendium an über 100 Kreaturen von tierähnlichen Bestien,  käfer- und wurmartigen Wesen bis hin zu Höllenhunden, Golems und Zombiedrachen trifft, von denen die speziell markierten und meist über die Karte wandernden Minibosse (FOE, Field of Enemy), die man bei Erstkontakt möglichst meiden sollte, sowie die echten Bosse natürlich zu den gefährlichsten gehören. In diesen Gefechten zeigt sich dann, wie gut man die Konter und Kombos, Buffs und Debuffs verinnerlicht hat. Sammler und Perfektionisten freuen sich wie immer über die zu Beginn leere Datenbank, die man aktiv füllen muss, indem man die Wesen und Pflanzen der Welt erkundet – so bekommt man nicht nur Hinweise zu Stärken und Schwächen oder Zutaten, sondern wird auch vom Stadtrat als Forscher belohnt. Das Verkaufen von Beute hat zudem den Vorteil, dass man damit beim Händler wie gehabt bessere Waffen, Rüstungen sowie Tränke und Artefakte freischaltet.