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Enslaved: Odyssey to the West (Action-Adventure) – Enslaved: Odyssey to the West

„Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“, hatte ich damals geschrieben, weil Creative Director Tameem Antoniades mit Enslaved so gekonnt auf den leisen Tönen zu spielen wusste. Drei Jahre ist das her, sein Entwicklerstudio hat inzwischen DmC: Devil May Cry veröffentlicht und The Last of Us in einem ähnlichen Szenario neue erzählerische Maßstäbe gesetzt – da erscheint Enslaved wie aus dem Nichts auch für PC. Lohnt sich die Umsetzung heute noch?

© Ninja Theory / Namco Bandai

Zurück zur Natur

Die Natur hat sich die Erde zurückerobert: Saftige grüne Ranken greifen nach den Dächern der Wolkenkratzer, Sonnenstrahlen fallen durch die Risse gebrochener Mauern, [GUI_PLAYER(ID=108279,width=377,text=Die späte PC-Umsetzung zeigt schärfere Bilder und enthält sämtliche Downloadinhalte des Konsolenoriginals.)] Schmetterlinge schwirren im milchigen Gegenlicht. The Last of Us zeigte drei Jahre später einen ähnlich prachtvollen Zerfall. Und wie dort kämpften auch in Enslaved ein starker Mann und ein schwache Frau in dieser traurig-schönen Welt. Die Ähnlichkeit ist zumindest auf den ersten Blick verblüffend.

Enslaved erreicht dabei nie die erzählerische und die spielerische Klasse des Naughty-Dog-Abenteuers. Denn während Joel und Ellie packende Stealth-Action erleben, schlagen Monkey und Trip recht profan einfallslosen Robotern das Eisenkreuz entzwei. Monkey ist selbstverständlich der Mann fürs Grobe, der seiner Begleiterin allerdings Befehle erteilt: So kann Tripitaka z.B. die Aufmerksamkeit eines Geschützturms auf sich ziehen, bis ihn Monkey unbemerkt umgangen hat.

Die Geschichte endet leider auf einem abrupten Schlussakkord, der wenig mit dem zuvor Erlebten zu tun hat und vernachlässigt die Welt um die Protagonisten herum. Ihre Stärke sind die einfühlsamen Charakterzeichnungen und das leise Kennenlernen der zwei beiden

Die verlorenen Seelen der Hauptfiguren sowie die prachtvolle Kulisse sind die Stärken des gefühlvollen Abenteuers.
Die verlorenen Seelen der Hauptfiguren sowie die prachtvolle Kulisse sind die Stärken des gefühlvollen Abenteuers. © 4P/Screenshot

Hauptfiguren. Spielerische Höhepunkte sind die einfallsreichen Bosskämpfe oder Situationen andauernder leiser Spannung. Nitin Sawhneys Soundtrack ist der emotionale Wegweiser der gefühlvollen Reise.

Mehr Inhalt, weniger Mühe

Ich mochte Enslaved sehr – und ich mag es auf PC genauso. Kein Wunder: Die Umsetzung ist die eines gedachten Emulators. Immerhin gleicht das Spiel bis aufs Haar dem Original auf PS3 und Xbox 360, ich verweise deshalb auf den Test der inhaltsgleichen Konsolenversionen. Lediglich eine variable Auflösung sowie die Steuerung mit Maus und Tastatur wurden hinzugefügt. Die so genannte Premium Edition enthält außerdem alle zusätzlichen Inhalte, darunter die kurze DLC-Dreingabe Pigsy’s Perfect 10.

Dass auf jede andere Möglichkeit zum Einstellen der Grafik verzichtet wurde, entlarvt das PC-Abenteuer aber als recht oberflächliche Umsetzung. Natürlich sieht es dank höherer Auflösung und einer bedeutend besseren Bildrate schon von Haus aus wesentlich besser aus – wenn ich den V-Sync mit wenigen Handgriffen in der Konfigurationsdatei aktiviere, hilft zusätzlich. Ein umfangreiches Optionsmenü muss heute allerdings dazu gehören! Ich ärgere mich außerdem, dass das Spiel auf einem der beiden Testrechner häufig sekundenlang stillstand, vermutlich um notwendige Inhalte zu laden.