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Endless Ocean 2: Der Ruf des Meeres (Simulation) – Endless Ocean 2: Der Ruf des Meeres

Gerätetauchen ist eine faszinierende  Freizeitbeschäftigung – wer es schon mal versucht hat, weiß wovon ich spreche. Auf der Wii lässt sich diese Faszination schon zum zweiten Mal nachempfinden. Unterwasser-Spezialist Arika entführt euch in die Tiefen der Ozeane.

© Arika / Nintendo

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„Bitte recht freundlich“… Am Steg der Neunerinsel trainiere ich Delphine zu künftigen Tauchpartnern.

Zu allem Überfluss fehlt eine  Sprachausgabe und so warten im Spielverlauf hunderte von  Dialogblöcken mit mehr oder (eher) weniger „sinnvollen“ Phrasen darauf, gelesen und weggeklickt zu werden. Beispiel gefällig? „Oh, das war aber jetzt ganz schön gefährlich mit dem Hai.“ Klick. „Wie gut, dass du den Pulsar eingesetzt hast“ Klick. „Das hätte sonst böse ausgehen können“. Klick. Noch aufgesetzter wirken nur die Passagen, in denen ich aus zwei Antworten die „richtige“ wählen soll, um der Geschichte vermeintlich unterschiedliche Wendungen zu verleihen. Doch erstens kann es bei der Wahl einer Antwort aus solchen Alternativen wie A: „Ja, lass es uns versuchen!“ oder  B: „Nein, das traue ich mich jetzt nicht“ keine zwei Meinungen geben und  zweitens führt jede Antwort über kurz oder lang ohnehin zum selben Handlungsstrang – es gibt keine unterschiedlichen Enden (gut/böse) oder dergleichen. Kurzum: Die Fast-Food-Prosa, direkt aus dem Japanischen übersetzt, hätte man um gut zwei Drittel zusammenstauchen können; da lese ich lieber ein Buch.

Der Alltag unter Wasser 

Per Multisensor (einer Art Echolot) spüre ich verborgene Gegenstände auf.

Ertrinken oder Sterben im Allgemeinen droht hier nicht: Der Luftvorrat lässt sich zwar gut im Auge behalten, eine Rolle spielt das jedoch kaum, denn sollte ich mal unter die Reserve rutschen, werde ich immer wieder gesund und munter zum Tauchboot „gebeamt“. Der „Oktopus“ (zweite Stufe des Atemreglers als Nothilfe) meines Partners baumelt hier offensichtlich nur zur Dekoration herab. Ich kann auch während der Tauchgänge immer mal wieder den Kopf aus dem Wasser halten oder an Land gehen, was in Wahrheit aufgrund der erforderlichen Deko-Stops und anschließender Tauchpausen völlig undenkbar wäre. Außerdem gibt es putzige „Werkzeuge“ wie einen „Pulsar“, mit dem man Fische in Ego-Shooter-Manier treffen und somit heilen, gefährliche Exemplare aber auch verjagen kann. Oder einen „Multisensor“, mit dem sich verborgene Gegenstände und Schätze am Meeresgrund aufspüren lassen. Sogar füttern darf man die Fische (i.d.R. absolut verpönt unter Sporttauchern). Im Spielverlauf kann der Tauchpartner von tierischen Partnern abgelöst werden, meistens Delphine oder kleine Wale, die an der Hausinsel dressiert werden dürfen. Mit deren Hilfe komme ich dann unter Wasser schneller von A nach B, denn ich darf mich  an ihnen festhalten und ziehen lassen. Immerhin:  Auf diese Weise kommt man der Lösung des Rätsels um  das geheimnisvolle „Lied des Drachens“ schneller näher.

Spätzünder

Im zweiten Teil geht es auch ins Süßwasser: In Flüsssen heißt es dann schonmal im „Trüben fischen“.

Doch langweilig wird es danach nicht. Im Gegenteil: Ist die Story erstmal erledigt, geht der Spaß erst richtig los! Endless Ocean 2 ist in sich selbst nahezu endlos. Nebenaufträge wollen erfüllt, zig Titel ertaucht werden; zahllose Münzen und Schätze harren ihrer Entdeckung, sämtliche Tauchgebiete wollen lückenlos kartografisiert und jeder kranke Fisch geheilt werden. Oder ich gehe einfach tauchen, ohne bestimmtes Ziel – einfach so. Später darf ich mir sogar ein eigenes Hausriff zusammen stellen, indem ich von Nancy die entsprechenden Korallen „kaufe“. Außerdem lockt der Multiplayer-Modus zu gemeinsamen Tauchpartien; allerdings nur unter bereits befreundeten Spielern. Wii Speak wird unterstützt, Einladungen sind jedoch nur per Freundescode möglich und zufälligen Begegnungen wird damit keine Chance gegeben – schade. Alles in allem entpuppt sich der zweite Teil als echter Zeitfresser und entführt all jene, die sich darauf einlassen, wochen- oder sogar monatelang in eine bezaubernde Welt der virtuellen Ozeane.