Elden Ring: Nightreign – Und wie gut klappt das allein?
Die Multiplayer-Erfahrung ist also, abseits der Nachtfürsten und dem manchmal nervigen Zufallsfaktor, eine relativ runde Sache und ziemlich spaßig. Leider sieht die Solo-Erfahrung gänzlich anders aus. Um den Mangel an Mitstreiter*innen auszugleichen, skalieren die Lebenspunkte der Gegner mit der Zahl der Nachtwandler. Logisch eigentlich, schließlich verursache ich allein ja auch nur ein Drittel des Schadens. Doch so richtig bemerkbar macht sich das nicht: Kleine Gegner sterben beispielsweise gleich schnell, egal, ob ich solo oder zu dritt unterwegs bin.

Die Bosse saugen derweil Schaden auf wie Schwämme, teilen aber genauso stark aus wie im Multiplayer, was natürlich ein massives Problem darstellt: Extrem viele von ihnen sind zu zweit oder sogar zu dritt unterwegs, was die Kämpfe allein häufig frustrierend macht. Da ich keine Mitstreiter*innen habe, konzentrieren sich alle Feinde auf mich, wodurch ich reaktiv statt aktiv agieren muss und häufig in die Ecke gedrängt werde. Auch die fast immer aus Gegnergruppen bestehenden Camps sind allein viel schwieriger zu leeren. Leider sind die Unterschiede zwischen Solo und Multiplayer viel zu gering, obwohl man ohne Team derart im Nachteil ist.
Alle Klassen sind gleich, aber manche Klassen sind gleicher als andere
Lediglich Fernkämpfer wie das Eisenauge fallen ein wenig aus dem Raster, weil sie mit Abstand angreifen können. Nur dank dieser Strategie habe ich überhaupt ein einziges Mal einen Durchgang solo abschließen können: Mit Giftpfeilen und sehr vielen Ausweichrollen zwang ich am Ende tatsächlich den dreiköpfigen Gladius in die Knie. Trotzdem reicht das nicht aus, um das Handicap merklich auszugleichen. Und wie das beispielsweise mit dem Wächter funktionieren soll, der als Tank nicht unbedingt viel Schaden austeilt und immer in den Nahkampf muss, ist mir ohnehin ein Rätsel.

Dazu kommt, dass ich allein erheblich im Nachteil bin, weil ich ja nun mal immer nur einen Gegner auf einmal ins Visier nehmen kann. Auch mit angepassten Schadenswerten besiege ich in der Zeit, wo ich mit zwei Teammitgliedern drei Gegner niederstrecke, eben nur einen. Damit verdiene ich erheblich weniger Runen und werde nicht annähernd so stark, wie ich werden müsste. Ein ausgeglichenes Erlebnis sieht anders aus: Gegner müssten deutlich mehr abgeschwächt werden. Vielleicht wäre auch das passive Ansammeln von Runen eine Möglichkeit, die fehlenden Teammitglieder auszugleichen.
Mehr Spaß am Multiplayer
Weil mir solo natürlich auch helfende Hände fehlen, um mich beim Tod wiederzubeleben, kann ich bei Händlern einen Gegenstand kaufen, der mich einmalig aus dem Jenseits zurückholt. Der kostet allerdings satte 10.000 Runen und verpufft anschließend – im Vergleich zu den Möglichkeiten im Multiplayer ein Witz. Der Ersatz für dieses durchaus coole System ist leider völlig unzureichend.

Abseits von den extremen Balancing-Problemen macht das Spielen allein auch einfach deutlich weniger Spaß. Wenn das Erkunden aufgrund des Zeitdrucks wegfällt, dann gilt das Gleiche irgendwo auch für den Reiz. Das Absprechen einer optimalen Route, das Koordinieren, welches Lager wir uns als nächstes vornehmen und ob sich ein Abstecher in eine Kirche im Feuerkreis noch lohnt oder nicht – das alles fällt weg, wenn ich allein unterwegs bin und diese Gedanken hallen stattdessen in meinem Kopf wie in einer Echokammer, weil ich sie mit niemandem teilen kann.
Eine Frage der Zielgruppe
Für Tanzmatten- und Level-1-Spieler*innen wird Elden Ring: Nightreign solo zu beenden vermutlich keine große Herausforderung sein. Die Masse an Fans dürfte aufgrund der nochmal höheren Barriere aber eher keinen Spaß haben und sollte nur in Dreier-Grüppchen nach Limveld ziehen. Bedauerlicherweise wirkt die Solo-Erfahrung eher drangeklatscht, um Singleplayer-Die-Hards nicht auszugrenzen oder abzuschrecken. Plant ihr also, allein nach Limveld zu reisen, kann ich euch davon derzeit nur abraten, bis FromSoftware an den entsprechenden Schrauben gedreht hat.
Falls ihr euch davon nicht abhalten lassen wollt oder bereits zwei Kolleg*innen habt, die mit euch ab dem 30. Mai durch Elden Ring: Nightreign ziehen wollt, könnt ihr den Multiplayer-Roguelike-Ableger für 39,99 Euro auf der PlayStation 4 und 5, der Xbox One und Series X|S sowie dem PC erstehen. Für 15 Euro mehr bekommt ihr die Deluxe Edition, die ein Artbook und den Soundtrack in digtialer Form enthält sowie den kommenden DLC mit neuen spielbaren Charakteren und Bossen, der noch in diesem Jahr erscheinen soll.