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Elden Ring: Nightreign im Test – Ein einzigartiges Erlebnis, aber mit einer ganz großen Schwäche

Elden Ring: Nightreign macht aus der klassischen Soulslike-Erfahrung ein Multiplayer-Roguelike. Ob das Spaß bereitet, klärt unser Test.

Ein Bild von Elden Ring: Nightreign mit ausgeschnittenem Ritter, rot-blauem Banner und weißer Schrift.
© FromSoftware / Bandai Namco Entertainment / Adobe Photoshop [M]

Elden Ring Nightreign PREVIEW - DAS hat uns wirklich überrascht!

Mit Elden Ring Nightreign wagt FromSoftware etwas ganz Neues. Und wir haben es 7 Stunden lang ausprobiert! Zeitdruck, ein immer enger werdender Feuerkreis und enormer Druck, in kurzer Zeit möglichst stark zu werden. Geht das gut?

Drei Nachtwandler müsst ihr sein

Elden Ring: Nightreign hat im Vorfeld vor allem deshalb für Furore gesorgt, weil es sich nicht nur um ein Roguelike, sondern auch um einen auf Multiplayer fokussierten Titel handelt. Zwar könnt ihr den Ableger allein spielen, im Vordergrund steht aber eindeutig das Erlebnis zu dritt. Das könnt ihr über verschiedene Wege einleiten: Wollt ihr mit zufälligen Nachtwandlern spielen, wählt ihr einfach den bevorzugten Nachtfürsten aus und startet in der Tafelrundfeste die Suche nach Mitstreiter*innen. So könnt ihr auch dann zu dritt losziehen, wenn ihr persönlich niemanden kennt, der Bock auf Nightreign hat oder falls eure Freund*innen mal gerade beschäftigt sind.

Koordiniert ihr euch im Vorfeld, erstellt ihr wahlweise entweder einfach schnell ein Passwort, um zu verhindern, dass euch zufällige Nachtwandler ins Team rutschen. Oder aber ihr ladet einfach gezielt eure Freund*innen über die jeweilige Hardware ein, um eine Gruppe zu erstellen, wodurch ihr im Spiel dann auch gleich zusammenfindet. In der Theorie ist das alles denkbar unkompliziert. Selbst jemand wie ich, der nicht täglich in Multiplayer-Lobbys verkehrt, hat sich schnell zurechtgefunden.

In der Praxis kam es bei uns auf der PlayStation 5 allerdings gelegentlich zu Verbindungsproblemen. Meistens war es eine Person, die dem Team partout nicht beitreten konnte, was dann zu ewiger Warterei führte. Von „Probieren wir es nochmal mit Passwort?“ bis „Wir können auch nochmal eine Gruppe aufmachen…“ – und eine halbe Stunde später mussten wir dann mit jemand anderem losziehen. Fairerweise ist das aber eher die Ausnahme gewesen, die meiste Zeit hat das verabredete Matchmaking gut funktioniert. Nervig bleibt jedoch die fehlende Möglichkeit zum Crossplay.

Wie gut klappt das zu dritt?

Den technischen Aspekt mal beiseite gewischt, ist das Multiplayer-Erlebnis definitiv die größte Stärke von Elden Ring: Nightreign. Als eingespielte Dreier-Gruppe durch Limveld zu pflügen, sich abzusprechen, zusammen eine möglichst optimale Route auszubaldowern und Bosse zu legen, macht extrem viel Laune. Teamwork ist hier essenziell und Voice-Chat fast unerlässlich. Zwar kann ich Ziele auf der Karte markieren, um meinen Mitstreiter*innen anzuzeigen, wo ich als nächstes hinmöchte, trotzdem ist es natürlich deutlich einfacher und effizienter, sich einfach kurz abzusprechen – auch, um etwaige Alternativen abzuwägen.

Denn bereits bei der Klassenwahl sollte ein Austausch stattfinden: Mit drei Wächtern wird es euch an Schaden fehlen, während drei Einsiedlerinnen vermutlich einfach umgepustet werden. Eine ausgewogene Aufstellung ist also der Schlüssel zum Sieg, auch, weil sich die Charaktere angenehm unterschiedlich anfühlen und verschiedene Rollen erfüllen. Ein Tank kann den Boss beschäftigen, während Bogenschütze und Magierin von hinten draufballern – ohne Taktik geht hier gar nichts. Das gilt dann auch beim Plündern von Limveld: Ob man als Einheit herumläuft und in kürzester Zeit Bosse niederstreckt oder sich mal aufteilt, um mehrere Camps auf einmal abzuhaken, muss diskutiert werden.

Daraus ergibt sich ein tolles Gefühl des Zusammenhalts: Zu dritt gegen die Welt oder zumindest die Gesamtheit von Limveld bestehen, ist keine leichte Aufgabe und der einschüchternde Zeitdruck schweißt zusammen. Besonders beim Nachtfürsten geht das Adrenalin dann durch die Decke und ein erfolgreicher Durchgang fühlt sich unendlich belohnend an, nachdem man das Viech minutenlang beackert hat. Der hohe Schwierigkeitsgrad hat also seine Vorteile, denn er macht den Sieg umso süßer.

Das härteste FromSoftware-Spiel?

Aber er hat eben auch seine Schattenseiten, denn das Frustpotenzial ist bei Nightreign größer als bei jedem anderen FromSoftware-Spiel. Fehler werden hier kaum verziehen und Pech mit den Waffen resultiert häufig darin, dass ich Bosse eher mit einem Zahnstocher pikse als sie mit einer Hellebarde wirklich zu verletzen. Auch die falschen Buffs können einen Durchgang unnötig erschweren: Verwende ich keine Magie, sind Boni für mein Mana natürlich entsprechend nutzlos – hier wird der Zufallsfaktor ab und an zum Hindernis.

Meine größte Kritik im Multiplayer gilt aber den Nachtfürsten. Zwar gefallen mir die Designs der acht neuen Endgegner überaus gut, weil FromSoftware hier wieder aus allen kreativen Rohren schießt, spielerisch hingegen… nun ja. Wie bereits erwähnt, sind ihre Lebensbalken irre lang, und die hohe Mobilität verstärkt dieses Gefühl zusätzlich. Außerdem besitzen viele von ihnen eine Unmenge an Flächenangriffen, wohl um den drei auf sie einschlagenden Nachtwandlern Herr zu werden. Bedauerlicherweise resultiert dies aber oft in Effektexplosionen, die den gesamten Bildschirm einnehmen und es schwer machen, den Überblick zu behalten.

Häufig war ich deshalb eher froh, als wir den Nachtfürsten endlich besiegt hatten, anstatt motiviert, erneut in den Ring zu steigen, so wie es mir bei vielen anderen FromSoftware-Bossen geht. Erleichterung darüber, dass es vorbei ist, trübt deshalb ein wenig das Gefühl des Triumphes. Etwas schade, aber an sich nichts, was sich nicht durch das Herunterschrauben von Lebenspunkten und Schaden der Nachtfürsten beheben ließe. Es wäre nicht das erste Mal, dass FromSoftware aufgrund von Feedback Bosse anpasst: Beide Formen von Radahn wurden im Nachhinein abgeschwächt.