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eFootball PES 2020 (Sport) – Neuer Name, neues Spielgefühl?

Warum hat PES mit „eFootball“ einen neuen Vornamen? Weil Konami in Zukunft verstärkt in den eSports investieren und dort wachsen will. Die spannende Frage ist, was das abseits der PES League und kommender Turniere für das Spieldesign bedeutet. Denn nicht jeder Fußballfan hat Lust auf professionellen Wettbewerb, sondern will mit Kumpels kicken oder mit seinem Verein eine Karriere in der Meister-Liga starten. Im Test verraten wir, ob Konami nicht nur den Titel, sondern auch endlich brach liegende Spielmodi erneuert hat.

© Konami / Konami

Eigentore und Standards

In der Spielrealität ist das zwar unheimlich befriedigend, weil auch die Gegner-KI dadurch „menschlicher“ wirkt, wenn z.B. die Pille beim tödlichen Pass von den Hacken des Stürmers abprallt und nicht wie von Geisterhand am Fuß klebt – auch der Computer muss also mit den realistischen Kollisionen kämpfen. Allerdings habe ich auch nie so viele schmerzhafte Eigentore gesehen, weil der Ball eben vom Schienbein über die Linie rollt. Und es gab so viele Szenen, in den ein irgendwo abgeprallter Ball einfach nicht vom nächst stehenden Spieler aufgenommen wurde, owbohl der nur einen Meter daneben steht – man musste manuell wechseln und hin, was zu einigen Brüchen im Spielfluss führt.

Und obwohl man meinen könnte, dass bei all der Freiheit gerade Ecken im voll besetzten Strafraum für Chaos und mehr

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Bei den Schüssen bleibt alles beim Alten: Mit R2 wird geschlenzt. © 4P/Screenshot

Tore sorgen sollten, wird man überraschend feststellen, dass rein statistisch weniger nach Ecken eingenetzt wird – ich habe jedenfalls noch nie so wenig Tore erzielt oder bekommen, sowohl online als auch offline. Ich habe alle Ecken-Taktiken in zig Varianten von lang bis kurz durch, aber ich bekomme kaum Tore zu sehen, so dass hier eine gewisse Statik statt Spannung entsteht.

Freistöße und Fernschüsse als Waffe

Moment, es gibt eine Ausnahme bei Standards: Freistöße sind eine Waffe. Zum einen verwandelt die Gegner-KI die direkten Schüsse in Strafraumnähe häufiger. Zum anderen kann man immerhin auch selbst wesentlich einfacher mit einem guten Schützen à la Paco Alcacer oder Kevin deBruyne einnetzen.

Apropos: Fernschüsse sind eine weitere Waffe! Vor allem, wenn man Spieler mit der Fähigkeit „Distanzschütze“ hat, die es abseits von Toni Kroos auch in der zweiten englischen Liga gibt, kann man es sehr effizient aus der zweiten Reihe krachen lassen – auch mit coolen flachen Schüssen, für die man die Schusstaste nur kurz antippen muss.

Offene Wünsche

Für die Neuerungen wurde die Steuerungsbelegung angepasst, so dass man z.B. mit R2 kein enges Ballführen mehr auslöst, das ja jetzt auf dem rechten Analogstick liegt, wohl aber noch den geschlenzten Schuss. Aber es bleiben offene Wünsche: Obwohl man öfter das Abschirmen des Balles sieht, wird es kontextsensitiv und nicht manuell ausgelöst.

Überhaupt sollte Konami einige Automatismen überdenken. So sehr ich die individuellen technischen Fähigkeiten in ihrer
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Vorsicht: Doppel-X leitet in der Abwehr jetzt ein taktisches Foul ein – jedenfalls von hinten. © 4P/Screenshot
Fülle mag, die situativ ausgelöst werden: Ich will selbst entscheiden, ob ich den Ball mit dem Körper abschirme, einen Kopfball nach unten aufsetzen lasse oder einen Schuss mit senkender Flugbahn einleite. Warum kann ich mir stattdessen mit fast jedem Spieler den Ball artistisch per Hacke über den Kopf spielen? Da stimmen die Prioritäten im technischen Bereich nicht immer.

Übrigens: Doppel-X leitet in der Abwehr jetzt ein taktisches Foul ein – jedenfalls von hinten. Aber gleichzeitig aktiviert es noch das härtere Einsteigen von vorne, was zu Missverständnissen führen kann, weil es kaum effizient ist und die Gefahr birgt, dass abgepfiffen wird. Was passiert? Man lässt es als defensives Mittel am besten ganz weg.

In der Defensive scheint man mit manuellen Tacklings weniger erfolgreich als damit, dass man sich einfach passiv mit dem ausgewählten Spieler zurückzieht und über die automatische Kontrolle des Pressings den Ball zurückerobert; zusammen mit der richtigen defensiven Taktik erledigt die eigene KI das auch recht zuverlässig. Man kann sich fast darauf verlassen, dass ein Piqué, ohne dass man sein Einsteigen selbst richtig timt, den Ball im Zweikampf gewinnt. Aber da fühlt man sich dann eher wie ein Zuschauer.