Veröffentlicht inTests

Dreams (Logik & Kreativität) – Ein Traum für Kreative?

Endlich wird der Traum wahr: Nach langer Entwicklungsphase und ausgiebigem Early Access können kreative Bastler virtuell den Pinsel schwingen. Kooperativ erschaffene Kunstwerke, Animationen und mannigfaltige Spiel-Genres bieten hier meist ein ganz eigenes, malerisch-traumartiges Flair. Ob der 3D-Editor und Media Molecules kleiner Story-Modus so begeistern wie seinerzeit LittleBigPlanet, überprüfen wir im Test.

© Media Molecule / Sony

Etwas haklig

Beim Balancieren über schmale Brücken funken schon mal die etwas träge Handhabung oder die sich wegdrehende Kamera dazwischen. In der dritten Dimension fühlt sich Media Molecules leicht verzögerte Hüpfsteuerung noch einen Deut unzuverlässiger an als bei Sackboy, z.B. wenn man an Schrägen abrutscht. Im Gegenzug offenbart die Kampagne aber das überraschende Potenzial von Dreams als Adventure-Baukasten, vor allem dank der Fähigkeiten des anpassbaren „Wichtel“-Cursors, der sich mit der Bewegungssteuerung des DualShock-Controllers präzise steuern lässt. Immer wieder schlüpft man aus der Spielfigur, um mit dem charmant grinsenden Geistwesen an Schubladen zu ziehen, alte Projektoren zu drehen oder die Welt anderweitig zu manipulieren – eine tolle Ergänzung für Puzzles im Stil von The Room!

Schade, dass sich die Rätsel in der Story so schnell durchschauen lassen. Vorm Kino etwa löst man ein kleines Film-Quiz und in einer surrealen Endstation voller schwebender Säulen bringt man der gestrandeten Musikerin eine Ersatz-Saite. Visuell schöpfen Media Molecule und die engagierten Community-Größen aber aus dem Vollen. Schummrig beleuchtete Studios, glühende Wälder und plötzliche Regie-Tricks mit aufwändigen Animationen und sogar Musical-Einlagen sorgen immer wieder für Gänsehaut. Derart malerisch wirkten bislang bestenfalls Adventures wie Silence, die mit Hilfe von Projection-Mapping erstellt wurden. Doch dank der aufwändigen Animationen und Regie-Tricks wirkt das Gesamtkunstwerk hier noch lebendiger – inklusive Dunst und authentischer Beleuchtung.

Kurzes Vergnügen

[GUI_STATICIMAGE(setid=87613,id=92606137)]
Im Vergleich zur Early-Access-Fassung sind zahlreiche neue Sets mit nützlichen fertigen Bauteilen hinzugekommen. Manche davon spielt man wieder im Story-Modus frei. © 4P/Screenshot

Sackboys Kampagnen waren schon kurz, doch diesmal ist der „Profi-Traum“ sogar nach zwei bis drei Stunden vorbei. Im Gegenzug steuert Media Molecule aber immerhin wieder einige zusätzliche kleine Profi-Levels bei. Wer keine Lust aufs große Basteln hat, kann sich außerdem an „Wichtel-Quests“ genannten Herausforderungen versuchen und mit verdienten Objekten den eigenen Heim-Bereich ausschmücken.

Die wahre Schöpfungsgeschichte beginnt allerdings im großen Editor: In Dreams setzt man hübsche Objekte zu einer Kulisse zusammen, färbt Oberflächen wie Wiesen oder Wasser mit der passenden Palette ein und verpasst dem Ganzen Effekte wie hübschen Glanz, Wellenbewegungen oder eine urige Horror-Lichtstimmung. Sogar Kompositionen im Soundstudio sind möglich. Am meisten Persönlichkeit bekommen die Werke aber durch das Schwingen diverser Pinsel. Während man in LittleBigPlanets Ebenen meist mit Bastelmaterialien modellierte, um sie mit Stickern zu verschönern, kann man seinen Visionen diesmal am besten mit Gemälden Ausdruck verleihen, die später in der Kulisse verbaut werden.