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Egal ob Zwischensequenzen oder Spiewlelt. Auf den ersten Blick gleichen sich PC- und Konsolen-Abenteuer wie Drillinge (PS3), aber dann sieht man die bösen Pop-ups: PC-Konsolenvergleich 1, PC-Konsolenvergleich 2. |
Im Mai 2004 tauchten erste Informationen zu Dragon Age auf. Bis zum Oktober 2008 galt es noch als reines PC-Rollenspiel. BioWare bestätigte also erst sehr spät die Fassungen für die Konsolen. Und die sollten inhaltlich nicht zu Lightversionen degradiert werden, sondern dasselbe Spielerlebnis bieten. Können die Kanadier tatsächlich eine 1:1-Umsetzung anbieten? Auf den ersten Blick ja: Das Abenteuer bietet inhaltlich alles, was ich bisher so gelobt habe – sechs Einstiege, klasse Dialoge, knallharte Konsequenzen, pausierbare Kampftaktik, emotionale Beziehungen und eine sehr gute deutsche Sprachausgabe; hier die ersten zehn Minuten auf der PlayStation 3 im Video. Wer auf Sonys Konsole spielt, kann übrigens auch auf das englische Original umschalten, ansonsten gleichen sich 360 und PS3 wie Zwillinge.
Aber auf den zweiten Blick ergeben sich einige grafische und steuerungstechnische Unterschiede, die das Spielerlebnis auf den Konsolen deutlich trüben. Zum einen hat die schon auf dem Rechner schwache Kulisse auf Xbox 360 und PlayStation 3 zusätzlich mit bösen Pop-Ups zu kämpfen: Wenn man einen Waldweg hinunter läuft (hier im Video), rollen sich landschaftliche Details wie Gräser, Büsche oder Felsen regelrecht wie ein Teppich auf – und das schon in gefühlten 50 Metern Entfernung. Das sieht im direkten Vergleich mit den sanften Übergängen am PC nicht nur richtig schlecht aus, zumal es sich um kleine Areale und nicht um eine offene Welt handelt, das ist im Jahr 2009 auch vollkommen unverständlich: Beide Es bleibt blutig und brachial, aber auch hektischer: Man vermisst die strategische Vogelperspektive und mehr Slots für Zauber oder Tränke (Xbox 360).
Zwar teilen alle drei Plattformen die matschigen Texturen an Wänden und Böden, aber auf den Konsolen sind die wenigen Konturen, Maserungen oder Risse nicht so markant. Vor allem bei den Rüstungs- und Kleidungsoberflächen hat der PC die Nase vorn: Ketten, Leder oder Stoffe wirken dort plastischer und körniger. Allerdings ist der Unterschied in der Qualität nicht so stark spürbar wie bei Two Worlds, Divinity II oder Risen – hier sieht man im Video, dass beide Versionen etwa auf par sind. Es gibt weder Tearing noch Ruckler, außerdem verlieren die Texturen von z.B. Felsen oder Baumrinde nicht so stark an Qualität gegenüber dem PC – aber das auch nur, weil sie da schon schwach sind.
Manko: Keine Vogelperspektive
Ein größeres Manko als die visuelle Unterlegenheit ist aber die Steuerung. Ich kann auf den Konsolen nicht in eine taktische Vogelperspektive heraus zoomen: Diese sorgt ja erstens für mehr Übersicht in größeren Kämpfen und zweitens für ein edles Brettspielflair sowie Baldur’s Gate-Nostalgie, wenn man quasi von oben auf den Spielplan blickt – so sieht Dragon Age ja auch nochmal einen Tick charmanter aus. Auf den Konsolen bleibt es immer bei einer erhöhten Schulterperspektive, so dass man die schwache Kulisse auch noch direkt vor Augen hat.
Und wenn es zu einem Gefecht mit mehr als vier, fünf, sondern zehn oder gar einem Dutzend Feinden kommt, dann wird es auf Xbox 360 und PS3 unübersichtlich, zumal das Kreismenü auch die Sicht blockiert. Man kann seine Züge nicht in Ruhe von oben planen und hat trotz Pausefunktion das Gefühl, hier ein actionreicheres Abenteuer zu spielen. Wieso hat man nicht wenigstens einen stufenweisen Zoom eingebaut? Dieser Mangel an strategischer Perspektive ist ein unverständlicher Designschnitzer. Ich empfehle übrigens dringend in den Optionen die Umschaltung auf das Einrasten, sonst muss man die Schultertaste gedrückt halten, damit das Kreismenü für Befehle sichtbar bleibt.
Das ist zwar kampfmechanisch genau dasselbe System, man kann Befehlsketten und Makros anlegen und man hat theoretisch Zugriff auf alles, was auch auf dem PC möglich ist, aber praktisch muss man bei der Steuerung weitere Abstriche machen: Das Wechseln des Waffensets erfordert z.B. einen Klick mehr und man kann lediglich sechs Spezialangriffe oder Zauber in einem Menü mit doppelter Dreiersortierung archivieren, um sie auf Knopfdruck schnell auszulösen – auf dem PC hat man eine Befehlsleiste mit knapp 30 Slots, da kann man alles wesentlich bequemer aktivieren.
Menüdesign & Interaktivität
Das Menüdesign ist auch auf den Konsolen über alle Zweifel erhaben, edel und interaktiv. Und obwohl es aufgrund des modularen Aufbaus viele Ladephasen (PS3 und Xbox 360 liegen etwa auf par, obwohl Letztere etwas zügiger war) gibt,
werden diese auch hier mit hilfreichen Zusammenfassungen des kürzlich Erlebten garniert. Allerdings fehlt es auch hier an Komfort, wenn es um die Beziehungen geht: Auf dem PC bekomme ich numerisches und geschriebenes Feedback, wenn ich mit der Maus über die Leiste unter dem Charakter fahre – z.B. +10 (neutral) oder +24 (zugeneigt). Auf den Konsolen bleibt es bei einer farblichen Leiste, die ich nicht manuell anklicken kann, um mehr Details zu erfahren – schade. Die Beziehungsleiste unter den Gefährten lässt sich leider nicht für nähere Infos wie am PC anklicken (360).
BioWare geht hinsichtlich der Belohnungen auf allen drei Systemen mit der Zeit: Man kann 87 Erfolge à la „Taschendiebstahl durchgeführt“, „Besiege 50 Gegner mit dem Folterer-Talent“ oder „Eine Herkunftsgeschichte gemeistert, ohne dass der Charakter im Kampf gefallen ist“ sammeln. Für jeden gibt es eine grafische Medaille und eine Punktzahl; all das lässt sich per Klick auf die BioWare-Server laden. Außerdem werden automatisch Screenshots zu den wichtigsten Ereignissen angelegt und mit einem Text versehen, der die Lage beschreibt – man kann quasi immer auf diese Bildergeschichte zugreifen.