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Licht und Schatten

Doch auch wer alle Kampfaktionen manuell ausführt, wird trotz zahlreicher Aktionsmöglichkeiten, die auch Interaktionen mit der Spielumgebung wie Wandläufe oder Railgrinds umfassen, schnell feststellen, dass vieles davon eher aufgesetzt wirkt oder gar hinderlich ist. Vor allem in verschachtelten Arenen hat man trotz Zielaufschaltung mehr mit der mangelnden Übersicht und hakeligen Kamera als mit dem eigentlichen Gegner zu kämpfen, für dessen Bezwingung in der Regel eine Handvoll gut getimter Standardaktionen ausreichen. Natürlich muss man trotzdem lernen, den Gegner zu lesen, sich entsprechend ausrüsten und verhalten. Aber das eher behäbige Kampftempo und die begrenzten Offensivmöglichkeiten lassen dennoch vieles zu schnell Routine werden, so dass Spannung eigentlich nur noch aufkommt, wenn einem der Gegner leveltechnisch deutlich überlegen ist oder man sich mal wieder mit der Aneinanderreihung viel zu ähnlich gelagerter Tastenkombinationen verhaspelt hat. 

Die an die verschiedenen Final Fantasy-Episoden angelehnten Kampfarenen sind nicht nur ziemlich trist, sondern bringen teils auch die Kamera in arge Bedrängnis…
Da wird schnell statt eines Ausweichmanövers mit anschließendem Mutangriff eine Beschwörung vom Stapel gelassen oder aus einem Angriff aus der Abwehrhaltung ein vergeudeter Wutausbruch.

Dabei ist das Kampfsystem vom Aufbau her eigentlich recht interessant. Allein die Unterteilung in Mut- und Energieangriffe birgt viel taktisches Potential, das durch die verschiedenen Beeinflussungen der zwar trostlosen, aber mitunter dynamischen Arenen sogar noch an Tiefe gewinnt. Während Mutangriffe keinen Schaden verursachen, aber den eigenen Mut steigern und den des Gegners schwächen, nagen Energieangriffe abhängig vom aktuellen Mut direkt an der feindlichen Lebensenergie. Schafft man es, den Mut des Gegners komplett zu dezimieren, wird dieser sogar demoralisiert und erleidet besonders schmerzhafte Energietreffer. Auch der Einsatz von Beschwörungen hat oft Einfluss auf den eigenen Mut oder den des Gegners. Im richtigen Moment herbei gerufen, können die Esper einen Kampf in wenigen Sekunden entscheiden und auch die Kraft angelegter Accessoires ist je nach Situation und Kampfverlauf ein mächtiger Verbündeter.

Letztendlich können auch gut getimte Wutausbrüche (Ex-Modus) zum Zünglein an der Waage werden, denn mit ihnen kann man sich nicht nur aus verheerenden Combos befreien und vorübergehend individuelle Statusboni wie Lebensregenerierung aktivieren, sondern auch zum ultimativen Angriff blasen, der sich durch einen kleinen Reaktionstest auch noch ausbauen bzw. auf Gegnerseite leicht abschwächen lässt. Dazu muss man einfach nach erfolgreichen Treffern umher schwebende Ex-Partikel oder ab und zu erscheinende Ex-Kerne einsammeln, bis die Ex-Leiste vollends gefüllt ist. Wenn Cloud mit dem Ultima-Schwert zum Omnischlag ansetzt oder Sephiroth als herzloser Engel die Supernova auslöst, fliegen auf dem Bildschirm jedenfalls so richtig die Fetzen. Charaktermodelle und Animationen können sich im Gegensatz zu den trostlosen Spielumgebungen aber auch sonst sehen lassen.

Ultimativer Fanservice?

Akustisch wird man von vertrauten Themen und Klängen umgarnt, die bei Final Fantasy-Fans trotz manchmal fragwürdiger Remixe wohlige Erinnerungen wach rufen. Bei der Sprachausgabe muss man sich mit der nicht immer überzeugenden, aber soliden US-Synchro zufrieden geben. Die manchmal ausbleibenden deutschen Untertitel machen ebenfalls nicht immer die beste Figur, sind unterm Strich aber ganz ordentlich. Die Ladezeiten halten sich in Grenzen und werden anfangs oft durch hilfreiche Tipps und Tutorials gelungen kaschiert. Ungeduldige Naturen können allerdings verschieden große Teilinstallationen auf ihren Memory Stick installieren, was die Wartezeiten teils merklich verkürzt, 

Der EX-Ausbruch stellt den ultimativen Angriff jedes Charakters dar, dessen meist verheerenden Schaden man durch individuelle Reaktionstests steigern bzw. schwächen kann.
bei der Maximalinstallation von über 500 MB aber erst mal mit über einer Stunde Däumchendrehen quittiert wird. Danach kann man den Titel aber ungebremst genießen und sich auf die Jagd nach unzähligen Extras und Boni machen, die man quer durch alle Spielmodi erbeuten kann.

Im Item-Shop kann man neue Ausrüstungsgegenstände erwerben und tauschen, andere werden wiederum durch bestimmte Aktionen direkt im Spiel erschaffen, während im Sammelkatalog zusätzliche Charaktere, Kostüme, Arenen, Bilder, Spezialgegenstände sowie allerlei Modifikationen und Erweiterungen feil geboten werden. Auch ein Museum mit allen bisherigen Errungenschaften und üppigen Statistiken steht zur Verfügung. Man wird von Schatz suchenden Chocobos und Briefe schreibenden Mogrys begleitet und es gibt sogar die Möglichkeit besonders spannende Begegnungen als Video zu speichern, anschließend umfassend zu bearbeiten und dann als .avi-Datei zu exportieren. Langeweile kommt in Dissidia jedenfalls so schnell keine auf, auch wenn die eigentlichen Kämpfe trotz zunehmender Facetten auf Dauer doch deutlich an Reiz und Spannung verlieren. Der Mehrspielermodus kann da natürlich Abhilfe schaffen und bietet neben Ad-Hoc-Duellen auch personalisierte Geist-Daten, Freundeskarten, Trophäen und mehr – aber eben nur wenn man andere Dissidia-Spieler vor Ort zur Hand hat oder Online-Umwege via PS3 oder PC nutzt…