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DiRT 4 (Rennspiel) – Der kleine Bruder von DiRT Rally

Nachdem bei DiRT 3 noch Ken Block und sein Gymkhana gefeiert wurden, will Codemasters im Nachfolger wieder stärker die klassische Rallye in den Vordergrund rücken und mit einem Strecken-Generator für Abwechslung sorgen. Dabei sollen nicht nur Arcade-Raser, sondern auch Freunde des anspruchsvollen DiRT Rally auf ihre Kosten kommen. Gelingt den Briten der Spagat?

© Codemasters / Koch Media

Von allem etwas

Gamer oder Simulation? Diese Frage muss man sich bereits am Anfang stellen. Denn Codemasters bietet als Alternative zur deutlich vereinfachten und aufs Gamepad ausgelegten Steuerung tatsächlich die anspruchsvolle Fahrphysik, die man aus der gefeierten Rallye-Simulation kennt. Und die Unterschiede sind gewaltig: Während die lizenzierten Offroad-Boliden unter der Gamer-Einstellung eine  überragende Bodenhaftung aufweisen und vergleichsweise zahm wirken, hat man hier unter Sim-Bedingungen genauso stark mit ausbrechenden Hecks, einer deutlich sensibleren Lenkung sowie der Balance des Wagens zu kämpfen wie beim großen Bruder. Dabei spürt man nicht nur die unterschiedlichen Fahreigenschaften von Front-, Heck- und Allrad-Fahrzeugen, sondern auch die Auswirkungen der Bodenbeläge auf das Grip-Niveau. Vor allem mit einem Lenkrad und Force Feedback entfaltet sich das fantastische Fahrgefühl, doch auch mit dem Controller sind die Offroad-Ausflüge ein Genuss. DiRT 4 begeistert mit einem Anspruch, den man der eher auf Arcade ausgelegten Hauptreihe gar nicht zugetraut hätte. Das gilt nicht nur für die Fahrphysik, sondern auch die umfangreichen Setup-Optionen für Fahrwerk, Bremsen und Getriebe, die detaillierte Einstellungen an den Autos erlauben. Das ist einfach klasse und macht DiRT 4 damit tatsächlich auch für die Zielgruppe interessant, die man bereits mit DiRT Rally angesprochen hat. Die dürfte sich auch an der recht

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Der Kampf gegen die Uhr und Natur in historischen und modernen Rallye-Karossen steht im Mittelpunkt. © 4P/Screenshot

nüchternen Aufmachung erfreuen, die mit einem starken Lizenz-Soundtrack, flott inszenierten Wiederholungen und Einführungsvideos zwar einen gewissen Pepp bekommt, aber trotzdem noch eindeutig die Handschrift des simulativen Bruders trägt.

Gleichzeitig stößt man aber auch die bisherigen Fans der Reihe nicht vor den Kopf, denn neben der zugänglichen Gamer-Fahrphysik finden sich außerdem noch jede Menge optionaler Fahrhilfen vom ABS bis zur Traktionskontrolle und sogar eine umfangreiche Fahrschule, in der man an der DiRT Akademie die Kunst des Rallye-Fahrens in zahlreichen Lektionen erlernt – und das nicht länger nur mit kleinen Filmchen, sondern auch in der praktischen Anwendung auf Übungsstrecken. Falls man jedoch weiterhin coole Gymkhana-Stunts oder eine stylische Action-Inszenierung mit Pyro-Show im Stil der X-Games erwartet, wird man enttäuscht. Einzig die in den Modus Spritztour verbannten Herausforderungen Smash Attack und Time Trial halten noch die Arcade-Fahne hoch, wenn man die Aufsteller über den Haufen fährt oder sich durch das Aufsammeln von Symbolen wichtige Zeit-Boni sichert. Davon abgesehen widmet man sich hier aber lieber realen Motorsport-Disziplinen…

Rallye und mehr

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Doch auch direkte Duelle sind Bestandteil des Offroad-Pakets. © 4P/Screenshot

Im Fokus steht dabei die klassische Rallye, also das Zeitfahren gegen die Uhr, wobei Codemasters bei den Veranstaltungen zwischen modernen und historischen Boliden trennt. Wie gehabt absolviert man dabei die Wertungsprüfungen zu verschiedenen Tageszeiten von früh bis spät in die dunkle Nacht und muss sich auch mit Witterungsbedingungen herumschlagen: Neben trockenen Verhältnissen warten Regenschauer in unterschiedlicher Intensität, Nebel und Schneefall. Zudem wird durch Ereignisse wie ein Pannenfahrzeug am Straßenrand die Dynamik erhöht. Auch beim Zieleinlauf wartet eine Überraschung: War früher beim Überfahren der Ziellinie automatisch Schluss, liefert man hier anschließend noch selbst seinen Wagen mit einer langsamen Weiterfahrt beim Marshall für die Zeitabnahme ab – ein schöner Moment, um nach der Anspannung einfach mal wieder runterzukommen und durchzuatmen.