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Der Herr der Ringe Online: Die Schatten von Angmar (Rollenspiel) – Der Herr der Ringe Online: Die Schatten von Angmar

„One game to rule them all” so steht es stolz auf der offiziellen Seite von Herr der Ringe Online (kurz HdRO). Dieses Motto passt sehr gut zu dem, was Turbine und Codemasters planen: den Großangriff auf den Klassenprimus des Genres. Mit einer starken Lizenz im Rücken, einer unglaublich großen Fanbasis und viel Gebrüll stürzt sich das Spiel in die Schlacht. Ob das schon ausreicht, um zu überzeugen?

© Turbine Entertainment / Codemasters

Hilfe, die Monster sind los!

Ganz ohne den bei Spielern beliebten PvP-Anteil wollte Turbine sein Spiel doch nicht ins Rennen schicken. Wenn es schon kein direktes Kräftemessen der Spieler gibt, so wird ein durchaus interessanter Ersatz angeboten. Monster Play wird das System genannt und der Name ist auch Programm:

Böse sein darf man nur im Monster Play – muss man aber nicht

Im speziellen PvP-Gebiet (Ettenöden) treffen die Guten und die Bösen aufeinander. Entweder bleibt man sich treu und wagt sich mit seinem Charakter (Stufe 10 vorausgesetzt) in die Schlacht, oder man übernimmt die Rolle eines Monsters.

 

Richtig gehört: man darf doch die böse Seite spielen – wenigsten ein bisschen – und endlich den Elben mal zeigen, wo ein Ork seine Keule am liebsten platziert.

In den Ettenöden gibt es neben dem reinen Kämpfen auch einige Aufgaben und Entdeckungen. Außerdem gibt es Schicksalspunkte, besondere Talente und Ansehen bzw. Verrufenheit (je nachdem ob man Gut oder Böse spielt) zu erringen, die sich dann gegen Verbesserungen eintauschen lassen. Diese Verbesserungen kann man sowohl für den eigentlichen Charakter als auch für den Monstercharakter einsetzen und werden auch außerhalb des PvP-Gebiets mit übernommen. Diese Lösung über das Monster Play ist eine wirklich unterhaltsame und clevere Art ,die zwei größten Kritikpunkte an HdRO abzuschwächen: kein PvP, nur die Guten spielbar. Praktisch ist das Monster Play ein eigenes kleines Spiel im Spiel – wenn auch mit einer gewissen Wirkung nach außen.

Alleine stark – gemeinsam stärker

Im Gegensatz zu einige Konkurrenzspielen (inklusive dem hauseigenen Dungeons and Dragons Online) lässt HdRO die Solospieler nicht im Regen stehen, denn es gibt genug Aufgaben und Abenteuer, die man ohne Hilfe andere Spieler erleben kann. Wer sich allerdings entschließt mit anderen Spieler zusammenzuarbeiten, der wird mit einem mächtigen Gruppenkampfsystem belohnt (Conjunction genannt). Das System erinnert sehr an die Heldenchancen aus EverQuest 2 und funktioniert auch ähnlich: Wird eine Conjunction ausgelöst (der Gegner muss dafür z.B. betäubt werden), hat jedes Gruppenmitglied die Möglichkeit zu reagieren und kann eine der vier Farben auswählen. Je nach Kombination ergibt sich dann ein mehr oder weniger starker Effekt. Noch zu erwähnen ist, dass dieses System nur bei besonderen Gegnern Anwendung findet und nicht bei den Standardmonstern funktioniert.

Im Laufe des Spiels fällt auf, dass Turbine sich ein Erfolgsrezept der Konkurrenz zu Eigen gemacht hat: hohe Inhaltsdichte und kurze Wege.

Die Conjunctios im Einsatz – mit der richtigen Farbkombination fällt auch der dickste Gegner um.

Die Aufgaben, die einem NPCs geben, sind zwar teilweise herausfordernd, aber schicken einen selten allzu weit weg. Falls doch, gibt es in den Städten Stallmeister, die einem ein Pferd leihen und ab Stufe 35 darf man sich sogar einen eigenen Gaul zulegen. Abwechslung und schnelle Erfolgserlebnisse sind es, die den Spaß ausmachen und Spieler bei der Stange halten.

 

Dazu bietet dann HdRO noch eine persönliche Geschichte, die einen von Beginn an begleitet. So verändert sich für den Spieler je nach Fortschritt dieser Geschichte die Welt ein wenig. Beispielsweise wird das Startdorf der Menschen nach Abschluss der ersten kleinen Questreihe überfallen und man findet sich zwar an Ort und Stelle wieder, aber statt der Häuser sind nur noch verkohlte Ruinen übrig.

Weitaus weniger komplex ist dann aber wieder das Handwerk, bei dem man die Wahl zwischen sieben Berufen (Waffenbauer, Rüstungsschmied, Entdecker, Historiker, Kesselflicker, Waldhüter und Freibauer) hat, die sich aus je drei der Grundberufe zusammensetzen (als Waffenbauer ist man z.B. Waffenschmied, Drechsler und Schürfer). Sind die Rohstoffe vorhanden kann das gewünschte Produkt hergestellt werden – Interaktionen, Reaktionen (wie bei EverQuest 2 oder Vanguard) gibt es nicht. Stellt man genug her, steigt man irgendwann auf und darf nach Abschluss einer Quest bessere Gegenstände herstellen. Hier hat HdRO auch beim Craftingprimus abgekupfert, diesmal aber leider zum Nachteil, denn so unterhaltsam und fordernd wie bei Vanguard ist Handwerk nicht.