Die Pflichtaufgabe, klassische Elemente des Action-Abenteuers in die Welt von Mittelerde zu bringen, erledigt AvA mehr als zufrieden stellend: Wer will, kann sich abseits der Hauptaufgabe mit zahlreichen Nebenmissionen beschäftigen oder auch nur die Gebiete nach Geheimnissen durchsuchen, von denen es viele zu finden gibt.
Doch im Mittelpunkt steht schließlich immer der Kampf. Zwar wird Motion Plus dabei nicht unterstützt, doch auch ohne diese zusätzliche Genauigkeit werden die Remote- und Nunchuk-Gesten gut bis sehr gut erkannt sowie adäquat umgesetzt.
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Idyllisches Auenland: Für Wii-Verhältnisse zaubert die Engine sehenswerte Kulissen auf den Bildschirm. |
Schwertstreiche in der Horizontalen stehen ebenso zur Verfügung wie in der Vertikalen und auch der Schwertstoß nach vorne ist ein probates Mittel, um seinen Gegnern den Garaus zu machen.
Alternativ kann man seinen Feinden auch mit dem Bogen zu Leibe rücken, wobei die Mechanik hier nicht versucht, das Spannen der Sehne etc. nachzuempfinden, sondern eher einer klassischen Shooter-Mechanik ähnelt.
Wer zu zweit durch Mittelerde streifen möchte, kann einem Kumpel jederzeit eine zweite Remote-Nunchuk-Kombo in die Hand geben, so dass er fortan als Gandalf unterstützend eingreift. Dieser Modus gewinnt nicht nur durch die Heilfähigkeit des Zauberers oder seine Unterstützungmagie zusätzlichen Reiz, sondern auch durch zahlreiche Geheimnisse, die man nur zu zweit finden kann.
Doch selbst, wer keinen Freund zur Hand hat, wird nur wenige Probleme haben, diese besonderen Artefakte etc. einzuheimsen. Denn der Schwierigkeitsgrad ist gelinde gesagt, sehr kindgerecht. Selbst in späteren Abschnitten, in denen man gegen für Wii-Verhältnisse beeindruckend viele Gegner auf dem Schirm antritt, ohne dass die Engine in die Knie geht, wird man nie wirklich gefordert. Ich wage sogar zu behaupten, dass selbst Einsteiger sich auf dem Standard-Schwierigkeitsgrad verdammt anstrengen müssen, damit Aragorn sich den Massen ergibt. Selbst die höchste Anforderungsstufe stellt für gelegentlich mit Remote und Nunchuk fuchtelnde Jungspieler nur selten ein Problem dar.
Die PS3-Version, der ungeliebte Zwillingsbruder
Dass Aragorns Abenteuer bei den ersten Messen nur auf Wii gezeigt wurde und die PS3-Version erst mit Sonys Ankündigung von Move Form annahm, hätte mich skeptisch machen müssen. Doch selbst all diese Skepsis hätte mich nicht auf diese halbherzige Umsetzung vorbereiten können. Das beginnt bereits bei der Kulisse, die nicht für PS3 optimiert, sondern letztlich nur hinsichtlich der Texturen aufskaliert wurde. Und das verfehlt in diesem Fall seinen Zweck. Oder anders ausgedrückt: Was auf Wii beeindruckt und für Atmosphäre sorgt, ist ohne große Veränderungen auf PS3 einfach nicht genug. Denn solche ausdruckslosen Gesichter haben auf einer Highend-Konsole nichts zu suchen. Auf Wii kann man sie noch durchgehen lassen, da hier mit anderen Elementen gepunktet wird, die dafür sorgen, dass der Remote-Aragorn innerhalb des technischen Umfelds zu den ansehnlicheren Titeln gehört.
Auf PS3 hingegen ist das nicht mal genug, um überhaupt in durchschnittliche Bereiche vorzustoßen. Und zu alledem ist die Move-Steuerung aus Gründen, die wohl nur das Entwickler-Team beantworten kann, eine ganze Klasse schwächer als ihr Wii-Pendant. Hatte ich vorhin noch bemerkt, dass das Spielerlebnis mit Motion Plus noch eine Ecke stärker ausgefallen wär,
obwohl die einfache Remote-Steuerung nur wenig Anlass zur Klage gibt, wäre ich hier schon froh, wenn das Schwertschwingen per Move überhaupt die Qualität und Genauigkeit der Remote-Nunchuk-Kombo erreichen würde.
Doch weit gefehlt: Immer wieder wird eine Bewegung missinterpretiert, was auf Wii zwar auch ab und an der Fall ist, aber
hier zu häufig passiert. Wer einen Beweis für die These benötigt, dass es nicht ganz so einfach ist, mal so eben „einen auf Wii“ zu machen, wird hier fündig.
Immerhin kann man im Gegensatz zur Nintendo-Version, das keinen Classic Controller unterstützt, auf der Sony-Konsole auch pur mit dem Standard-Pad spielen. Dass dies tatsächlich mehr Spaß macht als mit dem Lichtbolzen ist jedoch bedenklich. In jedem Fall ist die PS3-Version jedoch nicht mehr als der Zwillingsbruder, den man immer versteckt, wenn jemand zu Besuch kommt. Die zur Verfügung stehende Technik wird in keinem Bereich auch nur annähernd ausgenutzt. Das ist sehr schade, da man hier die Chance ungenutzt verstreichen ließ, der ohnehin schmalen Move-Bibliothek einen guten Titel hinzuzufügen.