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Darksiders (Action-Adventure) – Darksiders

Es war Anfang des Jahres, als Krieg, einer der apokalyptischen Reiter, PlayStation 3 und Xbox 360 heimsuchte und sich als eines der ersten Highlights 2010 etablieren konnte. Darksiders hatte zwar mit ein paar Inzszenierungs-Schwächen und technischen Problemen zu kämpfen, doch dem Unterhaltungswert schadete dies nur wenig. Gibt es auf Rechenknechten nennenswerte Verbesserungen, die den Reiter vielleicht sogar in Goldregionen vorstoßen lassen?

© Vigil Games / THQ Nordic / THQ / THQ Nordic

Gelungene Umsetzung

Vor allem auch, weil die Rechenknecht-Umsetzung Hand und Fuß hat. Natürlich sollte es selbstverständlich sein, dass bei einer Portierung der Titel an das jeweilige System angepasst wird. Doch viel zu häufig ist dies nicht der Fall – daher an dieser Stelle ein Sonderlob an das Team. Und für ein paar kurze Momente habe ich tatsächlich überlegt, ob dies vielleicht sogar eine kleine Aufwertung mit sich bringen könnte, mich dann aber dagegen entschieden.

Schicke Effekte, cooles Charakterdesign: Der Sprung von Konsole auf den PC wurde technisch ansprechend umgesetzt.

Auf den zweiten Blick wurde die Kulisse zwar mit allen Vor- und Nachteilen der Konsolenversion (dazu gleich mehr) optimiert und überzeugt auch auf dem PC mit scharfen Texturen sowie einem interessanten Design. Im Gegenzug aber hat man Darksiders nur rudimentäre Optionen (Auflösung, V-Sync an/aus) spendiert, die keine detaillierte Optimierung für das eigene System ermöglichen. Und: Trotz eingeschalteter Vertikal-Synchronisation macht sich ein leichtes Tearing bemerkbar – bei weitem nicht so stark wie seinerzeit auf den Konsolen, aber immer wieder sichtbar. Dann allerdings muss man Krieg zu Gute halten, dass er sich auch auf biederen Durchschnittsrechnern (AMD Athlon 64 3800+ 2,4GHz oder P4 530 mit 3 GHz) spielen lässt. Wobei natürlich gilt, dass man näher an oder über der empfohlenen Konfiguration (Dual Core-Systeme mit mindestens 2 GB RAM bzw. 3 GB RAM bei Vista/Windows 7) liegen sollte, wenn man Darksiders in all seiner Pracht und ohne Bildratenprobleme genießen möchte.

Und man sollte nach Möglichkeit ein 360-Pad oder gleichwertiges Kontrollgerät besitzen. Die Tastatur-/Maus-Steuerung wurde zwar ebenfalls mit viel Liebe und Gespür für das Detail eingesetzt, ist aber durch die zahlreichen Möglichkeiten, mit denen Krieg vor allem gegen Ende hin ausgestattet wird, etwas überbeladen – aber immerhin kann man sie nach Lust und Laune selbst belegen.  

Stylisch mit Abstrichen

Das Design mit seinen stilisierten farbstrotzenden Comic-Figuren, die allesamt gut animiert über den Bildschirm huschen, macht einiges her. Aber wie der spielerische Beginn zeigt sich auch die Visualisierung anfänglich spröde: Der Gegensatz zwischen Comic-Look bei den Figuren, die vom Ansatz her auch aus Blizzards Warcraft-Universum stammen könnten, auf der einen sowie den beinahe realistischen Umgebungen auf der anderen Seite kann mich nach wie vor nicht überzeugen.
Doch je mehr man mit dämonischen Elementen und Gegenden konfrontiert wird, bei denen die Grafiker sich nicht an wirklichkeitsgetreue Areale halten müssen, sondern ihrer Fantasie freien Lauf lassen können, umso überzeugender und homogener wirkt die Verbindung von Kulisse und Darstellern. Dennoch erreicht man nie ganz die optische Wucht eines God of War, das mit brachial-düsteren Szenen punktet oder einer Bayonetta, die mit Exotik und bizarren Elementen fasziniert.

Um diesen Boss zu besiegen, sind Fingerfertigkeit und Reaktion gefragt.

Dass ein Kämpfer, der sich nicht scheut, Höllenschergen wie Engelschöre gleichermaßen zu ihrem Schöpfer zurückzuschicken, dies nicht ohne einen Hauch von visueller Gewalt erledigen kann, versteht sich von selbst. Doch im Gegensatz zu Titeln wie God of War ist auch dieser Bereich stark stilisiert und vom Comic beeinflusst: Egal ob Krieg nun Engeln erst die Flügel entfernt, bevor er sie mit seinem Schwert zerteilt, ob er Kanonenfutter-Zombies mit seiner mächtigen Hand den Schädel zerquetscht, Standard-Gegnern mit Standard-Finishern den Garaus macht oder teils Bildschirm füllenden Bossen nach seinem harten Kampf spektakulär das Herz entreißt: Stil siegt über Gewaltdarstellung. Dementsprechend wirken die Dämonenblutfontänen in der auch hierzulande ungeschnittenen Version mit ihren wenigen Farbschattierungen wie aus einem Pulp-Comic.

Lob muss man auch der deutschen Lokalisierung zollen. Unter dem Strich ist die ebenfalls enthaltene englische Sprachvariante zwar einen Tick intensiver und mit namhaften Sprechern wie Mark Hamill besetzt, doch die lokale Variante enttäuscht keinesfalls. Gleiches gilt für den meist orchestralen Soundtrack, der vor allem in der Anfangsphase gewaltig dazu beiträgt, Assoziationen zu God of War zu wecken – was nicht verwunderlich ist, kommen die der PC-Erstauflage in digitaler Form beigefügten Kompositionen doch aus der Feder der Kratos-Komponisten Cris Velasco und Mike Reagan, die auch hier ihre akustische Magie wirken lassen.