Die Fratze des Krieges

Die Brutalität des Krieges wird von Company of Heroes 2 dennoch auf schonungslose Weise inszeniert: Während der Verteidigung von Moskau etwa, als ich auf dem Rückzug durch Dörfer vor der Stadt verbrannte Erde hinterlassen soll und meine Flammenwerfer dabei auch vor Häusern nicht Halt machen, in denen sich Zivilisten versteckt haben. Oder beim Kessel von Halde, in dem mich meine Truppen entsetzt fragen, ob es deutsche Soldaten oder Zivilisten sind, die in Scharen aus dem eingekesselten Ort fliehen. Ich habe schlucken müssen, als meine Flammenwerfer und Maschinengewehre letztendlich das Feuer auf die Gruppen von Frauen und Männern eröffneten.
Die Kernaussage: Krieg ist brutal, schicksalhaft und ohne Helden. Dennoch wird die Oberfläche der Gräuel der Ostfront nur angekratzt: Eine angemessene Darstellung des Ausmaßes des Vernichtungsfeldzuges der Wehrmacht und Waffen-SS in einem Videospiel müsste an die Grenze des Erträglichen gehen. Diesen Weg schlägt Relic aber leider nicht ein. Die Befreiungen von Majdanek, Sobibor, Auschwitz und Treblinka bleiben nur eine Randnotiz. Zu einem echten Antikriegsspiel fehlt also ein ganzes Stück, auch wenn Bemühungen erkennbar sind.
Der große Vaterländische Krieg

In der mit 14 Missionen recht umfangreichen Kampagne führt man seine Truppen über die wichtigsten Schlachtfelder der Ostfront. Die Schlachten um Stalingrad, Leningrad, Posen und Berlin in denen man sich als Teil der riesigen sowjetischen Kriegsmaschinerie fühlt, sind aber nur die eine Seite des Krieges. Es gibt auch kleinere, sehr atmosphärische Einsätze. Hier muss man sich z.B. mit einer sehr begrenzten Zahl von Einheiten gegen einen übermächtig erscheinenden Tiger behaupten oder mit Partisanen deutsche Wachposten überwinden.
Praktisch ist dabei, dass nicht nur zurückgelassene Maschinengewehre und PAKs, sondern erstmals auch verlassene Panzer von den eigenen Männern erobert und gegen den Feind verwendet werden können. Ich kann meine Truppen jedoch nicht in die nächste Mission mitnehmen. Darunter leidet die Bindung zu meinen Männern und Frauen, ist aber im Kontext der menschenverachtenden Form der Kriegsführung auf Seiten der Roten Armee in Ordnung.