Französische Finesse
Hier dürfen ein paar französische Klischees natürlich nicht fehlen: Von der Baskenmütze über das gestreifte Shirt bis hin zum Baguette haben sich die Entwickler*innen an ein paar Stereotypen ihres Landes bedient, die angesichts der vielen französischen Namen und dem sich offensichtlich an Paris orientierenden Lumiére natürlich hervorragend ins Setting passen. Schmunzeln musste ich auch, als ich einem Pantominen-Gegner in die Arme lief, der sich mit ein paar Handbewegungen eine unsichtbare Mauer baut oder mit einem unsichtbaren Hammer zuschlägt.

Auch musikalisch wird es ab und an französisch: Gesang in der Landessprache, dazu Akkordeontöne, Ausflüge in den Electro Swing und gelegentlich ein kleiner Techno-Anstrich erinnern daran, woher die Entwickler*innen von Clair Obscur: Expedition 33 stammen. Mitunter wird aber auch wie in einer Oper gesungen, beispielsweise im Titelsong des Spiels, was dem Ganzen eine etwas pathetische, aber auch dramatische Note verleiht.
Dazu kommt eine überaus gelungene englische Sprachausgabe mit bekannten Schauspieler*innen und Synchronsprecher*innen wie Andy Serkis, Ben Starr, Jennifer English und Charlie Cox, die der Expedition 33 ihre Stimmen und Ausdrücke leihen. Angesichts des Ursprungslandes kann sich aber auch die französische Vertonung hören lassen, auf eine deutsche müsst ihr leider verzichten.
Nur mit der Lupe
Also alles perfekt? Clair Obscur: Expedition 33 ist jetzt schon das Spiel des Jahres und nicht einmal GTA 6 kann es noch toppen? Naja, fast, denn ein paar kleine Baustellen gibt es dann doch. Der wohl größte Kritikpunkt ist die Auflösung: Wie gewohnt, könnt ihr zwischen Performance- und Qualitätsmodus wechseln und während letzterer nur auf mickrige 30 FPS kommt, läuft die leistungsstärkere Variante zwar hervorragend, leidet aber optisch.
Hier sieht das Spiel nämlich insgesamt etwas unscharf aus, manche Aspekte wirken krisselig – wie bei einem YouTube-Video, bei dem das Internet gerade keine höhere Auflösung zulässt. Dazu kommen ein seltenes Flimmern, zu helle Sonnenstrahlen und zu dunkle Höhlen, die gelegentlich ein wenig die Sicht erschweren. Ach, und die schwarzen Balken bei einigen Zwischensequenzen müssten auch nicht sein, verkleinern sie das Bild meiner Meinung nach völlig unnötig.

Sparen hätte man sich darüber hinaus noch die Handvoll Minispiele: Hindernisparcours und Volleyball haben mich mit fragwürdigen Hitboxen einiges an Nerven gekostet – sind fairerweise aber auch völlig optional. Alles nichts Dramatisches und gerade für ein Studio-Debüt eine beeindruckend niedrige Zahl an Problemen, die sich angesichts des grandiosen Rests mehr als leicht verschmerzen lassen. Wenn ich ehrlich bin, musste ich die Kritikpunkte schon wirklich mit der Lupe suchen.
Fällig werden für Clair Obscur: Expedition 33 dann 49,99 Euro, der Release findet am 24. April auf der PlayStation 5, der Xbox Series X|S und dem PC statt. Für einen Zehner mehr gibt es die Digital Deluxe Edition, die jedoch keinen dreisten Vorabzugang enthält, sondern lediglich eine Reihe von Outfits und Frisuren für eure Charaktere liefern. Angesichts der vorhandenen Kostüme im Spiel aber keinesfalls eine notwendige Anschaffung.