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Catherine (Logik & Kreativität) – Catherine

Ein Mann. Zwei Frauen. Bindungsängste. Psychische Blockaden, die im wahrsten Sinne des Wortes erklommen werden müssen. Entscheidungen. Konsequenzen. Mystery. Und das alles in einem sehenswerten Anime-Artdesign. Catherine bricht mit Konventionen und mischt Genre munter zusammen. Das Ergebnis war unsere Auszeichnung „Importspiel des Jahres“. Jetzt ist der ungewöhnliche Titel endlich hierzulande erschienen.

Das Cover-Bild von Catherine: Full Body.
© Atlus / SEGA / Koch Media

Die gute alte Zeit

[GUI_PLAYER(ID=74082,width=400,text=Für wen werdet ihr euch entscheiden: Catherine oder Katherine?,align=right)]Früher war alles so einfach: Man nahm Bauklötzchen in verschiedenen Formen, ließ sie von oben hinunterfallen und von den Spielern zusammenbasteln, damit sie Linien ergaben, die daraufhin verschwanden. Oder man nahm Kisten, die verschoben werden mussten, damit ein Ausgang freigelegt wurde. Wieso? Weil die Spieldesigner es so wollten.

Doch irgendwann reichte die einfache Aufgabenstellung nicht mehr. Es wurden Geschichten um das gestrickt, was als Puzzle- oder Geschicklichkeitsspiel auch ohne erzählerischen Hintergrund funktionieren würde. Die aktuell erfolgreichsten Vertreter sind die PuzzleQuest-Titel, die das „Match 3“-Prinzip mit Story sowie Rollenspiel verknüpfen. Und natürlich Nintendos Professor Layton, der eigentlich nicht mehr ist als eine Sammlung von Logikspielchen, wie man sie auch auf der Verpackungsrückseite irgendwelcher Frühstück-Cerealien finden kann.

Mit Atlus‘ Catherine wird dieses Prinzip allerdings auf ein neues Niveau gebracht. Nicht nur, dass sich Geschichte und Puzzle-Elemente während der gut 15 bis 18 Stunden die Waage halten. Die Erzählung mit ihren erwachsenen Themen wie Beziehungsängsten oder Fremdgehen ist sehr tiefschichtig und bietet darüber hinaus sogar subtile Möglichkeiten, den Fortgang bis hin zu den multiplen Enden zu gestalten. Den Fortgang „zu steuern“ würde ich in diesem Fall für eine vermessene Beschreibung halten, denn häufig scheinen es

Vor allem in späteren Abschnitten muss man viel Arbeit investieren, um sich die Gold-Trophäe zu schnappen.
Vor allem in späteren Abschnitten muss man viel Arbeit investieren, um sich die Gold-Trophäe zu schnappen. © 4P/Screenshot

nebensächliche Kleinigkeiten zu sein, die den Ausschlag geben: Personen, mit denen man redet (oder auch nicht) bzw. Antworten, die man gibt (oder auch nicht). Und gerade das macht einen der Reize aus: Man kann die Geschichte auf sich wirken lassen und fällt dabei oftmals geradezu beiläufig oder unbewusst Entscheidungen, ohne dass man mit dem Holzhammer darauf gestoßen wird. Nachdem ich den Import seinerzeit durchgespielt habe und nun für die textuell lokalisierte Version einen erneuten Anlauf genommen habe, konnte ich bei mir feststellen, dass ich viele Kleinigkeiten bei Figuren und Story wahrgenommen habe, die mir vorher natürlich entgangen sind – was wiederum für die Qualität der Geschichte steht.

Midlife-Cheater

Doch worum geht es? Der Software-Entwickler Vincent (32) steckt seit mehreren Jahren in einer festen Beziehung mit der leicht oberlehrerhaft wirkenden, mit beiden Beiden fest im Leben verwurzelten sowie willensstarken Katherine (ja, mit „K“).
Alles läuft gut, bis sie ihn auf eine engere Bindung, oder genauer: den Austausch von Eheringen und Gelübden, anspricht. Vincent kriegt Panik, denn er weiß nicht, ob er für eine derart feste Beziehung bereit ist. Bei seinen allabendlichen Treffen mit seinen ebenfalls in unterschiedlichem Beziehungsstress stehenden Kumpels (Polygamie, Jungfrau etc.) in der Pizzakneipe „Stray Sheep“ (das verlorene Schaf, Anm. d. Red.) findet er kein Verständnis für seine Situation, so dass er wie so oft mit Alkohol seine Emotionen und inneren Stimmen zu betäuben versucht.

Die Puzzle-Mechanik liegt irgendwo zwischen Sokoban und Tetris.
Die Puzzle-Mechanik liegt irgendwo zwischen Sokoban und Tetris. © 4P/Screenshot

Die Situation eskaliert, als er im Stray Sheep von einer üppig gebauten, lebensfrohen, offenen sowie nur leicht bekleideten jungen Dame angesprochen wird, die sich als Catherine (mit „C“) vorstellt. In der darauffolgenden Nacht hat er Albträume und als er neben Catherine in seinem Bett aufwacht, gehen die Probleme erst los. Wie soll er das Katherine erklären – vor allem auch, da sie ihm offenbart, dass sie schwanger ist?

Dass zudem in der ganzen Stadt auf einmal Tote mit merkwürdig verzerrten Gesichtern aufgefunden werden und ein Gerücht von einem Fluch die Runde macht, der Männer bestraft, die ihre Partnerin betrügen, macht die Sache nicht leichter. Und die Erwähnung eines Mythos, nach dem man in der Realität stirbt, wenn man in einem Albtraum fällt und nicht aufwacht, bevor man auf dem harten Boden der Tatsachen landet, tut ihr Übriges, um Vincent in einen Strudel aus Ängsten zu ziehen.