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Blood Bowl 2 (Sport) – Rasensport auf Granit

Als der Vorgänger der originalgetreuen Tabletop-Umsetzung erschien, bin ich nicht damit warm geworden. Ein verkorkster Echtzeitmodus wollte die vom Würfelglück bestimmte Rundentaktik für Videospieler interessant machen – gemeinsam mit der unhandlichen Steuerung gelang Blood Bowl allerdings das Gegenteil. Also war ich skeptisch, als der Nachfolger aufs Feld trat. Auf einen Test habe ich es trotzdem ankommen lassen.

© Cyanide Studio / Focus Home Interactive

Real und digital

Was macht Blood Bowl 2 denn so besonders? Zunächst einmal gar nichts. Immerhin ist nahezu jedes taktische Verschieben auf dem Bildschirm nichts weiter als eine Weiterführung des Tabletop-Gedankens, also jener Spiele, die mit realen Figuren meist auf einer Tischplatte (Engl.: tabletop) gespielt werden. Schiebt man in dem 1986 zum ersten Mal veröffentlichten Blood Bowl also die Profis einer Art American Football in einer Abwandlung des Warhammer-Universums über den Rasen, gleicht das einem Videospiel wie Frozen Cortex, in dem der Ball ebenfalls die Endzone erreichen muss, um mit einem Touchdown einen Punkt zu erhalten.

Anders als in Videospielen entscheiden im Original allerdings nicht nur die Werte der Athleten über Erfolg oder Misserfolg einer Aktion: Auch das Würfelglück hat einen großen Anteil. Will ein Spieler an einem Gegner vorbei sprinten, muss er deshalb würfeln. Will er den Ball aufnehmen, ebenfalls. Um das Leder zu werfen, fallen erneut die Würfel, vor dem KO-Schlagen eines Kontrahenten sowieso.

Möge der Underdog gewinnen!

Und das kann frustrierend sein. Die Würfel folgen ja keiner Logik. Ein noch so winziger Hänfling kann – natürlich mit viel Glück – einen bulligen Ork aus den Socken hauen. Das kommt nicht häufig vor, aber es passiert. Digitale

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Die stilvolle Darstellung des Warhammer-Ablegers zählt zu den Stärken der Umsetzung. © 4P/Screenshot

Taktikfüchse müssen deshalb umdenken. Sie ziehen nicht den Fähigkeiten ihrer Spieler gemäß, sondern setzen zuerst jene, die sie ohne Würfelwurf bewegen können. So bringen sie ihre Mannschaft selbst dann in eine vorteilhafte Position, falls ihr Star-Läufer die anschließende Ballaufnahme verpatzt.

So sperrig und frustrierend das in einem Videospiel mitunter wirkt: Dem französischen Studio Cyanide, das mit Styx: Master of Shadows zuletzt ansprechende Stealth-Action in seinem eigenen Fantasy-Universum Of Orcs and Men inszenierte, gelingt damit eine liebevolle und originalgetreue Digitalisierung des Warhammer-Ablegers Blood Bowl. Das fängt bei der stilvollen Gestaltung aller Stadien und Figuren an, geht über das begeisterte Publikum und hört erst bei dem Duo auf, das jedes Match mit sympathisch albernen Sprüchen kommentiert.

Klare Sicht

Vor allem aber vermittelt Cyanide die Regeln der Vorlage diesmal um ein Vielfaches besser als im Vorgänger. Musste man damals noch mutmaßen, warum eine Aktion misslang oder wie gut die Chancen auf einen erfolgreichen Sprint liegen, zeigen Prozentangaben die Wahrscheinlichkeiten diesmal an. Bei wichtigen Aktionen sieht man zudem die Würfel rollen. Das allein erhöht die Erfolgschancen selbstverständlich nicht. Es macht das Spiel aber transparenter, nimmt Einsteigern den Frust, weil sie verstehen, wie Fehler zustande kamen, und erleichtert es selbst erfahrenen Videospielern, am Ball zu bleiben.