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Blades of Time (Action-Adventure) – Die Umsetzung, die keiner braucht

Wieder einmal ist es an der Zeit, die Vergangenheit Revue passieren zu lassen und einen Titel der letzten Spielegeneration in einer frischen Auflage auf Switch zu begrüßen. Diese durch den riesigen Erfolg der Nintendo-Konsole losgetretene Lawine an Wiederveröffentlichungen zeigt aber nicht immer so positive Ergebnisse wie in der Resident-Evil-Serie. Denn Gaijin Entertainments Blades of Time war bereits zu seiner Premiere vor sieben Jahren ein Titel, den man getrost links liegen lassen konnte. Und daran hat sich nichts geändert, wie der aktuelle Test zeigt.

© Gaijin Entertainment / Konami / Gaijin Entertainment

Wer hat danach gefragt?

Dass Entwickler und Publisher mit der Veröffentlichung eines „alten“ Spiels auf einem neuen System zusätzliche, vermeintlich leicht gemachte Einnahmen erhoffen, ist legitim. Und das gilt umso mehr, je erfolgreicher das System ist, auf dem man einen Rerelease plant – in jüngster Zeit erlebt Nintendos Switch einen Tsunami an Wiederveröffentlichung. Im Idealfall profitieren alle davon: Die Spieler, die den Titel noch nicht kennen. Die Plattform an sich, da man dort auch quasi „Klassiker“ bekommt. Und der Publisher, der angesichts von offensichtlich günstigen Portierungsoptionen ein nur geringes Risiko eingeht. Doch bei manchen der alten Titel, die im eShop auf Switch flutartig auftauchen, ist man einfach nur noch perplex. Nicht nur, dass man angesichts der Masse, die auch aus dem Indie-Bereich in den digitalen Store schwappt, den Überblick verlieren kann. Es finden sich zudem zunehmend Titel darunter, die man nun wirklich nicht braucht – und bei denen man sich auch nicht vorstellen kann, dass außerhalb irgendwelcher Chefetagen ernsthaft zu einer Veröffentlichung aufgerufen wurde. Und genau so ein Fall ist „Blades of Time“.

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Im Standbild mag Blades of Time noch brauchbar erscheinen, doch in Bewegung gibt es zu viele technische Probleme. © 4P/Screenshot

Schon bei seiner Erstveröffentlichung vor etwa sieben Jahren (damals war Konami Publisher) konnte die Fortsetzung des 2009 erschienenen X-Blades nicht überzeugen. Im Folgenden zitiere ich mein Fazit des alten Tests, unter dem eine Wertung von 57% prangte: „Schade, Gaijin! Der (in-)offizielle Nachfolger von X-Blades aus dem Jahre 2008 enttäuscht trotz interessanter Ansätze. Nicht nur, weil die technische Seite mit einigen Matschtexturen und mitunter starken Bildrateneinbrüchen nicht zum Weiterspielen anregen kann. Sondern auch, weil viele gute Ideen nur kurz angefasst und dann fallen gelassen werden. Einzig das „Multiple Rückspulen“ wird konsequent genutzt und immer wieder eingestreut, um für Abwechslung vom soliden Action-Alltag zu sorgen. Der Rest ist weitgehend herkömmliches Arena-Gehüpfe, -Gekloppe und -Geballer – wobei der Wechsel nicht mehr so dynamisch stattfindet wie noch im Vorgänger. Apropos: Auch wenn das Artdesign mit seinem grobkörnigen Filter und den knalligen Farben durchaus Vorzüge hat, konnte ich mit dem Anime-Ansatz aus X-Blades mehr anfangen – zumal er technisch konsequenter durchgezogen wurde. Und dass es irgendwann mal dazu kommen würde, dass ich eine deutsche Version (die auch nicht gerade mit Qualität punktet) der englischen vorziehe, hätte ich auch nicht gedacht. Dank passabler Bosskämpfe und prinzipiell gelungener Schwertkampf-Action ist Blades of Time kein absoluter Totalausfall, doch selten wurde so viel Potenzial verschenkt wie hier.“

Der Zahn der Zeit hat genagt


Wer möchte, kann im Test von damals, der inhaltlich nach wie vor weitgehend Bestand hat, sämtliche Details nachlesen, die das Action-Adventure betreffen. Doch ihr könnt euch den Umweg auch sparen. Wie ihr euch auch die Anschaffung dieses Titels sparen solltet. Denn zusätzlich zu den inhaltlichen Schwächen wie z.B. der Sprachausgabe, die wie seinerzeit in Deutsch tatsächlich besser ist als im englischen Original, wobei „besser“ in diesem Fall noch lange nicht hörenswert bedeutet, hat sich auch visuell seit 2012 nichts getan. Interessanterweise hat der Kollege, der im Rahmen der Testphase auf Switch eher per Zufall einen Blick auf die Kulisse geworfen hat, einen ähnlichen Kommentar abgegeben wie vor sieben Jahren, als er die 360- bzw. PS3-Version in Augenschein nahm: „Hat die Switch einen PS2-Emulator?“ Nur, dass die technischen Gebrechen, die in der alten Generation den Spaß minderten, hier noch stärker zu Tage treten – und das ist ein Kunststück, das man erst einmal

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Theoretisch ist das Kampfsystem solide, doch mit den technischen Macken werden selbst einfache Gefechte zu einer Geduldsprobe. © 4P/Screenshot

schaffen muss. Die Texturen sind ebenso matschig wie früher, die Bildratenprobleme sind noch schlimmer als auf den alten Systemen. Und die Kameraführung ist immer noch ein Graus.

Und damit kommen alle positiven Elemente, die Blades of Time damals wie heute zu bieten hat (es gibt sie, wenngleich spärlich), weitgehend unter die Räder. Angesichts der augenfeindlichen Kulisse, die auch mobil einen nur geringfügig besseren Eindruck hinterlässt, kommt das prinzipiell gut funktionierende Kampfsystem ebenso wenig zur Geltung wie die interessante Zeitmanipulation, die nicht nur für passable Umgebungsrätsel eingesetzt wird. Denn sobald man auch nur ein interessantes mechanisches Element findet, kann man sicher sein, dass die schon seinerzeit störenden Krümelschatten, das Tearing, die immer wieder zu deutlich sichtbaren Pixelhaufen, die fiesen Bildraten-Störungen oder die mangelnde Texturqualität die Illusion der eigentlich neugierig machenden Steampunk-Fantasy zerstören. Natürlich ist mir bewusst, dass Gaijin ganz bewusst auf den Zusatz „Remaster“ verzichtet hat – alles andere wäre auch vermessen. Dennoch hätte man bei der Portierung etwas mehr Fleißarbeit erwarten und den Willen voraussetzen können, die visuelle Qualität zu optimieren als sie noch weiter abstürzen zu lassen. Apropos: Blades of Time ist mein erstes Switch-Spiel, das sich mit einem Absturz verabschiedet hat und das selbst bei einem „regulären“ Schließen über Home+X in unregelmäßigen Abständen Fehlermeldungen produziert.