Veröffentlicht inTests

Berserk and the Band of the Hawk (Action-Adventure) – Musou-Schlachtplatte mit Anime-Flair

Wenn es einen Manga-Helden gibt, der sich nahezu perfekt für das Eins-gegen-Tausend-Prinzip eignet, das die zahlreichen Musou-Spiele von Omega Force auszeichnet, dann ist es Guts, der Held der Berserk-Serie. Auch als „Hundred Man Slayer“ bekannt, richtet er in den Comics seit fast 30 Jahren Verwüstung an. Sein letzter Spieleauftritt fällt allerdings in die Dreamcast- und PS2-Ära. Mit Berserk and the Band of the Hawk versucht Tecmo Koei, dem Comic-Star erneut ein spielerisches Denkmal zu setzen. Wir haben uns für den Test das Breitschwert geschnappt und eine blutige Schneise durch die Gegnerreihen geschlagen.

© Omega Force / Koei Tecmo / Koch Media

Wie man es von den letzten Warriors-Titeln unterschiedlicher Herkunft kennt, kann man auch Guts mit dem einen oder anderen erbeuteten Gegenstand ausrüsten – wobei andere Waffen tabu sind und nicht angeboten werden. Die Ringe, Standarten, Amulette, Halsketten etc. sind jedoch alle mit überwiegend passiven Verbesserungen verbunden. Diese kann man im Shop beim Schmied nicht nur mit Edelsteinen aufwerten, sondern sogar miteinander verschmelzen. Da dabei auch die Verbesserungen miteinander kombiniert werden dürfen, hat man hier die Möglichkeit, eventuelle Defizite auszugleichen bzw. Guts leicht an die präferierte Spielweise anzupassen. Apropos Defizite: Berserk bleibt der Musou-Tradition auch in einem anderen Aspekt treu: Die Kulisse ist zwar aufwändiger als bei vielen anderen Warriors-Titeln der letzten Zeit und bringt hunderte Gegner ohne Bildratenprobleme auf den Schirm. Doch sie ist auch immer noch nicht auf dem aktuellen Stand und hinterlässt eher den Eindruck, als ob Guts Abenteuer ein Starttitel für die Konsole wäre. Das gilt insbesondere die Abstecher in die Eclipse-Hölle, die zwar stimmig designt wurden, aber auf Dauer nicht abwechslungsreich genug ausfallen.

Kein Musou-Spiel wie jedes andere!

[GUI_STATICIMAGE(setid=81525,id=92540987)]
Des irgendwo zwischen den Comics und den Animes liegende Artdesign ist vor allem bei den Bossen gelungen. Die Abschnitte sind hingegen zumeist spröde und detailarm. © 4P/Screenshot

In einem Bereich ist Berserk and the Band of the Hawk jedoch das bislang beste Spiel mit Warriors-Basis: Erzählung und Atmosphäre. Dies ist jedoch weniger der verwendeten Technik, sondern vornehmlich der ausgedehnten Nutzung von Sequenzen aus den Animes zuzuschreiben. Für weitere Cutscenes in Spielgrafik, die sich zwar an den Mangas orientiert, aber einen realistischeren Eindruck hinterlässt, wurden sogar die Sprecher der japanischen Originalversion engagiert. So bleibt akustisch ein homogener Eindruck erhalten. Doch der Star der Inszenierung sind die Original-Sequenzen aus den Filmen, die teilweise sogar die Schlachten an Schlüsselstellen unterbrechen, um die Atmosphäre erneut anzutreiben. Das birgt jedoch ein Problem: Wer wie ich nicht in der Materie steckt, wird an den Wendungen der Geschichte seinen Spaß haben und mitunter angesichts der Kompromisslosigkeit der Darstellung emotional mitgerissen.

[GUI_STATICIMAGE(setid=81525,id=92540982)]
Für Kenner der Comics bzw. der Filme bietet Berserk keine erzählerischen Überraschungen. © 4P/Screenshot

Doch wer die Geschichte des „Goldenes Zeitalters“ der Mangas bzw. der Filme kennt und weiß, wie Guts und der charismatische Söldner-Anführer Griffith einander begegnen, welche Rolle die wort- und schwertgewandte Casca spielt und welches Schicksal alle ereilen wird, hat nur die Kämpfe, um sich bei Laune zu halten. Und das ist letztlich zu wenig – zumal sie abseits von abstrahierten Blutspritzern durchaus mehr Gewalt visualisieren könnten. Dafür, dass Guts Leichenberge zurücklässt und am Ende der Schlacht meist von oben bis unten blutverschmiert ist, hätte man noch kompromissloser vorgehen können. Die Golden-Age-Story ist übrigens nur ein Teil der Kampagne, da sie hier später in die „Black Swordsman“-Geschichte führt. Aber sie wird auch genutzt, um dem Spieler für den „Freien Modus“, in dem man auf bereits besuchte Schlachtfelder zurückkehrt. Darüber hinaus bekommt man in ein paar Missionen innerhalb des „Golden Age“ Zugriff auf weitere Kämpfer, darunter auch die bereits erwähnten Griffith oder Casca. Die spielen sich wie die anderen Recken angenehm unterschiedlich und lassen sich selbstverständlich ebenfalls mit zusätzlicher Ausrüstung ausstatten.