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Batman: Arkham Knight (Action-Adventure) – Vom Traumwagen zum Zerstörer

Batman: Arkham Asylum hat die Spielewelt verändert – nicht nur als Musterbeispiel einer gelungenen Lizenzumsetzung, sondern vor allem durch den so genannten „Freeflow-Combat“: den als Reaktionsspiel inszenierten Nahkampf gegen eine Überzahl an Gegnern. Doch im vierten Spiel der Arkham-Serie reicht das wohl nicht. Und so rollt ein Batmobil an den Start, mit dem sich der Superheld keinen Gefallen getan hat.

© Rocksteady Studios / Warner Bros. Interactive Entertainment

Bedauerlich, dass ausgerechnet die gewalttätige Konfliktbeseitigung des Superhelden keine Rolle spielt. Hätte die Geschichte doch wenigstens diesen Aspekt seiner Persönlichkeit ausführlich beleuchtet! Stattdessen ist es das Normalste der Welt, wenn er am Steuer des Batmobils ohne Rücksicht auf Architektur und Menschenleben durch Gotham City jagt.

Und obwohl Furcht das zentrale Thema ist, beschreibt die Erzählung lediglich, wie der Dunkle Ritter Freunde rettet, die sich in Gefahr befinden. Man spürt nicht, dass er Angst um sie hat. Viel zu abgeklärt kontrolliert er jede Situation. Tatsächlich funktioniert das clevere Zusammenspiel von Scarecrows Gas, dem drohenden Verlust geliebter Personen und der Präsenz des Jokers nur auf dem Papier. Im Spiel bleibt der Superheld immer auf Distanz. Als Person wird er nie greifbar.

Endlich lassen sie ihre Muskeln spielen!

Dabei wollte Rocksteady hoch hinaus – auch hier: buchstäblich, denn Batman fliegt höher und weiter als in allen Vorgängern. Im Regen blickt er dann auf ein Panorama, das ähnlich wie The Witcher 3 deutlich macht, wozu aktuelle Konsolen fähig sind. Tropfen perlen von seinem Umhang, gotisches Art Deco erstreckt sich mehr als hundert Meter hoch, grelle Reklame spiegelt sich matt in den Pfützen. Die Dichte etlicher Details ist

Publisher Warner Interactive hat den Verkauf der PC-Version auf Online-Vertriebsplattformen wie Steam vorübergehend eingestellt. Der Grund sind grafische Probleme. Immerhin läuft das Spiel selbst auf verteufelt starken Rechnern nicht ausreichend schnell, leidet unter Einbrüchen der Bildwiederholrate und setzt zum flüssigen Spielen ein höheres Minimalsystem voraus als angegeben war.

Der Unterschied zu vollen Details ist zudem auffallender als z.B. bei The Witcher 3. Die Optionen bieten kaum Möglichkeiten: Abseits von Gameworks-Einstellungen für Grafikkarten des Hardware-Partners nVidia darf man lediglich Auflösung, V-Sync, Kantenglättung, Texturauflösung, Qualität der Schatten sowie den allgemeinen Detailgrad anpassen.

Einzelne Effekte sind nicht wählbar und nur über das Manipulieren einer Datei lässt sich das Festlegen auf 30 Bilder pro Sekunde abschalten. Zu allem Überfluss fehlen der PC-Fassung verschiedene Effekte, die auf Konsole vorhanden sind. Sie muss etwa mit schlechterem SSAO und schlechterer Tiefenschärfe sowie fehlender Transparenz bei der Darstellung von Regen auskommen. © 4P/Screenshot

bemerkenswert!

Eindrucksvoll sind auch die nahtlosen Übergänge zwischen Film- und Spielszenen, denn Arkham Knight kommt so lange ohne Ladepausen aus, bis Batman nach einem verlorenen Kampf an einen Speicherpunkt zurück muss. Tatsächlich verleihen die fehlenden Unterbrechungen dem Abenteuer spätestens dann einen fortschrittlichen Spielfluss, wenn eine normale Situation auf natürliche Art zu einem Showdown eskaliert. Ganze Gebäude stürzen zusammen, die komplette Stadt verändert sich – technisch greift Rocksteady in die Vollen.

Schade nur, dass viele Höhepunkte wie ein überarbeitetes Best-of aus vor allem Arkham Asylum wirken; als hätten die Entwickler die Top 10 ihrer Fans übertreffen wollen. Ärgerlich auch, dass ein gelegentliches kurzes Anhalten des Spiels auf PlayStation 4 davon zeugt, dass nicht alle Inhalte schnell genug in den Speicher geladen werden. Weil die PC-Fassung zudem mit massiven Schwierigkeiten kämpft (siehe Kasten), ist sie derzeit die mit Abstand schwächste Version. Nicht ohne Grund wurde sie auf Online-Plattformen wie Steam aus dem Verkauf genommen.

Gotham City – und dann?

Eine ganz andere Schwäche ergibt sich aus der Größe Gothams, denn da Batman im Fahrzeug mit einem Affenzahn durch die Straßen donnert oder hoch über den Dächern schwebt, fehlt über weite Strecken eine Verbindung zur Kulisse. Aus den prachtvollen Ansichten werden leere Fassaden – auch weil in den Straßen weniger geschieht als in Arkham City. Fand der Superheld in dem Gefängnisviertel noch wichtige Hinweise sowie zusätzliche Aufgaben beim Laufen über den Asphalt, rast er jetzt fast ausschließlich an markierte Wegpunkte. Bedauerlich, dass Rocksteady offenbar ein Technikfeuerwerk entfachen wollte, anstatt das intime Stadtleben mit Fußgängern zu inszenieren. Diese Errungenschaft wäre mehr wert gewesen!