Veröffentlicht inTests

Angry Video Game Nerd Adventures (Plattformer) – Angry Video Game Nerd Adventures

Seit neun Jahren quält sich der NES-Fan James Rolfe durch grottige Spiele der 8-Bit-Ära, jetzt müssen auch seine Fans leiden. The Angry Video Game Nerd Adventures wirkt wie ein verpixelter Fiebertraum, in dem längst vergangene Spieldesign-Verbrechen ein zweites Mal zum Leben erwachen. Kann so etwas Spaß machen?

© FreakZone Games / ScrewAttack Games / Screenwave Media

Folter im 8-Bit-Design

[GUI_PLAYER(ID=107880,width=475,text=Auch einige Glitches wurden absichtlich eingebaut.,align=left)]Es ist eine Gratwanderung: Theoretisch müsste ein Spiel zur Show das fieseste und unfairste Game-Design besitzen, das man sich vorstellen kann. Andererseits gibt es vermutlich nur wenige Masochisten, die sich im Jahre 2013 freiwillig durch solch eine spielbare Folter quälen würden. Zum Glück hat sich Indie-Entwickler FreakZone für einen Kompromiss entschieden, bei dem harte aber meist faire Retro-Action im Vordergrund steht.

Als Vorbilder dienen die Klassiker Castlevania und Mega Man. Ähnlich wie die Remakes von Capcoms Jump-n-Shoot ist das Spiel bockschwer aber meist fair. Nur ab und zu wurden absichtlich hinterhältige Gemeinheiten eingebaut, welche sich nur durch Auswendiglernen meistern lassen. Dazu gehören z.B. Plattformen, welche plötzlich unter meinen Füßen verschwinden, obwohl sie haargenau gleich aussehen wie die stabilen Exemplare davor.

What were they thinking?


Neben James lassen sich auch noch einige andere spielbare Figuren freischalten. Die Gitarren-Projektile des Skeletts schießen z.B. bogenförmig.
Neben James lassen sich auch noch andere spielbare Figuren freischalten. Die Gitarren-Projektile des Skeletts schießen z.B. bogenförmig. © 4P/Screenshot

Nach einem unverschuldeten Tod fluche nicht nur ich, sondern auch der Angry Video Game Nerd: Nach jedem Ableben spuckt ein Schimpfwort-Generator einen seiner typischen Trademark-Sprüche aus: „I’d rather sniff puke from a dragon’s balls than continuing this game“ oder auch „I’d rather have a corpse poop on my dick than be stuck here in this blood fungus of a game any longer!!“

Als Held des Spiels leidet der Nerd schließlich mit, wie das Intro im trashigen NES-Stil erklärt: Nachdem er und seine Freunde beim Zocken in den Fernseher gesogen werden, hüpfe ich mit James durch das alptraumhafte Abenteuer. Viel mehr als hüpfen oder mit dem Zapper ballern kann er allerdings nicht. Von ein paar Smart-Bombs und Extrawaffen wie im Bogen geworfene Kügelchen abgesehen ist er auf sich allein gestellt. Die Steuerung fühlt sich zwar präzise, aber bei weitem nicht so flott und dynamisch an wie in Rayman Legends oder Super Meat Boy. Als Hommage an die NES-Ära soll sie das offenbar auch gar nicht. Also laufe ich im gemächlichen Tempo durch die bizarre Welt, hüpfe schweißgebadet über knifflig platzierte Totenköpfe und ballere auf mit Diarrhöe attackierende Vögel.