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Alienation (Arcade-Action) – Twin-Stick-Diablo

2010 ließ Housemarque in Dead Nation (Wertung: 82%) die Zombies so wild von der Leine, dass man zwischen Projektilgewitter und Fleischbergen kaum Luft zum Atmen hatte. Sechs Jahre später gibt es einen Nachfolger im Geiste namens Alienation. Diesmal hat man es mit einer außerirdischen Übermacht auf der Erde zu tun, der man alleine oder mit bis zu vier Mann im Koop trotzen kann. Und die Finnen ergänzen ihre explosive Zwei-Stick-Action um Sammel- sowie Ausrüstreize à la Diablo. Geht die Kombination auf?

© Housemarque / Housemarque

Rollenspiel-Flair à la Diablo

Mit Alienation öffnet Housemarque seine Zweistick-Action für Rollenspielelemente à la Diablo, sowohl was die erwähnte Story und Entwicklung als auch Sammelreize mit Waffen in fünf Seltenheitsstufen sowie deren Ausrüstung betrifft. Shops sind also passé, man findet alles zufällig in Kisten oder bei getöteten Feinden! Natürlich freut man sich, wenn man da mal richtig Glück hat. Allerdings haben es die Finnen mit den überbordenen Beute- und Aufrüstoptionen etwas übertrieben – man ist für meinen Geschmack zu oft mit Waffenwechsel und Slotbestückung beschäftigt; ich bin da in der Zweistick-Action eher Purist, zumal man so viel Wertloses findet, das man dann verschrotten

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Man kann nicht nur seinen Charakter entwickeln, sondern auch Waffen, die Slots anbieten, mit Kernen in bis zu sechs Stufen aufrüsten. © 4P/Screenshot

muss, was einem wiederum Metall einbringt, das man wiederum  zum Auswürfeln neuer Werte einsetzen kann – ächz! Dieses Hin und Her hat mich irgendwann eher genervt, zumal es einem im Gefecht passieren kann, dass man eine Waffe direkt ausrüstet, die weniger Schaden macht. Zwar sieht man deren Werte kurz, aber das hätte man partout verhindern sollen.

Wie funktioniert das Auswürfeln? Die Idee ist theoretisch gut, weil man etwas riskieren muss und sich verzocken kann: Man wählt eine Waffe, dann einen ihrer vier Werte (Schaden, Feuerrate, Magazin, Kritische Chance) und kann eine der fünf Metallsorten investieren, um den aktuellen Wert zufällig neu zu bestimmen – allerdings in einem klar erkennbaren Rahmen. Das lohnt sich also nicht, wenn die Pistole schon 133 von möglichen 104 bis 135 Schaden macht! Letztlich halte ich das System für überflüssig, weil selbst der erreichte Maximalwert beim Fund der nächsten seltenen oder höherstufigen Pistole nichts mehr taugt. Nützlicher ist das Prinzip der so genannten „Power Core Resources“: Dahinter verbergen sich vier Kerne (Stärke, Boost, Energie, Prisma), die man zur Verbesserung der Werte in bestimmte Wummen

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Gestorben? Online kann man im Koop-Modus geheilt werden. Es gibt drei Schwierigkeitsgrade, außerdem kann man mit oder ohne permanenten Tod loslegen. © 4P/Screenshot

einsetzen kann. Wer von einer Sorte mehrere hortet, kann ihren Wert auf bis zu sechs Stufen erhöhen. Da manche Waffen mehrere Plätze anbieten, kann man sie damit enorm aufwerten. Und auch hier bleibt man angenehm flexibel, denn man kann sie jederzeit tauschen.

Nicht so hart wie Dead Nation

Die Spielbalance kann (aufgrund der Waffenwerte?) stark schwanken: Manchmal brutzelt man einen „Boss“ eines Ereignisses in wenigen Sekunden weg, plötzlich wird man hoffnungslos von allen Seiten überrollt. Grundsätzlich wechselt die Intensität. Kennern von Dead Nation dürfte das Spiel auf dem zweiten der drei Schwierigkeitsgrade (sie beeinflussen u.a. die Stärke der Gegner sowie die prozentuale Ausschüttung seltener Beute) zu einfach vorkommen, deshalb empfehle ich von Beginn an den dritten; zusätzlich kann man sich für Permatod oder Neustart an Checkpoints entscheiden. Alienation bietet mehr Ruhephasen und Raum für defensive taktische Manöver, was mir richtig gut gefällt, aber „einfach“ ist es

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Sehr ansehnlich: Es gibt ein Bestiarium aller entdeckten Aliens. © 4P/Screenshot

nicht. Vor allem wenn das Spiel vor einer „Horde“ warnt, geht es so knallhart und intensiv zur Sache wie noch in der Zombiehatz: Kurz nach der Warnung wird der Bildschirm von dutzenden Aliens in Highspeed geflutet, die einen zu überrennen drohen. Hier muss man aus allen Rohren feuern, Granaten werfen, Spezialfähigkeiten einsetzen und gleichzeitig schnell aus der Gefahrenzone fliehen. Vor allem im 4-Spieler-Koop verwandelt sich der Bildschirm bei Dauerfeuer, Raketengezische und Granatendonner in ein prächtiges Polygongewitter!

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Waffen können in bis zu fünf Seltenheitsstufen auftauchen. © 4P/Screenshot

Ihr könnt alleine oder mit bis vier Leuten kooperativ online durchstarten; ein lokaler Multiplayer ist nicht vorhanden, wird aber laut Housemarque per Patch nachgeliefert. Man kann übrigens vor dem Spiel einstellen, ob „Invasionen“ zugelassen sind. Dann kann es ohne persönliche Einladung einen fliegenden Wechsel von fremden Mitspielern geben, die plötzlich auftauchen und helfen – aber Vorsicht: Sie können „abtrünnig“ werden. Also muss man à la Dark Souls mit menschlichen Feinden rechnen – eine nette Idee! Genauso wie das Bestiarium, das alle bisher enrdeckten Aliens als schöne 3D-Modelle zeigt. Interessant für Perfektionisten als auch die Langzeitmotivation: Hat man das Spiel im ersten Durchlauf gemeistert, wartet eine Art „New Game +“ auf euch, nur dass das hier „World Level #2“ heißt. Freut euch beim zweiten Spiel auf einige interessante Zusätze in der Levelstruktur, den Quests als auch der Beute.