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Zero Time Dilemma (Adventure) – Das existenzielle Finale

Das Puzzle-Adventure Zero Time Dilemma ist für 3DS sowie für PS Vita und für PC erschienen. Der Nachfolger zu 999: Nine Hours, Nine Persons, Nine Doors und Virtue’s Last Reward inszeniert das finale Drama um Leben und Tod, bei dem es vordergründig um das perfide Spiel eines Irren geht. Ein maskierter Fremder hält neun Charaktere als Geiseln und zwingt sie, an seinen tödlichen Aufgaben teilzunehmen. Ob das komplett auf Englisch oder Japanisch spielbare Abenteuer unterhalten kann, klärt der Test.

© Spike Chunsoft / Aksys Games

Das Leben ist unfair…

…mit dieser Begründung müssen sich alle zufrieden geben, wenn der maskierte „Zero“ mal wieder per Fernseher spricht und wie ein Märchenonkel eine seiner Anekdoten aus dem wahren Leben zum Besten gibt – meist sterben Menschen darin aufgrund eines blöden Zufalls. Da es einige Sprüche, Metaphern und philosophische Andeutungen gibt, sollte man sehr gut Englisch lesen können, um wirklich ohne Brüche in dieses Mystery-Adventure abzutauchen. Was will der Unbekannte damit sagen? Hat das Ganze einen tieferen Sinn? Ist es Zufall, dass diese Geiselnahme vor dem Jahreswechsel stattfindet? Geht es um mehr als seinen Wahnsinn, sondern um den der ganzen Welt?

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Tja, wie kommt man hier aus? Was will der maskierte Irre? Zero Time Dilemma stürzt neun Charaktere in ein tödliches Spiel. Dieser dritte Teil bildet das Finale der Serie. (3DS) © 4P/Screenshot

Wer Antworten finden will, muss mitspielen. Und Zero diktiert als gnadenloser Spielleiter alle Regeln für die neun Charaktere, die er im Atomschutzbunker gefangen hält. Keiner weiß, warum sie hier sind und wer hinter der Maske steckt. Manch einer reagiert stinksauer oder sarkastisch, andere sind einfach nur verzweifelt oder verängstigt. Aber egal wie oft sie sich fragen, was das alles soll: Sie müssen an diesem perfiden Spiel teilnehmen – oder alle sterben. Tja, was für ein existenzielles Dilemma!

Sechs Tote für die Freiheit

Wie kann man entkommen? Nur wenn die Teilnehmer sechs Codes finden, lässt sich die X-Tür in der zentralen Lounge öffnen und der Aufzug in die Freiheit aktivieren.

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Diese Uhren sind fest an den Handgelenken der Geiseln arretiert. Nach einer bestimmten Zeit injizieren sie eine Schlaf- und Gedächtnisdroge. An alle Neueinsteiger: Fangt unbedingt mit 999 an, spielt dann das grandiose Virtue’s Last Reward und erst zum Schluss dieses Finale. (3DS) © 4P/Screenshot

Das erste Problem ist, dass es immer nur dann einen Code gibt, wenn eine Person stirbt – zwei Drittel der Geiseln sind also schon todgeweiht. Das zweite Problem ist, dass sie in drei räumlich getrennten Gruppen unterwegs sind, die nicht offen miteinander kommunizieren können: C-Team, Q-Team und D-Team. Das dritte Problem ist, dass jede Gruppe nur jeweils 90 Minuten ihr Umfeld recherchieren kann, bevor eine Schlaf- und Gedächtnisdroge über die fest arretierten Armbänder injiziert wird.

Die fehlenden Erinnerungen sind strukturell verständlich, aber erzählerisch kontraproduktiv: Jedesmal, wenn man in einem Raum aufwacht, wissen die Beteiligten nichts von früheren Lösungen, Erkenntnissen oder Konflikten – so kann sich natürlich keine Beziehung oder Geschichte fließend entwickeln, weil alle immer neu starten.

Eine Übersicht namens „Global Flowchart“ zeigt die bisher freigeschalteten sowie noch verschlossenen Episoden an, die alle anders ausgehen können. Das Schöne ist: Man kann jederzeit zurück, um sich anders zu entscheiden und vielleicht ein alternatives Ende zu sehen. Das lohnt sich, weil es teilweise überraschende und schonungslose Auflösungen gibt. Trotzdem entsteht ein sehr fragmentiertes Storytelling, bei dem der Unterhaltungswert stark von den Dialogen sowie Rätseln im gewählten Abschnitt abhängt – und beides kann qualitativ schwanken.