Am dreistesten ist allerdings die mangelhafte Unterstützung von Gamepads. Eigentlich wäre ein Dualstick-Controller ja geradezu prädestiniert für die im Mittelpunkt stehenden Faustkämpfe, aber trotz stundenlangen Experimentierens mit unterschiedlichen Modellen, wollte die Maus einfach nicht die Kontrolle über die Kamera abtreten, so dass jeder, der nicht einen dritten Arm sein Eigen nennt, zur Steuerung mit Tastatur und Nager gezwungen wird.
Die funktioniert zwar halbwegs zufrieden stellend und bietet bei Feuergefechten mitunter sogar Vorteile, nötigt aber auch zu Fingerverrenkungen und dem Kleben direkt am Bildschirm. Letzteres ist aber sowieso Pflicht, da die Fadenkreuze der Schusswaffen zum Teil so winzig sind, dass man sie mit der Lupe suchen muss, was quasi einen vierten Arm voraussetzt. Alternativ kann man sich natürlich auch die beiden Hände eines Freundes borgen, der mangels sonstiger Mehrspielerelemente so doch noch zu Koop-Ehren kommt.
Solisten bekommen neben der nur wenige Stunden dauernden Story-Kampagne hingegen noch einen drögen Herausforderungsmodus spendiert, bei dem man sich Stockwerk um Stockwerk an die Spitze eines feindverseuchten Gemäuers kämpfen kann, um seinen Mangel an sinnvoller Beschäftigung in Online-Ranglisten zur Schau zu stellen. Wer will, kann sich auch auf die Jagd nach Steam-Achievements machen, wo Zeno Clash im Moment für knapp 16 Euro zu haben ist. Die ordentliche englische Synchro wurde hierzulande deutsch untertitelt. Allerdings ist Letztere eher von durchwachsender Qualität und wirkt zum Teil wie unbeaufsichtigt durch Babel Fish gejagt. Besonders tragisch ist das jedoch nicht, da viele Sätze auch im Originalton kaum Sinn ergeben.
Zwischen Langeweile und Frust
Wenig Gedanken scheint man sich auch beim Schwierigkeitsgrad und der Spielbalance gemacht zu haben. Zwar gibt es drei verschiedene Schwierigkeitsstufen, zwischen denen man jederzeit hin und her wechseln kann. Aber meist sind die Auseinandersetzungen entweder auf allen drei Stufen zu niedrig oder selbst auf der leichtesten Stufe zu hoch.
Vor allem im Clinch mit mehreren Gegnern, die auch noch Gebrauch von Schusswaffen machen oder sich auf unerreichbaren Anhöhen verschanzen, sind Nerven gefragt. Auch die Bosskämpfe sorgen entweder für müde Gähner oder hasserfüllte Frusttiraden. Von einem ausgewogenen Anstieg der Lernkurve ist Zeno Clash jedenfalls genauso weit entfernt wie die CSU von einer gönnerischen Schirmherrschaft der ESL.
So prügelt und ballert man sich teils gelangweilt, teils fluchend durch mickrige Spielabschnitte, nickt dem Artdesign immer wieder anerkennend zu, genießt jede Menge unfreiwilliger Komik und schüttelt angesichts der spielerischen Defizite verständnislos den Kopf. Egal ob nutzlose Begleiter, falsche Zielangaben oder regungslos in Hindernissen verhängender Bossgegner, die Mängelliste nimmt einfach kein Ende. Schade um die zum Teil wirklich interessanten und gelungenen Ansätze, aber die Fehlgeburt ihres Babys haben sich die chilenischen Entwickler am Ende selbst zuzuschreiben. Hoffentlich lernen sie aus diesem Patzer und entwickeln demnächst einen grafisch ungewöhnlichen UND spielerisch gesunden Sprössling.