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Yoku’s Island Express (Geschicklichkeit) – Ein bezaubernder Mix

Noch nie war das Flippern so entspannend: Yoku’s Island Express verlegt das Kugel-Gebolze auf eine idyllische Insel voller versteckter Grotten und kreuzt es mit einem offenen Action-Adventure im Metroid-Stil. Warum wir so angetan sind von dieser Mischung, verrät der Test.

© Villa Gorilla / Team 17

Vielseitige Inselwelt

Auf dem Weg zur Gottesrettung rollt man auch jeder Menge Questgebern über den Weg, für die man z.B. das Werkzeug zu einer Brückenreparatur besorgt. Oder man soll verzogene Empfänger der Pakete ausfindig machen. Auf einer Bergtour mit den Weltraummönchen muss man sogar die Rakete von Riesenspinnen befreien. Manche Bosse zählen zu den Highlights des Spiels, weil man sie schön mit der Hilfe von Multibällen, explosiven Schnecken und anderen Ideen bearbeitet. Andere enttäuschen eher mit einem kurzen und zu leichten Kampf, bei dem der Jazz-Soundtrack viel zu belanglos vor sich hin düdelt, um Spannung aufkommen zu lassen. Davon abgesehen passen die relaxten Melodien übrigens bestens. Auch die Story plätschert relativ gefällig vor sich hin, statt für Spannung zu sorgen. Schade – da wäre mehr drin gewesen, wie wir seit Ori and the Blind Forest wissen. Schön ist der Umstand, dass sich das Abenteuer mit der Reihenfolge seiner Bosse und Gadgets so frei angehen lässt: Als wir in der Redaktion über unsere ersten Spielstunden diskutierten, hatte jeder etwas völlig anderes zu berichten.

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Auftritt für die Weltraummönche! © 4P/Screenshot
Nach dem Durchspielen wird es mitunter ein wenig mühsam, den verbleibenden Rest der Umgebung zu erschließen. Manche Orte sind einfach schlecht an die „Bienenbahn“ angeschlossen, so dass man erneut umständlich durch längst abgeschlossene Höhlensysteme kugelt. Nebenbei lassen sich aber immerhin noch diverse Bonus-Früchte oder Sammelobjekte einsacken. Ein wenig gewundert hat mich in dem Zusammenhang, dass es weder ein Punktesystem noch weltweite Bestenlisten oder Herausforderungen an Freunde gibt. Schade – genau das sorgt in klassischeren Flipperspielen wie Pinball FX3 für die größte Motivation.

Technisch kompetent

Ein Volltreffer sind dagegen die knackig-präzise Steuerung und die technische Umsetzung. Auf allen Systemen bleibt es stets sauber, flüssig und sieht bemerkenswert gut aus. Vor allem die dicht überwucherten Kultstätten im dreidimensionalen Hintergrund tragen hier viel zur Atmosphäre bei. Die Welt ist nicht ganz so groß und belebt wie in Ori oder manch anderem Action-Adventure, dafür aber sehr liebevoll gestaltet. Die Reise führt durch den überwucherten Urwald, an verträumten Traumstränden entlang, in Katakomben voller geheimnisvoller Kultstätten sowie in frostige Gefilde.

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Angenehm kühl: In den Bergen herrscht Eiszeit. © 4P/Screenshot

Der durch die Luft wirbelnde Schnee und die Vegetation im Vordergrund sind echte Hingucker:  Kleine Grasbüschel wiegen sich ähnlich aufwändig und unregelmäßig im Wind wie in großen 3D-Produktionen. Die technische Kompetenz kommt nicht von ungefähr: Hinter dem Team stecken alte Chef-Entwickler von Starbreeze, die für alte grafische Meilesteine wie The Chronicles of Riddick: Escape from Butcher Bay oder Enclave verantwortlich sind. Da sich kein großer Publisher für das Thema eines Adventure-Flippers begeistern konnte, gründeten sie kurzerhand das Indie-Studio Villa Gorilla und landeten beim Publisher Team 17, der sich bekanntlich auf kleinere Teams und Titel spezialisiert hat. Unterm Strich steckt in Yoku’s Island Express eine frische, liebenswerte und herrlich entspannte Interpretation des zweidimensionalen Action-Adventures, bei der die Flipper-Mechaniken erstaunlich gut zur offenen Welt und seinen Spezialfähigkeiten passen.