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Yesterday Origins (Adventure) – Makabrer Ausflug ins vergangene Leben

Vor vier Jahren erforschten die Entwickler der unbeschwerten Runaway-Adventures eine unerwartet düstere Seite ihrer Persönlichkeit. Nach dem Story-Twist von Der Fall John Yesterday macht sich der Protagonist in Teil 2 auf die Suche nach den Urspüngen der dämonischen Magie, die sein Leben bestimmt. Kann die Verschwörungsgeschichte im Stil einer Graphic Novel erneut fesseln?

© Pendulo Studios / Microïds

Zynismus des ewigen Lebens

Passend zur finsteren Stimmung wirken auch die Dialoge meist gefühlskalt – eine schöne Abwechslung zu all den tollpatschig-sympathischen Charakteren der Adventurewelt. Obwohl ihre Erinnerung im Laufe der Jahrhunderte immer wieder gelöscht wurde, hat sich beim Umgang des Pärchens doch eine gewisse Verbitterung durch die Zeit gerettet. Von kleinen Gesten wie einem Küsschen abgesehen erinnert ihr Pragmatismus eher an den eines alternden Ehepaars – sogar, wenn es zum Ende hin um ernsthafte Konsequenzen durch alternative Entscheidungen geht. Johns Abgeklärtheit äußert sich auch darin, dass er moderne Dinge wie Turnschuhe oder soziale Netzwerke tendenziell verabscheut – ein schönes Detail. Das gelungene Ende beschert der in Teilen vor sich hin plätschernden Geschichte noch mal etwas mehr Tempo und Dramatik.

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Was führt der neue Mentor tatsächlich im Schilde? © 4P/Screenshot
Beim Vorgänger reichte es trotz der fesselnden Geschichte nur zu einer Wertung von 75%

. Schuld daran waren vor allem Probleme bei Bedienung und dem Rätseldesign. Auch diesmal gingen mir von Beginn an einige Macken der technischen Umsetzung auf die Nerven. Vor allem mit der eigentlich empfohlenen Controller-Steuerung übersieht man gerne mal einen wichtigen Gegenstand. Manchmal muss man sich erst ein paarmal umdrehen, bis man den passenden Hotspot per A- bzw. X-Taste  auswählen kann.  Wenn sich nach dem Anklicken ein Comic-Panel öffnet, wird außerdem oft erst nach einer Weile ersichtlich, dass man es noch näher untersuchen kann, indem man die Kamera auch zu unerwarteten Ecken bewegt.

Technische Störfaktoren

Das Kombinieren von bis zu fünf Gegenständen bleibt manchmal ebenfalls undurchsichtig: Um etwa eine Tabakpfeife detailgenau zu bemalen, muss das Vergrößerungsglas in der richtigen Reihenfolge mit der Pfeife, dem Pinsel, der Tinte und der Vorlage verbunden werden. Obwohl ich bereits die Lösung kannte und alle Gegenstände im Inventar hatte, bin ich vor der Malstunde also erst einmal ahnungslos durch die Kulisse geirrt. Auf dem PC habe ich gelegentlich sogar Bugs erlebt, so dass sich Hotspots nicht mehr anklicken ließen oder eine Figur komplett aus dem Bild verschwand. In der PS4-Umsetzung sind uns solche Probleme aber bislang nicht begegnet. Die Maussteuerung am PC geht etwas leichter von der Hand, allerdings bewegen sich dabei die eingezoomten Comic-Panels zu träge.

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Der Schwierigkeitsgrad der Rätsel liegt meist auf mittlerem Niveau: Manchmal benötigt man mehrere Objekte, bevor es weitergeht. © 4P/Screenshot

Im Grunde sind die meisten Rätsel logisch gestaltet, so dass man z.B. eine Zeichenvorlage ausdruckt, mit Werkzeugen oder chiffrierten Codes Geheimfächer öffnet und andere verschwörerische Aufgaben erledigt. Immer wieder wechselt man frei zwischen John und Pauline, um sich beim Rätseln mit Inventargegenständen gegenseitig zu ergänzen und Dinge auszutauschen. Auch Erkenntnisse und Gedankengänge werden als Symbole im Inventar gespeichert und müssen in Puzzles kombiniert werden. Im Vorgänger gab oft der mysteriöse Erzähler hilfreiche Hinweise, diesmal wurden sie meist in die Dialoge eingeflochten. Pendulo hat sich viel Mühe gegeben, dem Spieler mit vielen sinnvollen Anmerkungen auf die Sprünge zu helfen. Klickt man z.B. im unpassenden Moment auf eine Statue, erläutert John, warum man sich vorerst nicht mehr darum zu kümmern braucht und welche Probleme wichtiger sind.