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WRC 9 – The Official Game (Rennspiel) – Rallye-Evolution

Mit WRC 9 schlittern Nacon und Kylotonn so langsam der Zielgeraden entgegen, denn ab 2023 werden die Rennspiel-Spezialisten von Codemasters die FIA-Lizenz zur Rallye-Weltmeisterschaft übernehmen. Ob sich die Franzosen für den finalen Auftritt nochmal ordentlich ins Zeug legen, erfahrt ihr im Test.

© KT Racing / Nacon

Vom Schrottplatz zum ernsten Herausforderer

Blickt man heute auf die WRC-Spiele des Studios mag man es kaum noch glauben, welchen schrottreifen Einstand Kylotonn vor fünf Jahren mit WRC 5 hingelegt hat. Denn mittlerweile ist man bei einem Niveau angekommen, mit dem die Reihe durchaus als eine mögliche Alternative zu DiRT Rally empfohlen werden kann. Entsprechend baut man bei WRC 9 auf dem soliden Fundament, das man sich in den letzten Jahren und vor allem mit dem Vorgänger erarbeitet hat. Einer der großen Vorteile gegenüber der Konkurrenz ist ohne Zweifel die Lizenz: WRC 9 beinhaltet über 50 offizielle Teams der WRC, WRC 2, WRC 3 und Junior WRC mit originalgetreu nachgebildeten Fahrzeugen diverser Hersteller, deren Details vor allem im Showroom zur Geltung kommen. Darüber hinaus sind selbstverständlich alle Fahrer inklusive der wichtigen Ko-Piloten an Bord, die mit ihren Anweisungen aus dem „Gebetsbuch“ meist verlässlich den Streckenverlauf ansagen – und das in mehreren Sprachen, wobei auch wieder das gewünschte Timing angepasst werden darf. Corona zum Trotz hält das Spiel auch am ursprünglich geplanten Kalender der aktuellen Saison fest. Entsprechend finden sich alle 13 Station rund um den Globus, darunter die Neuzugänge Kenia, Neuseeland und Japan. Dabei präsentieren sich vor allem die Fahrten durch die afrikanische Savannenlandschaft mit ihrem weitläufigen Terrain als willkommene Abwechslung zu den meist engen und verschlungenen Etappen anderer Ländern, die mitunter über 20 Kilometer lang sind und höchste Konzentration erfordern. Denn eine Rückspulfunktion gibt es hier nicht und mit einem aktivierten Schadensmodell ist nach heftigen Kollisionen sogar ein vorzeitiges Ausscheiden möglich. Zwar wirken die mitunter spektakulären Unfälle mit Überschlägen nicht unbedingt authentisch und Beschädigungen mitunter inkonsequent, aber trotzdem erweist sich das Schadensmodell als Bereicherung, um Spannung und Anspruch zu steigern.

Vertrautes Fahrgefühl

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Ausflüge in den Schnee gehören zum Pflichtprogramm einer Rallye-Simulation. © 4P/Screenshot

Hinsichtlich der Fahrphysik fühlt sich WRC 9 umgehend vertraut an, sofern man den Vorgänger kennt. Und das ist eine gute Sache: Schon dort verhielten sich die PS-Schleudern mit ihrem Hang zum Übersteuern meist nachvollziehbar und unterstrichen mit ihrem gelungenen Fahrverhalten den simulativen Ansatz, den die Entwickler ausdrücklich verfolgen. Daher sollte man keine gemütliche Spazierfahrt mit Arcade-Drifts erwarten, wenn man über Asphalt, Schotter, Eis und Schnee prescht. Zwar kann man sich mit Hilfen wie ABS, Traktionskontrolle & Co unter die Arme greifen lassen und versuchen, das vereinfachte oder detaillierte Setup möglichst genau auf die Streckenbedingungen sowie den eigenen Fahrstil zuzuschneiden. Trotzdem wird man Mühe haben, die Boliden auf der Strecke zu halten, sich auf die wechselnden Fahrbahnbeläge einzustellen und auf den meist fordernden Etappen möglichst schnell ans Ziel zu kommen. Vor allem das Fahren mit einem Controller erweist sich aufgrund der sensiblen Steuerung als Herausforderung. Es ist zwar irgendwie machbar, aber ein Lenkrad ist schon allein aufgrund des ordentlichen Force Feedbacks eindeutig die bessere Wahl. Kleine Notiz am Rande: Die Trueforce-Funktion des Logitech-Wheels G923, das wir gerade erst in einem Test besprochen haben, wird von WRC 9 (noch) nicht unterstützt.    

Karriere in der WRC

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Team und Fahrzeuge lassen ich im F&E-Bereich verbessern. © 4P/Screenshot

Das Konzept der Karriere wird nahezu unverändert beibehalten: Der Weg von der Nachwuchs-Serie zu den Top-Teams der WRC erfordert nicht nur Können hinter dem Steuer bei Wertungsprüfungen, Trainingsläufen sowie diversen Herausforderungen unter extremen Bedingungen, sondern umfasst auch Management-Aufgaben rund ums Personal, die Finanzen und die Entwicklungsabteilung. Entsprechend kümmert man sich um die Einstellung von Mitarbeitern, stellt Wochenpläne für Veranstaltungen auf, zahlt Rechnungen für Reparaturen und investiert im F&E-Bereich in die Weiterentwicklung von Crew-Fähigkeiten sowie Verbesserungen am Fahrzeug. Im Vergleich zum Vorgänger hat sich aber recht wenig getan und die Karriere leidet immer noch an einer unnötig verschachtelten Menüstruktur samt mäßiger Präsentation. Aber der Umfang stimmt und angesichts zahlreicher Zusatz-Herausforderungen sowie selbst gesteckter Ziele mangelt es auch nicht an Motivation. Wer auf den ganzen Management-Kram verzichten möchte, findet im Spielmodus „Saison“ eine Alternative, in dem man zwar ebenfalls in Nachwuchs-Serien starten muss, sich dabei aber voll auf das Rennenfahren konzentrieren kann. Leider ist es hier immer noch nicht möglich, eigene Meisterschaften mit einem individuellen Kalender zusammenzustellen.