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WRC 6 (Rennspiel) – Lizenz-Gurke im Aufwärtstrend?

Nachdem Milestone zuletzt schon keine besonders gute Figur gemacht hat, haben sich nach dem letztjährigen Einstand auch die Entwickler von Kylotonn nicht mit Ruhm bekleckert, als sie ihre erste Lizenz-Katastrophe rund um die FIA World Rally Championship (WRC) ablieferten. Getreu dem Motto „Es kann ja nur besser werden“ wagen das französische Studio und Publisher Big Ben Interactive mit WRC 6 einen neuen Anlauf. Landet man erneut im Graben oder geht es tatsächlich aufwärts?

© Kylotonn Racing Games / Big Ben Interactive

Es wird eng

Eine Sache hat man auf jeden Fall gelernt: Breite Straßen haben in einem Rallye-Spiel nichts zu suchen, das den Motorsport möglichst authentisch abbilden will. Das mag bei einem Offroad-Fahrspaßautomaten wie Sega Rally in Ordnung sein, beim offiziellen Spiel zur WRC oder einer Simulation wie DiRT Rally dagegen nicht, bei denen man nicht direkt in Positionsduellen, sondern im klassischen Einzelzeitfahren gegeneinander antritt. Und so orientiert man sich hinsichtlich des Streckendesigns nicht nur stärker am starken Auftritt von Codemasters, sondern auch an den realen Bedingungen, mit denen die Piloten konfrontiert werden. Viele Pisten im Streckenaufgebot fallen entsprechend lang aus, decken teilweise sogar Distanzen von mehr als zehn Kilometern ab. Und endlich hat man nicht länger das Gefühl, auf einer vierspurigen Autobahn unterwegs zu sein. Stattdessen überzeugen die Etappen, die sich über die 14

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Die Fahrbahn ist endlich enger geworden als beim Vorgänger. © 4P/Screenshot

offiziellen Austragungsorte von Monte Carlo bis Australien erstrecken, mit einer engen Fahrbahn, fiesen Haarnadelkurven, gefährlichen Abgründen und holprigen Abschnitten.

Das fantastische Niveau von DiRT Rally wird zwar nicht erreicht, doch bekommt man im Gegenzug eine deutlich größere Auswahl an Schauplätzen. Diverse Witterungsbedingungen in Form von Regen sowie Schnee- und Sandstürmen stehen auf manchen Strecken genauso auf dem Programm wie Rennen bei Tag und auch bei Nacht – nur dynamische Wetterwechsel sucht man vergeblich. In manchen Ländern darf man außerdem in Super Special Stages ein direktes Duell gegen einen anderen Fahrer in den entsprechend gestalteten Rundkurs-Arenen austragen. Seltsam nur, dass man Veranstaltungen hier trotzdem manchmal gewinnt, obwohl der Konkurrent eigentlich als Erster die Ziellinie überquert hat. Trotzdem: Hinsichtlich des Streckendesigns macht WRC 6 eine deutlich bessere Figur als sein missratener Vorgänger.

Keine Fakes mehr

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Dank der offiziellen Lizenz findet man die ecthen Teams und Fahrer der Meisterschaft vor. © 4P/Screenshot

Das gilt auch für die Leistungen der KI-Gegner, denn von den dramaturgischen Skripts bzw. Fake-Zeiten hat man sich zum Glück verabschiedet. Stattdessen sind die Top-Zeiten innerhalb der vier Schwierigkeitsgrade jetzt mehr oder weniger gedeckelt und variieren kaum noch. Wenn man also auf der mittleren Stufe einen Vorsprung von einer Minute herausfährt, dann steht das am Ende auch auf dem Ergebnisbildschirm und wird nicht länger künstlich angepasst, um die Spannung aufrecht zu erhalten und einen knappen Sieg zu suggerieren. Allerdings variieren die KI-Zeiten je nach Etappe auffallend stark: Mal kann man sich gewaltig von der Konkurrenz absetzen, während man sich auf anderen Pisten für das Erreichen der Top-Positionen ordentlich ins Zeug legen muss.