Verdammt. Ich brauche diese Akte! Denn sie ist der Schlüssel, um den Verlauf dieses elenden Krieges doch noch zu verändern und zu verhindern, dass das Regime um General Totenkopf mit seiner überlegenen Technologie die freie Welt unterjocht. Problem: Zwischen mir und meinem Ziel stehen nicht nur der psychopathische Hundenarr Rudi Jäger mit seinem Mech-Köter Greta sowie die besessene Wein-Liebhaberin Helga von Schabbs, sondern auch gefühlt tausende von treuen Regime-Soldaten. Also bleibt mir als US-Held B.J. Blazkowicz wieder nur eine Wahl: Ich packe mein durchschlagendes Waffenarsenal von der schallgedämpften Pistole über Maschinen- und Scharfschützengewehr bis hin zur fetzigen Schrotflinte oder dem krassen Schockhammer, der mit ungeheurer Wucht alles abräumt, was sich vor den Lauf bewegt. Führt man ausgewählte Knarren dann noch beidhändig im Akimbo-Style oder schnappt sich eines der Geschütze, wird aus den Schusswechseln endgültig ein Metzelfest deluxe. Mit ähnlich starken Argumenten überzeugt auch die auf den ersten Blick harmlos wirkende Kampfpistole, die quasi den Granatwerfer ersetzt und einen herrlichen Kollateralschaden anrichtet. Und falls doch mal die Kugeln ausgehen sollte, was angesichts der
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großzügigen Verteilung von Munitionskisten oder Leichenfledderei eher die Ausnahme bilden dürfte, zieht man den Fieslingen einfach mit dem Stahlrohr eins über den Schädel, das sich auch hervorragend als Kletterhilfe oder zum Aufhebeln von Türen missbrauchen lässt.
Dumm, aber gefährlich
Schon in Wolfenstein: The New Order bestand das Fußvolk des Regimes nicht gerade aus Intelligenzbestien, sondern nahm die Rolle des Kanonenfutters oft dankbar an. Daran ändert sich auch im Prequel nicht viel: Zwar suchen die Gegner durchaus Deckung, wechseln ihre Position und sorgen mit zielsicheren Granatwürfen für Druck, doch sind sie in erster Linie nur dann wirklich gefährlich, wenn sie nach einem ausgelösten Alarm in Massen auftreten oder von dicken Panzerrüstungen geschützt werden. Oft hat man wie schon im Vorgänger die Wahl, ob man lieber den Schleichweg mit übermächtigen Nahkampf-Angriffen wagt, um heimlich die per Entfernungsanzeige markierten Kommandanten auszuschalten oder sofort das Feuer eröffnet. Und wieder ist es schön zu sehen, dass das Leveldesign neben geheimen Bereichen erneut viele alternative Routen anbietet, um das Ziel zu erreichen.
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Hin und wieder werden die Angriffswellen geskriptet – und gerade in diesen Momenten übertreibt man es manchmal mit den Gegnermassen, die pausenlos von allen Seiten heran stürmen und dem Spieler kaum Zeit zum Durchatmen lassen. Gerade dieser sprunghaften Anstieg des Schwierigkeitsgrades kann für frustige Momente sorgen, doch dank fairer Checkpunkte wagt man schnell einen neuen Versuch. Auch wenn es der etwas eintönige Einstieg mit immer gleichen Gängen und Gegnern noch nicht vermuten lässt, überzeugt die acht bis zehn Stunden lange Kampagne insgesamt mit einer angenehmen Mischung aus krachender Action, spannendem Schleichen und ruhigen Passagen. Auf redundante Besorgungsaufträge oder das fummelige Hantieren mit dem Laser-Schneider aus dem Vorgänger wurde hier verzichtet – gute so! Stattdessen konzentriert man sich auf das Wesentliche und liefert eine durchgestylte Shooter-Achterbahnfahrt ab, die vom Nazi-Zombie auf dem Friedhof bis zum Saufgelage in der Nazi-Kneipe kein Klischee auslässt und auch hinsichtlich der abwechslungsreichen Schauplätze wie unterirdischen Ausgrabungen, wackeligen Seilbahnen oder Burggemäuern überzeugt. Vor allem in den sehenswerten Außenarealen mit ihren wunderschönen Panoramen und idyllischen Dörfern präsentiert sich die id Tech Engine von ihrer besten Seite, auch wenn es bei genauem Hinsehen weiterhin Probleme mit schwachen Texturen und Kantenbildung gibt. Im Gegenzug profitieren selbst die beiden Konsolen von einer butterweiche Darstellung sowie der flotten und präzisen Steuerung, die auch schon den Vorgänger ausgezeichnet hat. Zudem wirkt die Regie wesentlich stringenter und schwankt nicht länger orientierungslos zwischen Klamauk, Peinlichkeiten und schonungsloser Darstellung.