Frostiger Fortschritt
Sobald ihr euch dabei verkalkuliert und euer Anführer zu schockgefrorenem Speiseeis verarbeitet wird, offenbart sich die wahre Natur von Wildfrost. Denn als Roguelike-Deckbuilder gehören Permadeath und eine gehörige Portion Zufall natürlich zum Rahmenprogramm des Genre-Frischlings. Dauerhaften Fortschritt gibt es zwar, der findet aber ausschließlich durch das Freischalten neuer Karten statt, wodurch die Durchgänge nach und nach durch neue Begleiter oder Gegenstände erweitert werden.
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Abwechslung erfolgt in Wildfrost über eure Karten und Kumpanen, nicht über eure Gegner. Dank verschiedener Mechaniken wie Tinte (deaktiviert vorübergehend Effekte), Schnee (verlangsamt Zähler) oder Pilzen (verursachen kontinuierlichen Schaden) sowie unterschiedlicher Gegenstände und Gefährten, die davon Gebrauch machen, ist für Spieltiefe gesorgt und ihr habt selbst in der Hand, wie ähnlich sich Durchgänge im Vergleich wirklich anfühlen. Im Gegensatz dazu bleiben die Auseinandersetzungen mit den frostigen Bewohnern des Spiels größtenteils gleich: Bei Minibossen und Endgegnern trefft ihr auf eine von zwei zufällige Varianten, ebenso verhält es sich für die Begegnungen mit regulären Feinden, darunter streitlustige Schneemänner, gepanzerte Waschbären und garstige Giftpilze.
Habt ihr erfolgreich einen Durchgang abgeschlossen, könnt ihr euch zukünftige mit zusätzlichen Einstellungen noch schwieriger gestalten und bekommt als Belohnung den wahren Endgegner von Wildfrost zu Gesicht. Wenn auch der mit dem Bauch nach unten im Schnee liegt und ihr alle Karten freigeschaltet habt, sind die Ressourcen des Spiels ausgeschöpft. Bei mir hat das gut 45 Stunden gedauert, womit Wildfrost zu den kürzeren Vertretern des Genres gehört, insgesamt aber einiges zu bieten hat. Für weiteren Wiederspielwert sorgt die tägliche Herausforderung, bei der ihr euch mit einem vorgegebenen Starterdeck auf einer globalen Rangliste gegen andere Spieler messen könnt.
Die saure Kirsche auf dem sonst so süßen Eisbecher
Obwohl Wildfrost mit seinen simpel scheinenden Mechaniken und den darunter verborgenen, vielseitigen Kombinationsmöglichkeiten eine Sogwirkung entfaltet, die mich von einem Durchgang in den nächsten gezogen hat, ragt aus dem wunderschönen Winterkleid ein schmerzhafter Eiszapfen. Auf Steam haben sich die User-Wertungen zwar mittlerweile erholt, doch zum Release des Spiels lag Wildfrost gerade mal bei 60 Prozent positiver Reviews. Grund dafür: Der hohe Schwierigkeitsgrad. Und ja, auch ich habe im Test die klirrende Kälte der Karten zu spüren bekommen.
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Das umfasst hoffentlich auch geringfügige Abschwächungen für einige Begegnungen: Zwar belohnt Wildfrost taktisches Vorgehen, ein Quäntchen Glück gehört aber nichtsdestotrotz dazu und spätestens im letzten Akt beißen sich Pechvögel die Zähne aus. Hinzu kommt, dass die Werte und Eigenschaften der Anführer zufällig zusammengewürfelt werden und daher extrem unausgeglichen sind: Weil das Ableben des Oberhaupts euer Scheitern bedeutet, sind niedrige Lebenspunkte oder schwache Fähigkeiten zu riskant, weshalb ich mich bisweilen genötigt gefühlt habe, den Stärksten aus der aktuellen Rotation zu wählen, auch wenn das bedeutet, einen Stamm spielen zu müssen, auf den ich vielleicht gerade keine Lust hatte.
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Wenn ich anfange, aus Langeweile Tests zu Deckbuildern - einem meiner absoluten Anti-Genres - zu lesen, sagt das viel über den Zustand... na ja, genug damit.
Schöner Test! Kommt nur ein, zwei Tage zu spät, oder? Ich meine, falls man damit ernsthaft Kundschaft anlocken wollte.